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Das sagt Böhmermann zur Einstellung des Schmähkritik-Verfahrens

Der Maestro hat gesprochen. Und gesungen.

Gestern hatte Jan Böhmermann angekündigt, "ausführlich persönlich" Stellung zu nehmen und so wie vielleicht viele Redaktionen im deutschsprachigen Raum haben auch wir alle drei Sekunden Twitter aktualisiert und der Stellungnahme mit genau so großer Spannung entgegengefiebert wie Michi Buchingers nächster Hassliste oder dem Urteil des Verfassungsgerichtshofes über die Wiederholung der Bundespräsidenten-Stichwahl. Und Statt eines "Jo, gute Sache, danke Staatsanwaltschaft Mainz für die Einstellung des Verfahrens"—so etwas hätten wir ihm durchaus zugetraut—kam tatsächlich eine ausführliche Stellungnahme. Und zwar eine, in der jede Formulierung so präzise und fachlich korrekt ist, dass selbst die humoristischen Elemente der Stellungnahme nicht böhmermannesk wirken und ihr die Schwere nicht nehmen können. Umso wichtiger: Die Rückkehr zum Quatschkopf-Style mit Gitarre, Hanuta und Marius-Müller-Westernhagen-Song am Ende.

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Die türkische Regierung hatte am 11. April die Strafverfolgung von Jan Böhmermann gefordert. Grund: das Erdoğan-Gedicht aus Neo Magazin Royale. Die Bundesregierung hatte die Behörden ermächtigt, ein entsprechendes Verfahren einzuleiten. Eine Strafverfolgung wegen Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhauptes ist nur möglich, wenn ein Strafverlangen der ausländischen Regierung vorliegt und die Bundesregierung die Ermächtigung zur Strafverfolgung erteilt hat. Die Mainzer Staatsanwaltschaft, die die Anklage geprüft hatte, teilte am Dienstagnachmittag mit, dass sie das Ermittlungsverfahren eingestellt hat.

Böhmermann arbeitet Punkt für Punkt die letzten Monate auf: "Es steht also zumindest vorerst amtlich fest, es geht im Kern um einen Witz." An Formulierungen wie dieser wird klar, wie vorsichtig er sich ausdrücken muss. (Klar, hier sitzen Journalisten und schauen sich dieses Video an, jedes Zitat könnte eine Headline werden.)

Grund für die vorsichtige Formulierungen mit Worten wie "vorerst" könnte außerdem sein: Am 2. November soll noch eine zivilrechtliche Klage Erdoğan gegen Böhmermann in in Hamburg vor Gericht kommen. Aber: Nach der Entscheidung in Mainz sind die Chancen auf einen Erfolg ziemlich gesunken.

Er erwähnt auch, dass es eigentlich ein Witz ist, wie viel über die Causa Böhmermann berichtet wurde, während in der Türkei Menschen viel Schlimmeres durchmachen. Das Ganze sei sein Witz, sagt er.

Böhmermann sagt auch, dass einige das Gedicht geschmacklos fanden, andere genau richtig. Dann fängt er an zu singen. Einige finden seine Musik geschmacklos, andere genau richtig.