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DIE ÜBERLEBENS-KÜNSTLER-AUSGABE

Die Exorzismus-Industrie ist im 21. Jahrhundert angekommen

Sicher würdet ihr es vorziehen, dass ein Priester zu euch nach Hause kommt, um euch den Teufel auszutreiben, wenn dieser Besitz von euch ergriffen hat. Aber wer hat in unserer Gesellschaft noch Zeit?

Sicher würdet ihr es vorziehen, dass ein Priester zu euch nach Hause kommt, um euch den Teufel auszutreiben, wenn dieser Besitz von euch ergriffen hat. Aber wer hat in unserer Gesellschaft noch Zeit? Kann man Dämonen nicht auch mittels Webcam oder Handy austreiben? Man kann. Carlos Oliveira, ein brasilianischer Christ und Exorzist, der sein Gewerbe nun schon seit 25 Jahren betreibt—zunächst in Brasilien und heute in Fresno, Kalifornien—erzählte mir, dass er häufig mittels Telefongesprächen Dämonen austreibt. Seine Verbindung zu Jesus Christus, die ihm hilft, das Böse zu vertreiben, kann sich über Festnetz oder auch in WLAN-Hotspots manifestieren.

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Carlos arbeitet in Vollzeit als freiberuflicher Exorzist, eine ziemlich schwierige Sache. Er verlangt kein Geld für seine Dienste, nimmt aber Spenden seiner Kunden an.

Die Frage nach der Bezahlung für Exorzisten ist ein dorniges Feld. Erzbischof Isaac Kramer der Anglo-Katholischen Kirche, der in seinem Leben vier Exorzismen durchgeführt hat, nimmt kein Geld für seine Dienste an und verachtet diejenigen, die es tun. Vermutlich, weil Priester, die Geld dafür annehmen, wie Betrüger wirken.

Andere Dämonenjäger betrachten ihre Arbeit nicht nur als Berufung, sondern auch als Karriere. Bob Larson, ein berüchtigter Fernsehprediger, zum Beispiel, bietet inzwischen Exorzismus über Skype an, gegen eine Spende von 295 Dollar.

„Diese Menschen richten mehr Schaden an, als dass sie jemandem nutzen“, sagte Isaac über Leute wie Larson. „Das sind bloß Scharlatane. Wenn man einen Exorzismus durchführt, muss man dabei mehrere Gebete sprechen. Die Dämonen müssen angerufen werden. Und man braucht Weihwasser und andere Utensilien, die man nicht über einen Computerbildschirm schicken kann.“

Solche Streitereien über den Ablauf und die Bezahlung von Exorzismen mag der weltlich orientierten Öffentlichkeit, die das Thema eher als Stoff von Horrorfilmen kennt, albern vorkommen. Tatsächlich hat ein Priester aus Indiana die Geschichte eines von ihm durchgeführten, spektakulären Exorzismus Anfang dieses Jahres an eine Filmproduktionsfirma verkauft. Während manche Leute sich fragen, ob Dämonen über Webcams ausgetrieben werden können, werden die meisten deren Existenz generell infrage stellen.

„Ich würde sagen, in 30 Prozent aller Fälle [wird unser Beruf ernst genommen]“, erzählte mir David Biery, ein anglo-katholischer Kollege von Isaac. „Unsere Gesellschaft wird immer weltlicher und die Menschen haben keine Moral mehr.“

„Es ist eine Berufung“, sagte mir Carlos. „Eine Gabe Gottes. Ich treibe keine Dämonen aus, weil ich die Kompetenz besitze. Ich treibe keine Dämonen aus, weil ich mächtig bin. Ich tue es einzig und allein im Namen von Jesus Christus.“