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Böser Bulle, böser Bulle

Die Stuttgarter Einsatzleiter gegen den Prügler aus Pappenheim

Unsere wöchentliche Polizisten-Watch geht in die nächste Runde. Dieses Mal mit zwei hochrangigen Beamten, die sich bei der Niederschlagung der Proteste um Stuttgart 21 besonders unrühmlich hervorgetan haben, und einem übereifrigen Ordnungshüter, der...

Polizisten sind auch nur Menschen. Manchmal sind sie sogar ziemlich schlechte Menschen. Das wird zum Problem, wenn man bedenkt, wie viel mehr Macht so ein Polizist im Verhältnis zu einem Normalbürger hat. Wenn er seiner schlechten Laune mal freien Lauf lässt, kann das für Umstehende gefährlich werden. Hier stellen wir euch ein paar eurer Freunde und Helfer vor, die gerade bei ziemlich schlechtem Benehmen erwischt wurden:

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Die Stuttgarter Einsatzleiter

Heute (am Dienstag) begann am Landgericht Stuttgart der Prozess gegen zwei Polizeibeamte, die sich wegen fahrlässiger Körperverletzung in Verbindung mit den Protesten um Stuttgart 21 verantworten müssen. Am 30.9.2010 hatte die Polizei bei der Räumung des Stuttgarter Schlossparks Wasserwerfer eingesetzt und dabei mindestens 130 Menschen verletzt, neun davon schwer.

Den beiden Polizisten, die am Tag des Protests als Einsatzabschnittsleiter eingesetzt waren, sollen der Anklage zu Folge ihre Sorgfaltspflicht vernachlässigt haben. Konkret wird ihnen vorgeworfen, dass sie den Befehl, nur Wasserregen einzusetzen, nicht an die Kommandanten der Wasserwerfer weitergegeben haben sollen und nicht eingriffen, als harte Wasserstöße die Demonstranten auf Kopfhöhe trafen. Traurige Berühmtheit erlangte der Rentner Dietrich Wagner, dem die Augenlider abgerissen wurden, als ihn der Strahl des Wasserwerfers direkt ins Gesicht traf. Auch andere Demonstranten erlitten schwere Augenverletzungen.

Die Anwälte der Beamten—die bis heute weiterhin im höheren Polizeivollzugsdienst tätig sind—drückten ihr Bedauern gegenüber den Opfern aus, versuchen die Verantwortung für die Geschehnisse aber auf das Polizeipräsidium abzuwälzen. Laut Aussage der Verteidiger hätten die beiden „ihre dienstlichen Pflichten ordnungsgemäß erfüllt und zu keinem Zeitpunkt des Einsatzes eine vorschriftswidrige Vorgehensweise der Wasserwerfer wahrgenommen.“ Die Behauptung, dass die Polizisten während des Einsatzes nichts davon mitgekriegt hätten, dass Menschen verletzt worden seien, halten die Geschädigten, die im Prozess als Nebenkläger auftreten, derweil für unglaubwürdig.

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Der Prozess wird noch bis zum Dezember fortgesetzt. Unklar ist noch, ob der ehemalige baden-württembergische Ministerpräsident Stefan Mappus auch als Zeuge aussagen wird. Abgesehen von den beiden Einsatzabschnittsleitern hat das Amtsgericht Stuttgart außerdem Strafbefehle gegen vier weitere Polizisten wegen fahrlässiger Körperverletzung erlassen.

Der Prügler aus Pappenheim

Volksfeste sind eine unangenehme Angelegenheit. Das Essen ist fettig, die Musik ist grauenhaft und literweise billiger Alkohol fördert die niedersten Instinkte der menschlichen Spezies zutage, so dass der Rummel spätestens bei Einbruch der Dunkelheit in eine bierbefeuerte Massenschlägerei ausartet. Wenn das völkische Spektakel dann auch noch im bayerischen Pappenheim stattfindet und sich die Leute, die das Chaos eigentlich im Zaum halten sollen, als die schlimmsten Prügelknaben herausstellen, könnt ihr euch denken, wo das Ganze hinführt.

Vor dem Amtsgericht in Weißenburg muss sich seit heute ein 41-jähriger Polizist wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten, weil er einen bereits am Boden liegenden und gefesselten Mann gegen den Oberkörper getreten haben soll. Der Mann hatte sich vorher geweigert dem Streifenwagen, in dem der Polizist auf dem Volksfest patrouillierte, aus dem Weg zu gehen.

Daraufhin seien der Beamte und seine Kollegen au dem Wagen gesprungen und hätten den Mann zu Boden geworfen. Einem weiteren Besucher, der das Vorgehen der Beamten mit seinem Handykamera filmen wollte, soll der angeklagte Polizist erst das Handy aus der Hand geschlagen und ihn anschließend mit Pfefferspray angegriffen haben.

Der Prozess mit insgesamt 13 Zeugen wird noch bis morgen fortgesetzt.

Wer ist schlimmer?
Und die guten Polizisten der Woche: Der schwule Polizist und seine lesbische Kollegin, die gegen die Anweisungen des Brandenburger Innenministeriums rebelliert haben und zusammen mit anderen homosexuellen Polizisten in ihren Uniformen bei der CSD Parade in Berlin mitgelaufen sind.