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Das Neueste aus dem rechten Internet: #halalchallenge

Warum ein Haufen Vollidioten im Supermarkt heimlich Schweinfleisch auf Halal-Fleisch legt​.

Wir haben uns ja schon öfters mit dem Thema „Halal"-Fleisch in den österreichischen Supermärkten beschäftigt: warum die Aufregung um das Halal-Fleisch bei Spar völlig daneben war oder warum Halal-Gegner versucht haben, einen Shitstorm gegen Merkur zu starten. Ähnliche Diskussionen gibt es natürlich auch in unserem Nachbarland Deutschland.

Denn auch das Deutschland von heute kann teilweise ganz schön unheimlich sein, wenn man Angst vor Veränderungen hat: In den Innenstädten gibt es oft mehr Dönerbuden als traditionsbewusste deutsche Gaststätten, die Kinder schauen den ganzen Tag einem dauergrinsenden Typen auf YouTube zu, der irgendwie auch ausländisch aussieht, und in ganz vielen Supermärkten wird „Halal"-Fleisch angeboten.

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Aus irgendeinem Grund ist es besonders der letzte Punkt, der „Islamkritiker" und Überfremdungswarner immer wieder mit schöner Regelmäßigkeit zur Weißglut treibt. Schon das Gerücht, bei Edeka gebe es in Zukunft „halal"—also für gläubige Muslime „erlaubtes"—Fleisch zu kaufen, brachte der Supermarkt-Kette vor Kurzem einen Shitstorm ein, in Österreich zog die Kette Spar ihr angekündigtes Halal-Angebot wieder zurück, nachdem es dort im Dezember einen Aufschrei der Empörung gegeben hatte. Dabei sind Halal-Produkte in deutschen Supermärkten noch lange nicht weit verbreitet—ein paar Filialen bieten das Fleisch aber an.

Um dieser schleichenden Islamisierung der deutschen Fleischtheke Einhalt zu gebieten, wurde jetzt die #halalchallenge ins Leben gerufen. „Zeig Deine Ablehnung der Halal Schlachtung gegenüber, indem Du wie bei der #Icebucket Challenge ein Video drehst", heißt es auf der noch ziemlich frischen Facebook-Seite zur Kampagne. Und dann kommt die Challenge: „Dazu lege Schwein in die #Halaltheke und filme es. Dann poste das Video in Deiner Facebook Chronik, bei Instagram oder bei Youtube oder sonstwo und nominiere den nächsten Freund!"

Von diesem subversiven Akt der Produktstapelung erhoffen sich die Initiatoren offenbar ein starkes Signal gegen die „Islamisierung". Die Idee hat jedenfalls schon einen begeisterten Verbreiter: Dominik Roeseler, einer der Mitgründer von „Hooligans gegen Salafisten" und bis vor Kurzem noch stellvertretender Parteivorsitzender der rechtspopulistischen „Bürgerbewegung Pro NRW" (es läuft gerade ein Ausschlussverfahren gegen ihn, weil er sich bei Facebook darüber gefreut hatte, dass die Tochter eines Kölner Sängers zusammengeschlagen worden war). Roesler ist sich sicher: Mit dieser Aktion wird man „Widerstand gegen die schleichende Islamisierung leisten."

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Tatsächlich hat die Seite „Halal Challenge" schon die ersten Einsendungen veröffentlicht. Insgesamt gibt es schon drei verschiedene Videos, in denen wackere Verteidiger des Abendlandes heimlich Schweinefleisch auf Packungen mit Halal-Fleisch legen.

Die innovative Aktion findet viel Zuspruch: „Also ich finde diese Idee nicht schlecht .weil so vermisst man den spastis das essen", schreibt ein Nutzer, „Weiter so, ich bin begeistert". Dass es bei der ganzen Aktion nicht um Tierschutz, sondern um reinen Islamhass geht, ist dabei ziemlich offensichtlich. Zwar hat die Seite auch einen längeren Post darüber geteilt, wie brutal die Schlachtung nach „Halal"-Regeln angeblich sei—aber dass es hauptsächlich darum geht, Muslimen eins auszuwischen, wird schon dadurch klar, dass man eben abgepacktes Schweinefleisch auf die Halal-Produkte legt. Einzelne Kommentatoren haben das auch klar erkannt: „Wie wär's wenn ihr das gesamte Schlachten boykottiert anstatt so eine nutzlose, diskriminierende Challenge startet, dann könnt ihr was gegen jeden (immer schmerzhaften) Tiertod tun."

Die Initiatoren und ihre Fans wie Dominik Roeseler oder Thomas Stein von der rechten Partei „Die Rechte" freuen sich trotzdem über ihre großartige Idee. Vielleicht sollte man dankbar sein, dass militante Islamgegner jetzt erstmal damit beschäftigt sind, mit Schweinefleischpäckchen zwischen den Kühlregalen herumzuschleichen—immerhin lassen sie dann die Flüchtlingsheime in Ruhe.