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Drogen

Die Jagd nach dem potentesten Gras der Welt

Ein Grower aus Denver, der sich RB-26 nennt, behauptet, die erste Grassorte gezüchtet zu haben, die bei Tests konsistent über 33 Prozent THC-Gehalt aufweist. Das ist verdammt starkes Gras.
T. Kid
von T. Kid

RB-26s Sorte Chiquita Banana. Foto mit freundlicher Genehmigung von RB-26 Es ist eine glorreiche Zeit für amerikanische Kiffer. Nicht nur gewinnt die Legalisierungsbewegung in den gesamten Vereinigten Staaten an Boden, sondern Amerikaner rauchen auch immer bessere Buds. Statt dem blättrigen Gras voller Stängel, das es noch vor Jahrzehnten überall gab, haben Amerikaner nun Zugang zu perfekten Cannabisblüten, weiß bereift mit THC-Kristallen. Heutzutage ist das Gras hübscher, geruchsintensiver und macht einen viel, viel breiter als früher.

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Die Dinge haben sich nicht zufällig so entwickelt. Grower haben hart gearbeitet und fleißig hochpotente Cannabissorten gekreuzt, um die THC-Konzentration ihrer Pflanzen zu erhöhen.

Im Jahr 1978 hatte das Durchschnittsgras in den USA laut dem National Institute on Drug Abuse eine THC-Konzentration von 1,37 Prozent; 2008 lag der Durchschnitt bei 8,5 Prozent. Allerdings wurden in den letzten Jahren Marihuana-Programme auf bundesstaatlicher Ebene eingerichtet und die Grasbauern in den Staaten konnten sich über die Feinheiten ihres plötzlich nicht mehr illegalen Gewerbes austauschen, sodass es inzwischen höhere THC-Konzentrationen gibt als je zuvor. Marihuana-Apotheken in ganz Colorado nennen Sorten mit 20 bis 25 Prozent THC ihr Eigen, und nun behauptet ein Grower aus der Gegend um Colorados Hauptstadt Denver, der sich RB-26 nennt, die erste Sorte erschaffen zu haben, die beständig bei 33 Prozent liegt.

Zwölf aufeinanderfolgende Tests, durchgeführt von der Testfirma CannLabs aus Colorado, ergaben für RB-26s Sorten Gorilla Glue 4 und Chiquita Banana zwischen 30 und 33,5 Prozent THC—Zahlen, die in gleichem Maße freudige Erregung und Skepsis auslösen. Jeder Kiffer würde gerne eine Sorte ausprobieren, bei der THC ein Drittel des Gewichts ausmacht, doch ist so ein Volumen überhaupt möglich? Laut RB-26 kommt es nur auf die Anbaumethode an.

„Ich richte mich extrem nach Daten", sagte mir RB-26 bei sich zu Hause in Denver. „Ich halte alles in kleinen Logbüchern fest und führe tonnenweise Tests durch, wenn ich irgendwas im Raum ändere." Im Laufe der letzten zweieinhalb Jahre hat er eine Anbaumethode perfektioniert, von der er behauptet, sie sei anderen Methoden entschieden überlegen.

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Während viele Anbaubetriebe in Colorado Hunderte Pflanzen in offene Lagerhallen mit bis zu 2.000 Quadratmetern Fläche packen, bricht RB-26 seine Raum in mehrere kleinere Flächen auf. „Es kostet sehr viel mehr, die Zimmer so zu unterteilen, aber dafür zieht man jede Menge andere Vorteile daraus, zum Beispiel bei der Schädlingsbekämpfung", erklärte er mir. „Wenn du eine Kontamination oder Schädlinge in deinem riesigen Raum hast, tja, ich hab schon gesehen, wie so etwas eine Riesenhalle über Nacht ausradiert. Wenn du unterteilst, dann verlierst du vielleicht einen Raum mit 12 Lampen, aber mehr nicht."

Es ist auch leichter, Faktoren wie die Temperatur und Luftfeuchtigkeit in diese kleineren Umgebungen zu kontrollieren. RB-26 hält seine Temperatur insgesamt niedriger als die meisten Grower—zwischen 22 und 25 Grad anstatt zwischen 25 und 28 Grad. „Hitze ist einer der größten Stressoren für Pflanzen, und wenn die Temperatur steigt, dann zersetzen sich Terpene [aromatische Verbindungen in Pflanzen] und die Ölproduktion wird eingestellt, und das hat beeinflusst die Potenz", sagte er.

Der Schutz der Pflanzen vor Schadstoffen ist ebenfalls ein wichtiger Faktor. Wer RB-26s Gewächshaus betritt, muss die Kleidung gegen einen sterilen Schutzanzug und die Schuhe gegen ein Paar Crocs tauschen. „Im schlimmsten Fall bringst du Pollen mit, die blühende Pflanzen befruchten und das ganze Zimmer ruinieren", sagte er.

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RB-26 sagte, seine Experimente in dieser kontrollierten Umgebung hätten zu dem ultrahochpotenten Gras geführt, das er heute produziert. Gorilla Glue ist eine besonders ergiebige Sorte, der er einen höheren THC-Anteil entlocken konnte. „Es fängt alles bei der Genetik an", sagte er. „Es gibt definitiv Sorten, die einfach eine geringe Konzentration haben. Ich glaube nicht, dass man jede Sorte auf 30 Prozent bringen kann."

Andere in diesem Gewerbe halten das bei keiner einzigen Sorte für möglich.

„Sorten mit 33 Prozent THC sind schon physisch ziemlich schwer zu glauben", sagte Kayvan Khalatbari, Mitgründer von Denver Relief. Diese Marihuana-Apotheke in Colorado produziert R-18, mit 27,34 Prozent THC-Gehalt die drittpotenteste Sorte, die jemals von High Times getestet wurde. Khalatbari gibt zu Bedenken, dass heutige Testmethoden alles andere als zuverlässig sind. „Diese Labors, in denen Cannabis getestet wird, haben nicht einmal Zugang zu den Messbasen, die sie für angemessene Tests bräuchten, also verwenden sie ihre eigene Messbasis." Das führe zu uneinheitlichen Testergebnissen aus verschiedenen Laboren. Auch wenn es einer dieser Tests war, der Khalatbaris Sorte als eine der potentesten aller Zeiten einstufte, bestreitet er ihre Genauigkeit. „Ich finde, sie sind wunderbar zur Vermarktung geeignet, und um einen Eindruck von der ungefähren Cannabinoid-Konzentration zu vermitteln", sagte er. „Aber es wäre falsch, sie als absolute Wahrheit anzusehen."

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RB-26s Ergebnisse kamen von CannLabs, einer Einrichtung in Denver, die seit 2010 bereits Tausende Cannabissorten auf ihren Cannabinoidgehalt getestet hat. CannLabs Sprecher William Livemore beschrieb mir den Testvorgang—die sogenannte Flüssigchromatographie—per E-Mail: „Wir vermessen eine Menge der Blüte und verwenden ein bestimmtes Lösemittel, um die Cannabinoide von der Blüte in das Lösemittel zu extrahieren … Dann messen wir die vorhandene Cannabinoidmenge im Vergleich zu einer Eichkurve." Laut den Daten von CannLabs liegt der durchschnittliche THC-Gehalt in Colorado im Moment bei 15 bis 17 Prozent, während er sich 2010 noch auf 10 bis 15 Prozent belief. RB-26s Gorilla Glue 4 erzielte im Test eine doppelt so hohe Konzentration. Livemore erklärt: „Jedes Mal, wenn wir eine Probe testen und einen THC-A-Gehalt von über 30 Prozent feststellen, testen wir erneut, um sicherzustellen, dass unsere Messwerte stimmen." Nach einem Dutzend Tests war Gorilla Glue 4 noch genau so harzig und THC-reich wie von RB-26 vorgesehen.

„Ich denke, CannLabs hat so ziemlich den besten Ruf, den man nur haben kann", sagte mir Khalatbari, „aber sie sind auch nicht ohne Schwächen. [Denver Relief] schickte ihnen vor Kurzem eine Probe [R-]18, und sie kamen auf ein Ergebnis von 13 Prozent—bei einem weiteren ihrer Tests erzielte dieselbe Sorte einen Gehalt von mehr als 20 Prozent."

Trotz der konsistent guten Ergebnisse zwangen mich die Fehler des Testverfahrens, auf die traditionelle Art zurückzugreifen, um die Potenz einer Marihuanasorte zu testen: Ich rauchte es. Mit einer Probe Gorilla Glue 4 aus RB-26s persönlichem Vorrat baute ich einen Joint und bekiffte mich nach dem Denver Cannabis Cup mit Danny Danko, dem Anbau-Redakteur der High Times.

Danko sagte über Gorilla Glue: „Mit konsistenten Ergebnissen über 25 Prozent THC ist dies eine der potentesten Sorten, die wir hier bei High Times getestet haben." Bevor wir den Joint anzündeten, nahm er einen der Buds in Augenschein. „Da ist so viel weißer Reif drauf, er ist komplett bedeckt mit Trichomen, und man kann jetzt schon sehen, dass sich das in der Potenz niederschlagen wird, denn dort steckt das ganze ätherische Öl drin." Nach ein paar Zügen kommentierte Danko kurz das Geschmacksprofil: „Allein am Geschmack kann man schon erkennen, wie potent es ist. Es ist einfach sehr dicker Rauch. Es erinnert teilweise an OG oder Sour Diesel, nur etwas fruchtiger. Da ist dieser benzinartige Geschmack und eine gewisse Süße. Das ist eine der Hybridsorten, die in den letzten fünf Jahren wirklich eine Menge geändert hat." Ob es nun Rekorde bricht oder nicht, RB-26s Gorilla Glue ist im potenteren Bereich einer ohnehin schon potenten Sorte. Seine Buds könnten mit Leichtigkeit mit Cannabis-Cup-Teilnehmern mithalten—und das werden sie wahrscheinlich auch, wenn er bei dem nächsten Cup in San Francisco teilnimmt. Was die 33-Prozent-Grenze angeht, fragt Khalatbari, wie wichtig diese Zahl eigentlich wirklich ist. „Wo ist denn der Unterschied zwischen 33 Prozent und 28 Prozent, wenn du dir die Wirkung ansiehst, die es bei dir hervorruft? Das ist, als würde man einen riesigen Unterschied zwischen 55- und 60-prozentigem Alkohol machen. Wenn man bei THC erst einmal die hohen Zwanziger erreicht hat, nimmt sich das alles nichts mehr."