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Die neue ‚Normal Barbie’ gibt es jetzt auch mit Cellulite und Pickeln

Schwangerschaftsstreifen und Akne—mit einem neuen Stickerset will Nickolay Lamm seine Anti-Barbie Lammily noch realistischer gestalten.

​Vor ein paar Monaten startete der Künstler Nickolay Lamm eine Crowdfunding Kampagne, um eine neuartige Barbiepuppe namens ​La​mmily auf den Markt zu bringen. Das Spielzeug, das Ende diesen Monats endlich versandfertig ist, hat realistische Körperproportionen, braune Haare und trägt wenig Make-Up. Damit steht die Puppe im starken Kontrast zu den hellblonden Haaren, den blauen Augen und den verzerrten Proportionen der zwar stark kritisierten, aber immer noch heiß begehrten Standard-Barbie von Mattel.

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Studien haben gezeigt, dass der unrealistische Körper von Barbie im echten Leben eine 1,75 Meter große, 55 Kilo schwere Frau mit einer halben Leber und Schuhgröße 34 ergeben würde, die sich nur auf allen Vieren fortbewegen kann. Wenn es nach Josh Golin geht, dem stellvertretenden Leiter der Kampagne Commercial-Free Childhood, stellt die Diskrepanz zwischen Barbie und der Realität ein ernsthaftes Problem dar.

„Barbies propagieren gegenüber jungen Mädchen ein unerreichbares Körperbild", sagt er. „Die Forschung hat gezeigt, dass Mädchen im Alter zwischen fünf und acht, die mit Barbies spielen, nachweislich unzufriedener mit ihrem eigenen Körper sind. Die American Psychological Association Task Force on the Sexualization of Girls machte Puppen wie die Barbie für die Präsentation einer einschränkenden, ‚objektivierenden Sexualität' verantwortlich, die besonders schädlich für deren Zielgruppe ist."

Lammily hingegen hat basierend auf den Daten des Center of Disease Control die Maße einer durchschnittlichen 19-Jährigen. Mit einer Größe von 1,63 Meter und einem Taillenumfang von 84 Zentimetern ist sie etwa doppelt so breit wie Barbie. In den ersten 30 Tagen der Crowdfunding-Kampagne wurden bereits 500.000 US-Dollar und 19.000 Vorbestellungen gesammelt.

In einem Video des Künstlers wird die neue, realistischere Puppe einer Grundschulklasse vorgeführt. Die jungen Mädchen reagieren sehr positiv auf ihr Aussehen und sagen Sachen wie, „Sie sieht aus wie ein normales Mädchen, das zur Schule geht", und, „Sie sieht aus wie meine Schwester".

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Um die Idee des Durchschnittsmädchens noch einen Schritt weiter zu gehen, hat Lamm gerade eine Reihe von Stickern angekündigt—die Lammily Marks—die Eigenschaften echter Frauen simulieren sollen. Unter dem Zusatzmaterial finden sich Akne-Pickel, blaue Flecken, Tattoos und Schwangerschaftsstreifen. Schon die Ankündigung dieser Körpermodifikationen erntete viel Lob von den Kritikern der herkömmlichen Barbie. Es ist allerdings fraglich, ob Features wie Cellulite oder Pickel Barbies Zielgruppe, also präpubertäre Mädchen, ansprechen werden, da diese schon seit Jahren mit den konventionellen Puppen überschwemmt werden.

Als ich meine kleine Schwester, sie ist neun, fragte, was sie von den Lammily Marks hält, antwortete sie mir, dass alles, was über Sommersprossen oder Schamesröte hinausgeht, die „Perfektion" der Puppe ruinieren würde. Meine andere Schwester hingegen, sie ist erst sechs, fand, dass Pickel und Narben ein cooler Zusatz sind, da sie auch selber manchmal Ausschlag hat.

Einige der neuen Features könnten Erwachsenen generell auch wichtiger als den Kindern sein. Letztere sind oft noch zu jung, um Akne oder Schwangerschaftsstreifen wirklich zu verstehen—sie haben die Pubertät ja erst noch vor sich. Als ich meine beiden Schwestern zum Beispiel zu Schwangerschaftsstreifen und Cellulite befragte, hatten beide keinen blassen Schimmer, wovon ich da gerade rede. Lily sagte dann nur auf meine Beschreibung zu Schwangerschaftsstreifen: „Mir gefällt die Idee, aber nein."

„Es ist schwer zu sagen, ob sich die neue Lammily Puppe positiv auf Kinder auswirkt—besonders da Mädchen weiterhin mit den schädlichen Signalen von Barbie, Monster High und den ganzen anderen Fashion-Puppen bombardiert werden", sagt Golin. „Es steht allerdings fest, dass Lamm eine wichtige Kritik an Barbie liefert, und der wahre Wert wird sich vielleicht erst darin zeigen, dass er einer Marke Schaden zufügt, die das Wohlbefinden von Mädchen untergräbt."

In Zeiten, in denen Hintern mit Photoshop aufgehübscht werden und Schönheitsoperationen bei Superstars mehr Regel als Ausnahme sind, ist Lamms Ziel, die „Schönheit des Normalen" zu propagieren, für sich schon großartig und vorbildlich, auch wenn kleine Mädchen nicht unbedingt eine Ahnung von Cellulite und Pickel haben—noch nicht.