FYI.

This story is over 5 years old.

The World Hates You Issue

Die Norweger lehren die Gemeinsamkeiten von Hitler und Mutter Teresa

Norwegen ist ja bekannt für die Verkörperung des Bösen, mit ihren ganzen Hexen, Morden und dem Satanismus. Jetzt wird an der Uni der „Böse“-Kurs angeboten, wo du deinen inneren Dämonen aufspürst. Zum Beispiel reden sie über die Ähnlichkeiten zwischen...

Illustration von Olov Lagerqvist

Norwegen wird seit Jahrhunderten in einem Atemzug mit den unglaublichsten Verkörperungen des Bösen genannt. Im Mittelalter glaubten nicht wenige Europäer, dass es in dem Land vor Hexen nur so wimmelte, und in den 90er-Jahren sorgte die dortige Black-Metal-Szene wegen ihrer angeblichen Verbindungen zu Satanismus, Brandanschlägen und sogar Mord für Schlagzeilen. Trotz Norwegens im internationalen Vergleich lächerlich niedriger Kriminalitätsrate ist die Faszination für das Böse in dem Land offensichtlich tief verankert. Und in diesem Herbst wird sich das in ihrer wohl perfidesten Form manifestieren: einem Universitätsseminar. Im vergangenen März gab die Folkehøgskole Soltun-Schule der Stadt Harstad bekannt, dass ein neuer Kurs angeboten werde: eine einjährige eingehende Untersuchung des in den Herzen der Menschen lauernden Bösen. Laut der offiziellen Kursbeschreibung—das Seminar trägt den schlichten Titel „Ondskap“ (Böse)—werden die Studenten „ein Jahr durchleben, in dem du heraus­findest, wer du bist, und in dem du zugleich Antworten auf Fragen findest, die von grausamen, grotesken und manchmal schrecklichen Handlungen aufgeworfen werden.“ Die Kursleiterin, Kristine Edith Morton, hat mir genau erklärt, was das bedeutet. VICE: Das Wichtigste zuerst. Bist du böse?
Kristine Edith Morton: Ich glaube, dass in jedem etwas Böses steckt, und dass es in bestimmten Situationen zutage tritt. Jeder weiß, dass es da ist. In meinem Kurs versuche ich nicht, die Antwort auf das Böse zu finden, aber ich werde es analysieren, auseinandernehmen und versuchen, es zu verstehen. Das Böse zu verstehen, ist der Weg zum Guten. Sind Norweger stärker an der dunklen Seite interessiert als andere Nationen?
Vielleicht, aber ich denke, das Böse ist mit Anders Behring Breivik nach Norwegen zurückgekehrt. Wir können uns darauf einigen, dass er böse ist, aber es gibt trotzdem Menschen, die seine Ideologie unterstützen. In meinem Kurs werden wir darüber nachdenken, was uns in unserer Gesellschaft veranlasst, solche Gedanken zu entwickeln. Wir werden uns ebenfalls mit der Frage beschäftigen, ob eine Tat auch dann Böse ist, wenn man glaubt, etwas Gutes zu tun. Junge Leute brauchen Antworten auf solche Fragen. Was steht sonst noch auf dem Lehrplan?
Es wäre interessant, Verehrer Satans als Gastdozenten einzuladen, sie ihre Geschichten erzählen zu lassen und zu sehen, ob die Studenten das abstoßend oder ansprechend finden. Ich möchte Gut und Böse einander gegenüberstellen. Zum Beispiel könnten wir über die Ähnlichkeiten zwischen Hitler und Mutter Teresa nachdenken. Wurden sie von inneren Überzeugungen angetrieben oder waren sie einfach Produkte ihrer Zeit? Ich hoffe, dass meine Studenten nach neun Monaten des Nachdenkens über diese Themen in der Lage sein werden, in die Welt hinauszugehen und etwas Gutes tun.