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Die NPD hat jetzt einen eigenen Wahl-O-Mat

Du hast die Wahl zwischen NPD, NPD und Nichts.

Kaum jemand mag es, verarscht zu werden. Wer eine Vier-Käse-Pizza beim Lieferdienst bestellt, will keinen Liter H-Milch und fünf Nägel geliefert bekommen. Wer fast 80 Euro für Konzertkarten von The Who ausgegeben hat, der möchte nicht die Wildecker Herzbuben ihren Hit Wini Wini auf der Bühne performen sehen—so knorke das auch sein mag.

Und wer ein Flugblatt mit der Aufschrift "Offline Wahl-Trend" in die Hand gedrückt bekommt und sich eine neutrale "Entscheidungshilfe zur Landtagswahl" in Mecklenburg-Vorpommern erhofft, der will nicht nach dem Durcharbeiten der 17 Thesen erfahren, dass er eine Wahl hat zwischen NPD, NPD und Nichts.

Dieser vermeintlich seriöse Wahl-O-Mat fand erst kürzlich den Weg in viele Anklamer Briefkästen. Schön schlicht in kühlem Blau gehalten mit der Aufschrift: "Welche Partei vertritt ihre Interessen? CDU, LINKE, AFD, SPD, GRÜNE, NPD? Ihre Entscheidungshilfe zur Landtagswahl am 4. September 2016". So weit, so gut. Im Innern befinden sich dann 17 Thesen zur vermeintlichen Landespolitik, die der unentschlossene Wähler mit "Zustimmung", "Neutral" oder "Ablehnung" beantworten soll. Zum Beispiel: "An der Grenze zu Polen sollen wieder stationäre Grenzkontrollen eingeführt werden", "Der Bau von Minaretten soll in Mecklenburg-Vorpommern verboten werden", "Leiharbeiter sollen ab dem ersten Arbeitstag den gleichen Lohn erhalten wie regulär Beschäftigte" oder auch "Lubmin darf kein Atommüllendlager werden".

Wer schließlich alle 17 Thesen durchgeackert hat, bekommt auf der Rückseite folgenden Satz als Auflösung: "Sofern Sie den meisten Thesen zustimmen konnten, müssen sie ihre Stimme der NPD geben, denn alle Aussagen sind deren Standpunkten entnommen." Na herzlichen. Und erst ganz zum Schluss lässt sich in kleingedruckten Buchstaben der Name des NPD-Landesvorsitzenden Stefan Köster finden, der auch als Verantwortlicher für den Inhalt aufgeführt wird. Dann doch lieber her mit euch, ihr Wildecker Herzbuben, als die Zeit mit Neonazi-Propaganda zu opfern.

Und ob die NPD mit dieser Masche bei den Wählern ernsthaft punkten kann, steht in den Sternen: Also, wer drei Dachnägel anstatt einer Pizza Funghi geliefert bekommt, der überlegt sich bei der nächsten Bestellung auch, ob er sein Essen nicht doch woanders kauft.

Auf Twitter tauscht Paul Pizzarezepte.