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The Issue That Cares

Die Ökonomie der Apokalypse

Wenn du alles glaubst, was du liest, dann ist der Berg Pic de Bugarach in Frankreich der einzige Ort, der die Apokalypse überstehen wird.

Wenn du alles glaubst, was du liest, dann ist der Berg Pic de Bugarach in Frankreich der einzige Ort, der die Apokalypse überstehen wird—das ehemalige Liebesnest von Maria Magdalena und Jesus Christus und außerdem ein Hangar für Ufos. Es wird geschätzt, dass mehr als 10.000 Gläubige hier Unterschlupf suchen werden, wenn das Jüngste Gericht naht, einige sind bereits eingetroffen. Im Dreieck der Dörfer Bugarach, Rennes-les-Bain und Rennes-les-Château schießen selbst ernannte Gurus aller Couleur wie Pilze aus dem Boden und bieten spezielle Produkte an wie zum Beispiel eine Feuchtigkeitscreme, die angeblich aus der DNA von Maria besteht (150 Euro) oder ein „Einführungstraining“ für die nahende Katastrophe (500 bis 2.000 Euro). Der Tourismusboom hat die Wirtschaft der Stadt nachhaltig verändert. In den vergangenen fünf Jahren hat sich der Grundstückspreis verdreifacht, die Restaurants sind mittlerweile teurer als die in Paris und Biogenossenschaften verkaufen Kekse mit Lavendelgeschmack für 4 Euro. Die Preisexplosion macht einige der Einheimischen wütend—zum Beispiel die Kids, die die Hippie-Touristen „einen Haufen Fotzen“ nennen und behaupten, „der Bürgermeister spricht nur mit Journalisten, um die Preise in die Höhe zu treiben“. Auch die ältere Generation New Agers ist ziemlich verärgert. Uraine, ein Hippie, der schon seit den 70ern hier lebt, kämpft seit 15 Jahren gegen seine Vertreibung. „Sie wollten mein Haus abreißen, um neue Apartments für reiche Skandinavier und Amerikaner zu bauen.“ Aber nicht alle beschweren sich. Ein Hotelbesitzer aus Rennes-les-Bain sagt von seiner neuen Kundschaft: „Sie sind keine schlechten Menschen. Sie kommen hierher, um ein Bad in der Heilquelle zu nehmen, und stellen irgendwelche Sachen mit den Felsen an. Ihr Essen wählen sie aus, indem sie ein Pendel über der Speisekarte baumeln lassen.“ An unserem letzten Tag machten wir einen Spaziergang in die Wälder und trafen auf eine Gruppe Deutscher, Schweizer und Österreicher, die ihr Zelt auf einer Lichtung aufgeschlagen hatten. Als wir fragten, wie viel sie für die Reise bezahlt hätten, antworteten sie: „Oh, nicht viel. Gerade mal 10.000 Euro.“

Foto von Maciek Pozoga