Die Suche nach Einsamkeit in Südindien

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Die Suche nach Einsamkeit in Südindien

In einem der bevölkerungsreichsten Länder der Welt ist das wahrlich keine leichte Aufgabe. Die Fotografin Shriya Samavai hat es trotzdem versucht.

Nach ein paar Jahren Pause bin ich im Sommer 2015 wieder nach Südindien gereist—mein erstes Mal seit dem Tod meines Großvaters. Während des dreiwöchigen Trips streifte ich durch die Straßen von Chennai im Bundesstaat Tamil Nadu und wanderte durch die Gebirgslandschaft von Tirumala im Bundesstaat Andhra Pradesh.

Eigentlich handelt es sich dabei um vertraute Umgebungen, aber sie sind mir plötzlich fremd geworden und jetzt vor allem mit dem Gefühl von Verlust und Verzweiflung behaftet. Ich wollte allein sein und meine Emotionen in aller Ruhe verarbeiten können, aber das ist in Indien kaum möglich, denn obwohl das Land vergleichsweise klein ist, hat es nach China doch die zweitgrößte Bevölkerung der Welt. Und so ließ es sich nicht vermeiden, an jeder Ecke einen Menschen, eine Personengruppe, ein Kind oder eine Kuh zu treffen.

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Ich hielt meine Reise in Bildern fest und rückblickend wurde mir klar, dass ich dabei vor allem die Momente echter Einsamkeit einfangen wollte. Ich wollte herausfinden, ob es in einem Land mit so wenig Privatsphäre und persönlichem Raum überhaupt möglich ist, sich wirklich allein zu fühlen, denn in Indien bedeutet allein oftmals zusammen allein. Ich suchte nach Ruhe, Hingabe und einer Verbindung zu irgendwem oder irgendetwas. In einem Land, das sowohl einen Teil meiner jetzigen Identität als auch einen Teil einer nicht wiederbelebbaren Vergangenheit darstellt, zwang ich mich selbst dazu, die eben genannten Dinge in dem ganzen Chaos zu finden.

Mehr von Shriyas Arbeiten findest du auf ihrer Website.