Die versinkenden Dörfer von Fidschi

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Die versinkenden Dörfer von Fidschi

Der Klimawandel spült die niedrig gelegenen Küstendörfer des Inselstaates davon.

Die Überreste eines Hauses auf der Kubulau-Halbinsel in Karoko, das bei Flut überschwemmt und hinterher abgerissen wurde. Januar 2015. Alle Fotos: Jeff Tan

Der traditionelle fidschianische Gruß bula bedeutet weder „hallo" noch „wie geht's?". Er bedeutet „Leben", und selbst wenn das vielleicht kurios und malerisch klingt, es ist auch sehr traurig, denn Fidschi ist im Begriff zu versinken.

Die tiefgelegenen Küstendörfer des Inselstaates trifft der Klimawandel am härtesten. Ein Jahr ist vergangen, seit die erste Gemeinde aufgrund des näher rückenden Meeresspiegels umgesiedelt werden musste, und die Bewohner von Vunidogoloa sind erleichtert, Abstand zu den Fluten zu gewinnen, die ihr Dorf weggeschwemmt hätten, nachdem ihre Ufermauer versagte. Die Siedlung wurde circa zwei Kilometer eine Anhöhe hinauf verlegt, auf Land, das dem Dorf bisher als Ackerfläche diente.

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Zu den bedrohten Gebieten gehören außerdem Karoko auf der Kubulau-Halbinsel und Vunisavisavi, wo das Meerwasser bei besonders hohen Fluten bereits die Türschwellen der Bewohner benetzt. Das Dorf Nukui, eine Bootstunde von der Hauptstadt entfernt, wird noch durch eine Ufermauer geschützt, doch auf der anderen Seite des Dorfs lassen die Gezeiten den Fluss über die Ufer treten.

Laut Wissenschaftlern wie Professor Elisabeth Holland, Autorin und Direktorin des Pacific Center for Environment and Sustainable Development an der University of the South Pacific, ist der Meeresspiegel im vergangenen Jahrhundert nie so schnell angestiegen wie in den letzten zehn Jahren. „Beim momentanen Emissionsverlauf wird bis zur Mitte des Jahrhunderts ein Anstieg um weitere 30 Millimeter vorhergesagt, sodass der Gesamtanstieg des Meeresspiegels sich auf etwa einen halben Meter belaufen wird", sagte sie VICE.

Beim Fotografieren dieser Dörfer wurden wir Zeuge gemischter Reaktionen auf die Krise. Einige waren frustriert darüber, dass diverse NGOs bei Besuchen von Umsiedlung gesprochen, letztendlich aber nichts getan hatten. Auch die Schuldzuweisung war nicht überall gleich: Einige Dorfbewohner wissen nichts über die Ursachen des Klimawandels, während Einwohner mit mehr Zugang zu Bildung, wie etwa die Lehrerinnen und Lehrer, sich darüber im Klaren sind, wo die Emissionen herkommen und welchen Einfluss sie auf das Klima haben.

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Doch Pazifikinsulaner sind nicht bekannt dafür, sich zu beschweren. Die Dorfbewohner, mit denen ich mich unterhielt, bestätigten diesen Eindruck mit ihrer besonders entspannten und fröhlichen Art. Die steigenden Fluten werden nicht nur diese Eigenschaften, sondern auch ihre Widerstandskraft auf die Probe stellen.

Simione Botu, das Dorfoberhaupt, beim Bestellen eines Ackers in Vunidogoloa, das fast zwei Kilometer eine Anhöhe hinauf umgesiedelt wurde, weil es aufgrund des Klimawandels ständig überschwemmt war. „Wir konnten dort nichts anbauen, weil der Meeresspiegel ansteigt“, sagte er. „Unsere Vorfahren lebten auf diesem Land, doch in unserer heutigen Situation war es besser, zu gehen.“ Januar 2015.

Ein Haus im alten Dorf Vunidogoloa, das aufgrund der steigenden Fluten umgesiedelt wurde. „Der Anstieg des Meeresspiegels bringt Wasser in das ganze Dorf“, sagte Sailosi Ramata. Er erzählte, wie einer der alten Männer nach der Umsiedlung zum früheren Dorf zurückkehrte. Er wollte, dass man ihn dort sterben ließ. Januar 2015.

Elizabeth, die Enkelin des Turaga ni Koro (Oberhaupt des Dorfs), Sailosi Ramata, der besorgt war, dass die steigenden Fluten im gesamten Dorf eine Bedrohung für kleine Kinder darstellten. Januar 2015.

Kinder spielen auf einer selbstgemachten Schlammrutsche im neuen Dorf Vunidogoloa. Januar 2015.

Iowane Qiolevu und Mereoni Siga mit ihren Kindern. Sie machen sich Sorgen, dass die Erosion bald ihr Haus im Dorf Karoko an der Küste der Kubulau-Halbinsel mitnehmen wird. Sie sind dafür, auf höheres Terrain umzusiedeln. Januar 2015.

Lusiana Driti (links) sieht sich bei Flut mit ihren Kindern die Überschwemmung um ihr Haus an. Die Großmutter der Kinder, Serea Diiva, sieht zu. Januar 2015.

Häuptling Milio Mara im Dorf Karoko auf der Kubulau-Halbinsel zeigt auf eine Boje und erklärt, bis dorthin habe das Land in seiner Jugend gereicht. Dieser Teil des Dorfs hat zweieinhalb seiner fast fünf Hektar verloren. Januar 2015.

Die Überreste eines Hauses auf der Kubulau-Halbinsel in Karoko, das bei Flut überschwemmt und hinterher abgerissen wurde. Januar 2015.

Vasiti hockt auf einem umgefallenen Baum in Vunisavisavi. Die Wurzeln waren durch Küstenerosion freigelegt worden, wozu der Klimawandel beiträgt. Januar 2015.

Usaia Sovakalia und Lavinia Kakua haben drei Kinder, darunter Usaia Junior (abgebildet). Sie leben in Vunisavisavi und sind besorgt, dass eine hohe Flut das Haus, das sie von Lavinias Vater geerbt haben, davontragen könnte. Sie sind dafür, auf höheres Terrain umzusiedeln.

Kinder spielen auf der Ufermauer von Nukui, die momentan noch die Flut abwehrt. Sie hat oft Lecks und hält den Wassermassen bei Sturm und hoher Flut nicht stand, sodass Meerwasser Teile des Dorfs überschwemmt. Der Zement war eine Spende von einer NGO, die Steine werden vom Dorf zusammengetragen. „Wenn wir die Ufermauer nicht gebaut hätten, dann gäbe es das Dorf nicht mehr, es wäre fortgeschwemmt“, sagte Rusiate Goweva, das Oberhaupt des Dorfs. Februar 2015.

Rusty steht im Wasser, das der Fluss Rewa in das Dorf Nukui bringt. Der Fluss verbindet sich mit den hohen Meeresfluten und überschwemmt Teile des Dorfs. Februar 2015.

In der Nähe des Dorfs Nukui auf der Insel Turaga sieht man bei Ebbe deutlich, dass die Ufermauer versagt hat. Gowe geht an Kokosnusspalmen vorbei, die aufgrund der Versalzung des Bodens gestorben sind. Februar 2015.