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Diese Oma leugnet den Holocaust

Auf ihrer Homepage wird sie dafür gefeiert—in den Knast muss sie trotzdem.

Foto: imago | Joachim Sielski

Massenhafte Judenvergasung in Auschwitz? Hat es, wenn es nach Ursula Haverbeck geht, nie gegeben. Auschwitz sei lediglich ein „Arbeits- und kein Vernichtungslager" gewesen, so die 87 Jahre alte Frau in einem Panorama-Interview. Und Zyklon B—eine auf Blausäure basierende Chemikalie, die von den Nazis dafür verwendet wurde, Menschen systematisch zu ermorden—sei zur massenhaften Vergasung von Menschen auch nicht geeignet. Wow.

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Bei derartigen Aussagen, wird es wohl nicht wenige Menschen freuen, dass die vielleicht älteste und hartnäckigste Holocaust-Leugnerin Deutschlands nun wegen Volksverhetzung in den Knast wandert. Zehn Monate ohne Bewährung, lautet das Urteil des Amtsgerichts Hamburg.

Trotzdem bleibt mehr als fraglich, ob das die glühende Bewunderin von Horst Mahler zur Einsicht bewegen wird. Schließlich war es bereits das vierte Mal, dass die „Nazi-Oma" sich vor Gericht verantworten musste, weil sie Auschwitz als „die größte und nachhaltigste Lüge der Geschichte" bezeichnete. Auch vor Gericht. Und den Paragraphen 130, der unter anderem das Leugnen des Holocaust unter Strafe stellt, nannte die Rechtsextremistin, die sich selbst „verteidigte", laut taz, ein „Gesetz zur Aufrechterhaltung einer Lüge".

Aber Ursula Haverbeck hat natürlich nicht nur Feinde. Ihre plumpe und gleichgültige Art wird von vielen Leuten sehr geschätzt. Einer von diesen Menschen ist der schleswig-holsteinische NPD-Vorsitzende Ingo Stawitz, der sie vor Prozessbeginn herzlich begrüßte. Auch der verurteilte Holocaustleugner und ehemalige NPD-Funktionär Riegolf Hennig, der feierlich einen Blumenstrauß überreichte, gehört dazu.

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So bekannt wird man heutzutage natürlich nicht ohne eine eigene Homepage. Und die hat auch Ursula Haverbeck. Dort propagiert die erstaunlich jung gebliebene 87-Jährige gerne mal Schreiben, die den Zentralrat der Juden auffordern, Beweise für den Holocaust zu liefern. Oder auch Briefe an das Bundesverfassungsgericht, in denen sie behauptet, „[s]ehr viele Deutsche wüssten inzwischen, daß in der BRD nicht das Recht, sondern die Interessen Israels, bzw. in dessen Vertretung des Zentralrates der Juden in Deutschland Grundlage der politischen Rechtsprechung seien." Aha.

Von ihren Fans erntet Ursula Haverbeck dafür jedenfalls eine Menge Lob und Zustimmung. Kathleen Dietze schreibt dort zum Beispiel: „Sie sind einfach nur grossartig! Vielen Dank für Ihren Mut…". Auch Kopfschuss 911 dankt für „unermüdlichen Einsatz". Oliver Otto meint: „Meine Hochachtung Frau Haverbeck, Sie zeigen uns, wie echtes Sein sein kann. An dem Tag an dem die Wahrheit wieder Wert bekommt, werden wir viel lernen müssen."

Vor allem Ursula Haverbeck wird noch viel lernen müssen. Aber dafür hat sie ja nun genug Zeit.