Diese Tattoos haben sich betrunkene Mallorca-Touristen stechen lassen

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Diese Tattoos haben sich betrunkene Mallorca-Touristen stechen lassen

Wir sind durch Magaluf spaziert und haben diverse Schnapsdrosseln zu der Bedeutung ihrer frisch gestochenen Tätowierungen befragt.

Nüchtern sind Tätowierungen eine tolle Idee. Betrunken ist diese Idee sogar noch besser. Falls du dich irgendwann schon einmal in ein Tattoo-Studio begeben hast, dann weißt du auch, dass die Aufregung fast genauso schlimm ist wie die Nadel, die sich dann immer und immer wieder in deine Haut bohrt. Alkohol schafft es jedoch ziemlich gut, diese Aufregung und Angst wegzuzaubern—deshalb klettern betrunkene Menschen auch liebend gerne auf hohe Dinge oder liken drei Monate alte Instagram-Fotos, ohne dabei zu befürchten, wie ein unheimlicher Creep rüberzukommen.

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Und wo könnte man dieses Spektakel besser beobachten als in Magaluf—quasi die Feuertaufe für junge Urlauber, die gerade herausgefunden haben, wie man„Jägerbomb" richtig buchstabiert, und dieses Wissen im vom Sonnenbrand gezeichneten und dehydrierten Zustand auch gleich anwenden wollen.

Ich war nicht zum ersten Mal am Anfang der Partysaison in Magaluf. Aufgrund meiner bereits gemachten Erfahrungen ging ich davon aus, dass das Fotografieren (und das Interviewen) von Leuten, die sich gerade ein Tattoo stechen ließen, ziemlich einfach werden würde, denn die partywütigen Urlauber der Promenade sind im Allgemeinem immer für einen Plausch zu haben. Im Anbetracht der ganzen Magaluf-Geschichten (die zwar schon seit einem Jahrzehnt immer wieder passieren, aber erst seit Kurzem für mächtig Wirbel sorgen) ist es allerdings auch offensichtlich, dass sich der Ort im Wandel befindet.

Viele Angestellte waren nicht gerade begeistert, als sie mich mit meiner Kamera sahen—genau so wie die Zivilstreifen, die mich immer sofort fragten, was genau ich für welches Magazin fotografieren würde.

Zwischen den ganzen spontanen Verhören habe ich es jedoch auch geschafft, ein paar Touristen zur Bedeutung ihrer frisch gestochenen Urlaubstätowierungen zu befragen.

Dieser Typ war mit ein paar Kumpels unterwegs—alle ohne Shirt, alle mit ekelhaften Drinks in der Hand und alle mit einem frisch gestochenen „It's irrelevant tho!!!"-Tattoo.

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Ich vermute, dass einer der Jungs diesen Satz wohl irgendwann einmal gesagt haben muss, aber jedes Mal, wenn ich nach dem Sinn fragte, bekam ich von ihnen nur ein „It's irrelevant, though" zu hören. Irgendwie hat das meine Frage jedoch auch beantwortet.

Dieser junge Mann konnte von allen Befragten noch am ehesten klar denken. Er hat sich „Max" auf den Oberarm tätowieren lassen, weil das der Name seines Patenkindes ist. Sein Kumpel, übrigens der Vater des besagten Patenkindes, hat mit ihm zusammen an diesem Abend ordentlich Party gemacht.

Dieser Typ grunzte nur, als ich ihm zu seinem Tattoo befragte. Aber ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass er bei den Frauen gut ankommt. Um das für alle sichtbar zu machen, hat er sich deshalb ein diskretes und stilvolles Motiv ausgesucht.

Diesen Kerl ohne T-Shirt habe ich mitten auf der Punta Ballena (aka Hauptpromenade aka Ort, wo Touristen zwischen 22:00 Uhr und 08:00 Uhr keinen Alkohol mehr trinken dürfen, weil es sonst nur zu Ausschreitungen und Blowjob-Partys kommt) angehalten.

Munchies: Ist es Totschlag, jemandem 56 Shots zu servieren?

Ich fragte ihn, warum er sich ein Greif-Tattoo stechen ließ, und befürchtete, dass er mir jetzt irgendwas über den sprechenden Hut von Harry Potter erzählen würde, aber er meinte einfach nur: „Das ist der Löwe von Chelsea!" Bevor ich weiter nachhaken konnte, zog er auch schon wieder von dannen.

Dieser Typ war sich nicht mehr so ganz sicher, warum er sich seine Tätowierung machen ließ. Ich fing ihn direkt beim Tattoo-Studio ab und unser Gespräch gestaltete sich folgendermaßen:

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Ich: Ist das dein neues Tattoo?
Er: Na klar!

Was bedeutet es?
Keine Ahnung.

Warum hast du es dir stechen lassen?
Warum nicht?

Anschließend rannte er davon.

Dieser junge Mann arbeitet in einer Parfümerie. Ich muss zugeben, dass ich in Magaluf niemals einen Mitarbeiter einer Parfümerie erwartet hätte—ich bin nämlich immer davon ausgegangen, dass solche Leute eher Luxusurlaub in Marokko machen und beim Fortgehen Kaftans tragen. Nautisch angehauchte Bein-Tattoos hätte ich da auf jeden Fall nicht vermutet.

Unser Parfümerieangestellter hat jedes Jahr drei Wochen Urlaub und dieses Jahr hat er diese Zeit dazu genutzt, um auf Ibiza und in Magaluf Party zu machen. Laut ihm steht der Anker symbolisch für den Trip und die schönen Tage, die er „für immer in Erinnerung behalten will". Wenn ich drei Wochen in Magaluf bzw. auf Ibiza in einem Bild zusammenfassen müsste, dann würde ich ziemlich sicher das Porträt eines typischen Bros im neongrünen „Keep Calm and Get Shitfaced"-Shirt wählen, der zum Beat von Avicii in die Luft boxt, während er sich gleichzeitig einen Döner ins Gesicht stellt. Aber jeder so, wie er will.

Der Typ rechts hat sich den Satz „Quiero a mi hermana" tätowieren lassen, was „Ich liebe meine Schwester" heißt. Die beiden Jungs kommen aus Schottland und es klingt richtig cool, wenn sie das Ganze mit ihrem Glasgower Akzent aussprechen.

Mehr Fotos von Pato findest du auf seiner Website.