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Reisen

Dieser Mann steckt hinter dem Oralsex-Wettbewerb von Mallorca

Der Clubbesitzer Paul Smith erzählt, wie eine Reihe von Blowjobs dazu geführt hat, dass der Polizeichef jetzt hinter Gittern sitzt.

Paul Smith. Foto: Tarek Serraj

Vor 13 Jahren kehrte Paul Smith seiner englischen Heimatstadt Dagenham den Rücken zu, um sich in Spanien ein besseres Leben aufzubauen. Wie so viele andere abenteuerlustigen Briten ließ sich auch Smith in Magaluf nieder, wo er 2009 seinen ersten Club namens Pure eröffnete. Heute ist er stolzer Besitzer von vier Bars auf der Punta Ballena-Promenade—darunter auch das Carnage, wo letzten Sommer der berüchtigte Blowjob-Wettbewerb veranstaltet wurde, der für viel Empörung sorgte.

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Quasi über Nacht wurde Smith zum Aushängeschild für das sogenannte „Mamading". Das ist der Ausdruck, der seitdem für Sex im Austausch gegen Alkohol benutzt wird. In einer Art verrücktem Plot-Twist hat der Carnage-Skandal dann irgendwie dazu geführt, dass der Polizeichef von Calvià sowie zwei weitere Beamte festgenommen wurden.

Ich wollte herausfinden, was ein Polizeichef mit einer Reihe von Blowjobs zu tun hat, und habe mich deswegen mit Smith in Verbindung gesetzt. Am Telefon erzählte er mir dann, dass es die Polizei von Calvià und die Bezirksverwaltung seit letztem Sommer auf ihn abgesehen hätten und er deswegen auch jede Nacht einen anderen Nachhauseweg nehmen würde (den zeichnet er sicherheitshalber auch immer auf seinem Handy auf). Er gab zu, dass das Ganze schon ziemlich paranoid klingt, aber er habe auch Beweise. Unsere Unterhaltung ging anschließend wie folgt weiter.

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VICE: Was genau ist im Sommer 2014 vorgefallen?
Paul Smith: Technologie hat mir ordentlich zugesetzt—also nicht nur mir, sondern eigentlich ganz Magaluf. Das Video ging viral und hat uns ordentlich blamiert. Ich gebe zu, dass auch ich meinen Teil dazu beigetragen habe, aber ich finde nicht, dass man mir jetzt die Schuld für all das in die Schuhe schieben sollte, was in Magaluf abgeht. Aber genau das passiert gerade. Sie machen mich für 35 Jahre schlechte Publicity verantwortlich.

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Jeder hält mich für einen Mafioso oder einen Bösewicht. Aber warum genau bin ich denn so böse? Weil ich Sauftouren veranstalte? Was, wenn jemand etwas Unangebrachtes in einem meiner Clubs macht? Ich war nicht der Erste und ich bin definitiv nicht der einzige Typ, der solche Trinkveranstaltungen durchführt.

Aber du wolltest direkt nach dem Bekanntwerden des Skandals eine Pressekonferenz abhalten?
Die Presse ist vollkommen durchgedreht. Alle wollten ein Exklusivinterview, entweder mit der jungen Frau oder mit mir. Eigentlich wollte ich mich dazu gar nicht äußern, aber der Gemeinderat von Calvià meinte zu mir, dass es das Beste wäre, zu PR-Zwecken eine Pressekonferenz zu veranstalten. Mir wurde gesagt, dass ich ein Statement abgeben müsste, um den ganzen Rummel bezüglich des Videos zu beenden.

Also haben sich mein Anwalt und ich mit den Ratsmitgliedern in einem Büro außerhalb von Calvià getroffen. Sie versicherten mir, dass sich die Dinge ohne die Pressekonferenz für mich nur noch weiter verschlimmern würden. Am Ende des Treffens habe ich sie dann gefragt, ob ich dann endgültig in Ruhe gelassen werden würde, was sie bejahten. Allerdings sollte sich das als dreiste Lüge herausstellen, denn nach der Pressekonferenz wurde mir direkt eine Geldstrafe von 55.000 Euro aufgebrummt.

Und dann hast du es irgendwie geschafft, den Polizeichef ins Gefängnis zu bringen.
Ja. Vor ein paar Jahren hat die Polizei von Calvià Drogen in meinen Clubs versteckt, um sie schließen zu können. Ich wurde allerdings von einer Person mit vielen Kontakten gewarnt, dass jemand unsere Clubs dichtmachen will. Als das Ganze dann wirklich eintrat, konnte ich es kaum fassen.

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Hast du dann den Behörden davon erzählt?
Eine meiner Überwachungskameras hatte aufgezeichnet, wie die Drogen in einem meiner Clubs platziert wurden. Darum habe ich auch um ein Treffen auf dem Polizeirevier von Calvià gebeten. Ich wollte dem Polizeichef José Antonio Navarro erzählen, was seine Beamten getan hatten. Navarro tauchte bei dem Treffen zusammen mit seinem Assistenten auf. Ansonsten waren nur mein Anwalt, einigen meiner Jungs und ich dabei.

Wir haben uns hingesetzt und mein Anwalt meinte, dass in unseren Clubs Drogen versteckt worden wären. Von der Überwachungskamera haben wir erstmal noch nichts gesagt. Daraufhin wurden wir von den beiden ausgelacht und einer Lüge bezichtigt, weil so etwas ja niemals passieren würde. Plötzlich sagte Navarro jedoch: „Ja, war haben das tatsächlich gemacht, aber nur, weil wir unsere Drogenspürhunde trainieren wollten." Alle verstummten. Das war einfach unglaublich.

Dieses Video zeigt, wie ein Polizist in einem von Smiths Clubs Drogen versteckt.

Wieso bist du erst letztes Jahr mit dem belastenden Videomaterial an die Öffentlichkeit gegangen?
Ich wollte keine Probleme bekommen und deshalb haben wir das Ganze erstmal zwei Jahre lang geheim gehalten. Ich machte mir wegen der möglichen Konsequenzen Sorgen, denn damit würde ich auf jeden Fall die Polizei gegen mich aufbringen. In erster Linie wollte ich mein Geschäft schützen.

Aber nach dem Mamading-Zwischenfall im Carnage und der darauffolgenden Geldstrafe war das Maß für mich voll. Ich musste als Sündenbock herhalten und ich dachte mir, dass ich dieses Mal nichts zu verlieren hätte. Aufgrund der Beweise, die ich dem Richter vorlegen konnte, wurde Navarro schließlich verhaftet.

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Glaubst du, dass die Leute diesen Sommer weiterhin in deine Clubs kommen?
Ja, ich denke schon. Es wird allerdings ein schweres Jahr. Mir wurde bereits gesagt, dass ich nach den Vorfällen des letzten Sommers in Calvià nicht mehr erwünscht sei. Mein Geschäft mit den Sauftouren bewegt sich in der Gegend zwar wahrscheinlich noch am ehesten innerhalb der gesetzlichen Vorgaben, aber ich glaube, dass ich diesen Sommer trotzdem für viele Dinge verantwortlich gemacht werde. Sie werden mich auf keine Fall in Ruhe arbeiten lassen.

Der öffentliche Alkoholkonsum ist in Magaluf jetzt ja verboten. Diese Entscheidung wurde letzten Monat getroffen und ich muss mich dem natürlich fügen. Ich hoffe nur, dass sie den anderen Clubbesitzern genauso streng auf die Finger schauen werden.

Wird sich jetzt nach dem Mamading-Skandal in Magaluf etwas zum Positiven verändern?
Nun, derzeit hat es den Anschein, als wollen sie jetzt die „besseren" Touristen anlocken. Krawallmacher sollen wegbleiben. Wir haben hier allerdings seit 35 Jahren mit diesen Krawallmachern zu tun und es funktioniert. So ist Calvià zu einer der reichsten Gegenden Europas geworden. Ich verstehe also nicht ganz, warum sie jetzt unbedingt alles über den Haufen werden wollen.

Also ich sehe schon ein, dass es ganz schön wäre, Magaluf ein wenig auf Vordermann zu bringen, etwas mehr Autorität zu zeigen und die Dinge gut zu machen. Aber die Unternehmen sollten darunter nicht zu leiden haben. Wir geben den Leuten doch nur das, was sie wollen: gute Musik, Alkohol zu fairen Preisen und eine entspannte Atmosphäre.

Die Urlauber hier wollen einfach nur Spaß haben. Sie wollen ihre Sorgen und ihre Problem ein paar Tage lang vergessen können. Sie wollen hier etwas Zeit verbringen und dann ohne Erinnerung nach Hause zurückkehren. Wenn du dich an nichts mehr erinnern kannst, dann hast du hier alles richtig gemacht.

Bist du ein Mafioso?
Auf keinen Fall! Das stimmt ja wohl mal ganz und gar nicht. Ich bin ein hart arbeitender Familienmensch.

Ein Heiliger bist du allerdings auch nicht.
Das ist meiner Meinung nach niemand. Nein, ich bin kein Heiliger—ich habe schon einige zweifelhafte Dinge getan. Ich halte mich nicht immer an die Regeln, aber das gilt doch für 90 Prozent aller Menschen. Da bin ich auf keinen Fall alleine.