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Dieser Berliner Künstler will Winston Churchills Blut zu Gin machen

„Am nächsten Morgen bin ich wieder nüchtern und Winston Churchill ist immer noch tot."

Wer hätte nicht gern einen Schuss davon im Drink? Foto: J. Russell & Sons | Wikimedia Commons | Public Domain

Letzten Monat gab das Auktionshaus Dukes in Dorset, England, bekannt, dass es eine Phiole mit Winston Churchills Blut versteigern würde, welches dem 87-jährigen Staatsoberhaupt entnommen wurde, als er sich 1962 im Londoner Middlesex Hospital von einem Hüftbruch erholte.

Als der in Berlin ansässige Alkohol-Alchemist Marcus O'Shea davon hörte, beschloss er zu versuchen, Churchills Blut zu erstehen und Gin daraus zu machen. Am 12. März wird die Auktion stattfinden, und O'Shea, der neben seinen handgemachten Spirituosen außerdem Bild- und Performance-Kunst macht und bereits Ausstellungen in New York und Berlin hatte, versucht noch mittels GoFundMe, das nötige Geld zu sammeln, um das Blut zu kaufen. Das Auktionshaus rechnet mit einem Verkaufspreis von etwa 600 Pfund (ca. 840 Euro). Wir haben uns letzte Woche mit ihm unterhalten, um herauszufinden, warum er die Überreste des Mannes, den BBC-Zuschauer zum „Größten Briten aller Zeiten" wählten, in etwas verwandeln will, das man mit Tonic servieren kann.

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VICE: Wie hast du davon erfahren, dass Winston Churchills Blut unter den Hammer kommt?
Marcus O'Shea: Ich glaube, ich habe in der Satirezeitung The Onion so einen Artikel gesehen, wo sie erfundene Reaktionen von Passanten zitierten. Und mir wurde klar, dass die Scherz-Reaktionen sich auf echte Nachrichten über Winston Churchills Blut bezogen.

Warum hast du beschlossen, es in Gin zu verwandeln?
Ich hatte schon immer einen unstillbaren Durst nach dem Blut der herrschenden Klasse, also wollte ich es in die schmackhafteste Flüssigkeit verwandeln, die ich trinken kann. Und einem alten, toten Typen Tribut zollen—es wird ein London Dry Gin werden.

Ich schätze, diese Frage beschäftigt viele: Wie verwandelt man Blut in Gin?
Es gibt zwei Methoden: Ich kann das Blut entweder zu so etwas wie Blutwein mit niedrigem Alkoholgehalt fermentieren und diesen dann destillieren, oder ich kann das Blut zu einem Pulver trocknen und mehr oder weniger wie eine pflanzliche Zutat behandeln, mit der ich dem Gin eine bestimmte Geschmacksnote verleihe.

Wie bist du überhaupt zu der Erkenntnis gekommen, dass man Blut als Grundlage für eine Spirituose nehmen kann?
Das ist eigentlich ein laufendes Projekt von mir und ein paar Freunden. Wenn wir uns auf Partys langweilen, dann unterhalten wir uns laut über die ekligsten Dinge, die man theoretisch zu Alkohol verarbeiten könnte. Bei einer Gartenparty diskutierten wir im Detail, wie man genug Wichse sammeln könnte, um Sperma-Alkohol zu machen.

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Kannst du mir noch ein paar Beispiele geben, was für eklige Scheiße man in Alkohol verwandeln könnte?
Schweiß ginge auf jeden Fall. Man bräuchte eine Menge Leute und viele Lappen. Tränen, natürlich. Das würde eine wirklich salzige Mischung ergeben. Das sind so die Haupt-Körperflüssigkeiten, die man nehmen könnte. Alles, dem man genug Zucker zufügen kann, lässt sich theoretisch in eine Form Sprit verwandeln, und dann kann man das zu Hochprozentigem destillieren.

Glaubst du, das Blut wird einen Einfluss auf den Geschmack des Gins haben?
Wenn ich das Blut fermentiere und mit meinem Destillierapparat fraktioniere, dann kommt dabei ein ziemlich weicher, geschmacksarmer Alkohol heraus, abgesehen von dem Geschmack der pflanzlichen Zutaten, die ich dazugebe. Deswegen überlege ich auch, es nur als Geschmackszusatz zu verwenden, denn ich will wirklich wissen, wie das Blut des Alten schmeckt. Vielleicht werd' ich sogar einen Haufen Wacholderbeeren in seinem Blut einlegen und so eine Art Blutbeeren-Ding machen.

Ist es eigentlich legal, Blut zu Gin zu machen, oder gibt es irgendetwas, das es illegal machen könnte?
Wenn ich es als Lebensmittel verkaufen würde, das wäre illegal. Da ich es als Kunstprojekt mache, destilliere ich nur eine kleine Menge. Nach deutschem Gesetz ist das theoretisch legal.

Wie lange musstest du recherchieren, um herauszufinden, ob das hier erlaubt wäre?
Ich kannte mich eigentlich schon mit deutschen Branntweingesetzen aus und wusste, was theoretisch legal ist und was nicht, denn ich habe eine Reihe untrinkbarer Gins, die ich als Skulpturen herstelle; statt Kräutern und Gewürzen verwende ich so Sachen wie Filmrollen, Dias oder Stücke von Gemälden.

Glaubst du, es ist Kannibalismus, Gin zu trinken, der mit Winston Churchills Blut aromatisiert wurde?
Das ist eine schwierige Frage. Könnte schon gut sein, dass man zum Wendigo wird. Ich weiß nicht, wie viel Mensch man zu sich nehmen muss, um dem Kannibalenwahn zu verfallen.

Du meinst also, man sollte genug saufen, um davon zu kotzen.
Das klingt vernünftig.

Die erste Gin-Erfahrung eines 17-jährigen erleben und sich dann der kannibalischen Verunreinigung entledigen.
Das ist wahrscheinlich die beste Vorgehensweise. Ich persönlich wehre mich da gar nicht so dagegen, ich werde die Wendigo-itis so nehmen, wie sie kommt.

Es ist ausdrücklich Teil deines Projekts, dich mit diesem Zeug wegzuballern.
Ja, aber am nächsten Tag bin ich wieder nüchtern, und Winston Churchill immer noch tot.