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Dieser Mann ist professioneller Kacke-Taucher

Brendan hört AC/DC, während er sich blind durch einen See aus Fäkalien tastet und Motoren repariert.

Fotos bereitgestellt von East West Dive and Salvage

Wenn man das Leben, ganz objektiv, nur als eine Reihe von Aktivitäten betrachtet, dann machen viele davon keinen Sinn. Dazu gehört auch das Tauchen in einem großen Behälter voller ungefiltertem Abwasser. Warum machen Menschen so etwas? Das wollten wir herausfinden.

Das hier ist die Welt von Brendan Walsh. Er ist der Chef eines Melbourner Unternehmens namens „East West Dive and Salvage“, das sich auf das Tauchen in allen möglichen Arten von luftlosen Umgebungen spezialisiert hat. Eine dieser Umgebungen ist auch Abwasser, also habe ich mich mit Brendan getroffen, um zu erfahren, was die Voraussetzungen für diesen stinkenden Job sind und warum er ihn macht.

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VICE: Hi Brendan. Warum machst du das?
Brendan Walsh: Ich mache das, weil wir hier in Australien unsere Abwässer nicht mit Chemikalien behandeln. Bakterien zersetzen die festen Bestandteile, indem wir diese durch große Rührmaschinen rund um die Uhr auflockern. Das ist eine sehr aggressive Umgebung und die beweglichen Teile gehen ständig kaputt.

Was ist hier nicht mehr in Ordnung?
Einer der Motoren. Die befinden sich alle in den Becken und man kommt nur durch Tauchen an sie ran. Da unten ist es komplett dunkel, deshalb müssen wir alles ertasten. Die Kläranlagen machen vor dem Füllen der Becken tausende Fotos, die wir uns vor dem Tauchgang genauestens anschauen. Der Taucher führt dann im Dunkeln die Reparatur durch, indem er mit den Leuten draußen redet. Die Taucheranzüge sind alle mit Funkgeräten ausgestattet, also können wir die Anweisungen in Echtzeit durchgeben.

Das klingt irgendwie nach einem Konstruktionsfehler. Sollte es nicht auch einen einfacheren Weg geben, so etwas zu reparieren?
Ach, das könnte man meinen, aber so habe ich einen Job. Ich muss ja irgendwie das Geld für meine Ex-Frau verdienen.

Wie ist es da unten so?
Man sieht absolut gar nichts und läuft mehr, als man schwimmt. Es stinkt allerdings nicht. Die Luft, die du atmest, kommt ja aus der Flasche—es ist eigentlich viel schlimmer für die Kollegen, die dich danach entkontaminieren müssen.

Wirst du manchmal klaustrophobisch?
Nein, sonst könnte ich das Ganze auch gar nicht machen. Du wirst erst nach zwei Jahren Training ein Taucher und in dieser Zeit werden die klaustrophobisch Veranlagten aussortiert. Außerdem ist es möglich, im Taucheranzug Musik zu spielen. Also können die Leute da unten hören, was sie wollen—so bleiben sie glücklich.

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Was kommt aus deinen Lautsprechern?
Ich höre AC/DC. „Back in Black“ ist mein absolutes Lieblingslied, aber leider kann man beim Arbeiten keine Luftgitarre spielen.

Was hast du während deiner Arbeit über Kacke gelernt?
Sie hat eine goldbraune Farbe und niemand will damit zu tun haben, also ist die Bezahlung dementsprechend gut. Ganz unterschiedliches Zeug landet in den Klärbecken, zum Beispiel viele Kondome oder Unterhosen von alten Männern. Ich nehme an, dass die in den Altenheimen nach „Unfällen“ einfach in der Toilette runtergespült werden. Ach ja, die Leute kauen ihren Mais nicht.

Wurde dir während oder nach der Arbeit schon mal schlecht?
Nein. Ich konnte aber beobachten, dass es irgendwas mit Hühnchen auf sich hat. Wir lassen niemanden tauchen, der Hühnchen gegessen hat. Jedes Mal, wenn jemand Dünnschis bekommt, gehen wir die Abläufe nochmals durch und es stellt sich immer heraus, dass der Betroffene vor dem Tauchgang Hühnchen gegessen hat. Hühnchen und Abwasser vertragen sich nicht—keine Ahnung, wieso. Wir nennen das Ganze „Dirty Bird“.

Schön. Und wie sieht es nach getaner Arbeit generell mit dem Essen aus?
Das ist kein Problem. Die Reinigung und die Entkontaminierung sind wirklich gründlich. Wie schon gesagt, den schlimmsten Job haben die Typen, die dich sauber machen. Beim Tauchen kommst du ja mit dem Abwasser gar nicht in Berührung.

Wie erklärst du Frauen deinen Job?
Ich kann dir eins sagen: Das ist kein guter Anmachspruch. Ich erzähle generell nichts von meiner Arbeit, bis ich eine Person besser kennen lerne.

Liegt das daran, dass dein Job ziemlich beschissen ist?
Nein, mich versteht bloß niemand. Ich liebe meinen Job und das habe ich schon immer getan. Ich war schon als kleiner Junge ein leidenschaftlicher Taucher. Dazu bin ich ja auch noch Mechaniker. Für mich war das also noch nie wirkliche Arbeit, denn ich verbinde hier meine zwei Leidenschaften. Das tun wir doch alle. Man ist nicht gut in seinem Job, wenn man diesen nicht liebt.