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Sex

Dieses Ehepaar gestaltet die Kulissen deiner Lieblings-Parodiepornos

Statt 0815-Stellungen auf der typischen Porno-Couch abzudrehen, bauen Kylie und Andy Flugschiffe aus Star Wars nach.

Fotos: bereitgestellt von Vivid Entertainment

Wenn du an die Sets von Pornofilmen denkst, dann kommen automatisch die Bilder von weißen Ledercouches, Brechreiz hervorrufenden Gemälden an (ebenfalls weißen) Wänden und einem einsamen Flokati-Teppich in den Sinn. In unseren Köpfen haben sich Millionen von Pornoklischees eingebrannt, die sich um die neben dem Sex nur zweitrangigen, ästhetischen Entscheidungen drehen. Dank den Parodiestreifen der Produktionsfirma Vivid und dem erfolgreichen „Vivid Superheroes“-Label erlebt die Pornoindustrie jedoch gerade eine Renaissance des Szenenbilds.

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Bei den meisten der Streifen von Vivid führt Axel Braun, die Legende des modernen Pornos, Regie. In den mit dem AVN-Award (quasi der Oscar der Branche) ausgezeichneten Filmen wie Batman XXX und Star Wars XXX (von X-Critic als „die Mutter aller Parodiepornos“ bezeichnet), ficken und blasen die DarstellerInnen vor und auf Kulissen, die wie die unehelichen Kinder von George Lucas Unternehmen Industrial Light and Magic anmuten. Das Abspritzen ist immer noch wichtiger als die Handlung, aber die Budgets sind größer, die Kostüme sehen ihren Vorbildern verblüffend ähnlich und die Sets kommen gar nicht so minderwertig daher, wie man vermutet.

Ein Ehepaar entwirft die meisten dieser Sets und hat dabei auch schon AVN-Awards für Filme wie den bereits oben genannten Star Wars XXX eingeheimst. Kylie Ireland—eine ehemalige Pornodarstellerin und Mitglied der AVN-Hall of Fame—und Andy Appleton—ein ehemaliger Nachtclub-Manager—sind seit fünf Jahren verheiratet und haben zusammen solch kultige Kulissen wie den Nachbau der Festung der Einsamkeit geschaffen. Wie viele andere Pärchen besprechen die Beiden alles miteinander und glauben fest an ihre Ideale. Dazu gehört auch ihre Theorie, dass ihre Gestaltungen über die Fantasien von Parodiepornos hinaus gehen und dem Zuschauer so die Vorstellung vermitteln, dass er wirklich dabei zusieht, wie Prinzessin Leia Darth Vader einen Blowjob verpasst.

Ich wollte mehr über die künstlerischen Empfindungen des Design-Duos und den Ablauf beim Gestalten eines Parodiepornos erfahren. Also habe ich Ireland und Appleton angerufen und redete mit ihnen über ihren künstlerischen Prozess, das Schaffen von Eisbergen, auf denen Pornostars dann Sex haben, und warum sie so viel Mühe in die Kulissen stecken, obwohl diese dann weniger zu sehen sind als die Wichse des Superhelden.

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VICE: Wie seid ihr zum Szenenbild und zur Ausstattung gekommen?
Kylie Ireland: Bevor ich Andy traf, ging ich mit einem Regisseur namens Eli Cross aus und der hat viele große Filme gemacht, mit Budgets von über 250.000 Euro—das klingt jetzt nicht nach viel, das war es aber. Ich bin zum Szenenbild gekommen, weil wir zusammen gearbeitet haben. Ich habe angefangen, selbst Regie zu führen—viele Gonzo-Filme—, bin dann jedoch zum Szenenbild gewechselt, weil die Budgets für das Anstellen einer Produktionscrew zu klein waren, ich aber trotzdem wollte, dass die Kulisse nett anzusehen ist. Also ich war jetzt nie offiziell eine Raumgestalterin, habe aber ein Faible für so was.

Im Bezug auf das Design, was macht eine Sexszene interessanter oder lebendiger?
Andy Appleton: Wir versuchen, die Filme keiner bestimmten Zeit zuzuordnen, so dass man nicht sagen kann: „Oh, das wurde 2014 gedreht.“ Wenn wir an einer Szene arbeiten, in der ein Anwalt seine Sekretärin fickt, dann würden wir bedenken, dass er schon eine ganze Menge Geld besitzt.
Ireland: Oder es würde ein Bücherregal zu sehen sein, weil er klug ist. Ist das wichtig? Vielleicht nicht. Ich achte aber auf sowas. Gib mir etwas Platz und ich vollbringe Wunder.
Appleton: Wir haben einen Drehort, der zuerst ein Wohnzimmer, dann eine Zahnarztpraxis und dann ein Stützpunkt auf dem Mond ist. Wir kriegen es immer hin, aber es ist auch immer dieses kleine Detail, das uns und sonst niemand anderem auffällt.
Ireland: Ich glaube, dass die Liebe zum Detail Pornos so schön anzusehen macht.

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Inwieweit ähnelt die Produktion von Pornos der von Hollywood-Filmen?
Appleton: Wir halten viele Pre-Production-Meetings ab. Wir eignen uns viel Hintergrundwissen über die Charaktere am Set an—vor allem über die Superhelden. Wir informieren uns tatsächlich über ihre Feinde, über ihre Kostüme und darüber, wie sie im Laufe der Zeit in den Comics dargestellt wurden.
Ireland: Wir musste für einen Dreh mal eine Burg bauen. Weißt du, was wir dafür gemacht haben? Ich habe unser Haus komplett auseinander genommen und alles zusammen gesucht, was auch nur im Entferntesten etwas mit Hexen oder dunkler Zauberkunst zu tun hatte. Ein anderes Mal mussten wir die Superman-Parodie wegen der Measure B in der Wüste außerhalb von LA County drehen. Also fuhren wir ganz weit raus zu einem leeren Flugzeughangar.
Appleton: Wir erstellten ein Szenenbuch, weil wir die Filme gesehen hatten. Jeder weiß, wie die Festung der Einsamkeit aussieht, mit den vielen 45 Grad-Winkeln. Wir mussten ganze Eisberge bauen.
Ireland: Wir wurden immer besser im Bauen von Dingen. Die Fans wollen, dass alles so realistisch wie nur möglich aussieht. Den Geeks fallen Fehler sofort auf und sie zerreißen dann alles in der Luft.
Appleton: Das ist jetzt mein fünftes Jahr in der Branche und jedes Jahr wurden wir für einen Szenenbild-Award nominiert. Letztes Jahr haben wir für Underworld gewonnen und das Jahr zuvor für Star Wars XXX.

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Hast du nicht auch einige Auszeichnungen als Darstellerin gewonnen?
Ireland: 1995 war ich „Best New Starlet“. Anschließend habe ich zehn Jahre lang nichts gewonnen und wurde dann in die Hall of Fame aufgenommen. Auch war ich eine Produzentin bei vielen großen Filmen, zum Beispiel bei Upload und The 8th Day. Ich habe jetzt ein paar Auszeichnungen! Vor drei Jahren habe ich dann als Darstellerin aufgehört.

Wieso das?
Ireland: Heutzutage werde ich als MILF abgestempelt und muss mit jüngeren Mädels und Typen zusammenarbeiten—und die Typen sind langweilig. Nach ein paar Szenen fühlte ich mich richtig schmutzig, weil die andere Darstellerin aussah wie 15, obwohl sie schon 18 war. Zu der Zeit habe ich auch Andy kennengelernt. Wir bieten jetzt noch Cam-Shows und Clips an, also bin ich nicht ganz verschwunden.

Was wird bei der Produktion von Pornos nicht gut gemacht?
Ireland: Oft fällt mir ein schlechter Schnitt auf.
Appleton: Stimmt!
Ireland: Ich schau gar nicht so viele Pornos, weil wir inzwischen jeden Darsteller und jede Darstellerin kennen. Mir fällt auf, wenn der Typ keine gute Leistung abliefert oder die Frau gelangweilt ist. Ich verabscheue diesen ganzen Studio-Look, vielleicht weil ich selbst in diesem Umfeld gearbeitet habe. In den 90ern wurde in einem von nur drei verschiedenen Studios gedreht. Die waren heruntergekommen und es gab immer nur die selben beschissenen Couches und Wände—halt dieser leere Porno-Flair. Etwas, das mich in der Gonzo-Ära nach 2000 wütend gemacht hat, waren die Häuser im San Fernando Valley. Sie sahen alle genau gleich aus, alle weiß.

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Wenn wir über das Szenenbild und die Kostüme sprechen, glaubt ihr dann, dass den Zuschauern die Farben unterbewusst wichtig sind?
Appleton: Es gibt Statistiken, die angeblich besagen, dass Farben wichtig sind. Die Unternehmen lassen online alles aufzeichnen und überlegen dann, was sich warum besser verkauft. Anscheinend kommen bestimmte Farben und bestimmte Stellungen besser an.

Was war im Laufe eurer Karriere die schwierigste Kulisse zum Designen?
Appleton: Der Landspeeder [aus Star Wars XXX] war die komplizierteste. Die Festung der Einsamkeit kommt direkt dahinter. Oft werden wir gefragt, ob wir etwas bestimmtes designen können und Kylie muss dann erklären, warum das Ganze nicht realisierbar ist.
Ireland: Für die DarstellerInnen bin ich die beste Unterstützung, weil ich das alles schon selber gemacht habe. Jemand von der Regie will eine Szene auf eine bestimmte Art und Weise drehen und ich sage dann: „Nein, da kann man unmöglich Sex drauf haben.“ Ich muss es ja schließlich wissen. Ich beachte die Höhe von Dingen, den Winkel, das Material und jeden noch so kleinen Aspekt.

Stellt euch vor, ihr könntet jeden Parodieporno drehen, den ihr wollt. Welche wäre das?
Appleton: Star Wars V - Das Imperium schlägt zurück würde mir sehr gut gefallen. Star Wars XXX hat schon sehr viel Spaß gemacht, aber das Erschaffen von Yodas Heimatplaneten würde dem Ganzen die Krone aufsetzen. Es wäre zwar eine horrormäßige Herausforderung, aber die würde ich gerne annehmen.

Ist es nicht manchmal frustrierend, so viel Zeit und Mühe in das Design der Kulissen zu stecken und dann ist der Sex doch immer wichtiger?
Ireland: Die Leute fragen mich: „Warum machst du das überhaupt?“ Zum Beispiel mussten wir für Thor XXX diesen riesigen Krater in der Wüste schaffen, wenn er mit seinem Hammer zuschlägt. Das dauerte mehrere Tage und im Film sieht man ihn dann nicht mal für zwei Sekunden. Oft verbringen wir Stunden damit, Dinge zu bauen und dann sind sie nur für eine Sekunde wirklich im Bild. Aber dann gibt es so Momente wie damals beim Fertigstellen der Cantina [aus Star Wars XXX]: Die ganzen Lichttechniker waren fertig und du läufst hinter die Kamera und denkst dann, du befindest dich wirklich in der Cantina. Wegen solchen Momenten nimmst du die ganze Arbeit auf dich.
Appleton: Und für die Instagram-Bilder.

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