Auf einem Flohmarkt im Irak: Das kaufen Menschen, die vor dem IS fliehen

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Auf einem Flohmarkt im Irak: Das kaufen Menschen, die vor dem IS fliehen

"Ich mag das Spielzeug. Ich mag Dinge, die anders sind, sie machen mich glücklich."

Alle Fotos: Ahmed Twaij

Es gibt nicht mehr viele sichere Orte im Irak. Erbil gehört zu den wenigen verbliebenen Städten und hat in den letzten zwei Jahren einen massiven Zustrom an irakischen Binnenflüchtlingen zu verzeichnen, ausgelöst durch die brutalen IS-Kämpfer, die sich im Zweistromland ausgebreitet haben.

Auf dem berühmten Flohmarkt Suq al-Lenga der Stadt werden gebrauchte Sachen aus kurdischen Gebieten verkauft und er ist ein beliebter Anlaufpunkt für Touristen und Einheimische. In den letzten zwei Jahren ist der Markt für die vielen heimatlos Gewordenen zu einer wichtigen Bezugsquelle geworden. Das sind Menschen, die vor dem IS mit nichts weiter als mit ihrer Kleidung am Körper geflohen sind.

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Mit dem nahenden Winter sind viele der heimatlos Gewordenen auf der Suche nach billiger Kleidung, die sie warm hält. Wir haben einige dieser Menschen, die ihr Gesicht aus Angst um ihre Familien nicht zeigen wollen, gebeten, uns zu zeigen, welche Sachen sie am nötigsten brauchen. Das sind ihre Geschichten.

Mohammed Moneeb, 38, aus Mosul

"Ich bin auf der Suche nach Wintersachen. Das ist ein Kleid für meine Tochter. Sie glücklich zu sehen, macht mir Freude. Wir brauchen Kleidung, weil wir nichts haben. Wir haben unser Haus verlassen und wohnen jetzt zur Miete. Für uns ist es nicht leicht."

Barzan Hussein Mohammed, 21, Heimatloser aus Asch-Schirqat

"Ich mag diesen Pullover, weil ich ihn mir leisten kann. Wir haben alles zurückgelassen, als wir geflohen sind. Ich habe keine Wintersachen, ich hoffe, dass er warm ist."

Khawla Mowaffag Ahmend, 35, Witwer und Vater von vier Kindern

"Ich habe dieses Oberteil gekauft, weil ich es mir leisten kann. Ich musste mir Geld leihen, um es mir kaufen zu können. Der Winter ist jetzt da und wir haben keine geeigneten Sachen."

Mahmood Hamad Hassan, 54, arbeitsloser Lehrer und Heimatloser aus Ramadi

"Ich bin auf der Suche nach einem Mantel für meinen Bruder. Wir wohnen zusammen in Erbil, aber er will wieder zurück nach Ramadi gehen [die Stadt ist vom IS befreit worden, Anm. d. Red.]. Das soll ihn auf dem Weg zurück warm halten."

Maysa Anwar, 20, Krankenschwester in Ausbildung und aus Salaheddin vertrieben

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"Das lange Kleid ist das einzige Kleidungsstück, das ich im Krankenhaus tragen kann. Ich hoffe, dass die Ausbilder in der Schule nichts daran auszusetzen haben, ansonsten muss ich es zurückgeben. Ich kaufe auf dem Markt ein, weil ich hier Sachen für jeden Anlass finde: Arbeit, Freizeit und Ausgehen. Und die Preise sind OK."

Qasim Manaa, 33, ehemaliger Taxifahrer aus Salaheddin

"Das ist mein Lieblingsstück. Ich mag die Jacke am meisten, weil meine Tochter sie ausgesucht hat. Die Preise stimmen hier. Wir haben keine Sachen zu Hause, nur die Sachen, die wir tragen. Wir brauchen Winterkleidung und das Gewand hier ist sauber und passt den Kindern."

Mahmud Jaddaan, 18, möchte VWL studieren, wenn er nach Falludscha zurückkehrt

"Das ist ein einfaches und schönes Kleid, meiner Schwester wird es gefallen. Ich bin hier, um Sachen für meine Schwestern zu kaufen, sie kommen oft her. Ich bin nicht so oft hier. Die Preise stimmen und es gibt eine große Auswahl."

Zaid Saleh, 11, aus Salaheddin

"Ich mag das Spielzeug. Ich mag Dinge, die anders sind, sie machen mich glücklich."

"Er ist beschäftigt", sagt mir seine Mutter Fazia Ahmed Mutlaq. "Das ist die schönste Sache, die ich heute gekauft habe, weil ich ihn glücklich sehen kann."