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Donald Trump ist und bleibt ein schwafelnder Spinner

Seit der ersten Fernseh-Debatte der Republikaner Anfang August hat sich im Lager des Medienmoguls einiges getan. Sein Ansatz bleibt aber trotzdem der gleiche.

Donald Trump just did every emoji face on your phone in 7 seconds. — Tim Williams (@realtimwilliams)17. September 2015

Seit der ersten Fernseh-Debatte der Republikaner Anfang August hat sich in Donald Trumps Lager einiges getan. Er musste für seine Kommentare zu Carly Fiorinas Gesicht und (möglicherweise auch) Megyn Kellys Menstruationszyklus gerade stehen. Er hat sich zum Thema Immigration noch weiter rechts positioniert und sogar das Ende des Geburtsortsprinzips gefordert. Außerdem hat er sich noch mehr auf seine Konkurrenten eingeschossen und in diesem Zug auch einen Werbeclip veröffentlicht, in dem auf einen schlafenden Mann in Jeb Bushs Fan-Menge hingewiesen wird.

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Nachdem die republikanischen Präsidentschaftskandidaten den Milliardär während der „Trump-Mania", die die Nachrichten des Sommers bestimmte, jedoch genau beobachten und analysieren konnten, haben sie sich nun endlich ihre Strategien zurechtgelegt, um die Wahlkampf-Abrissbirne des Medienmoguls aufzuhalten. Dementsprechend ist der Vorsprung des überraschenden Umfragen-Spitzenreiters schon in Gefahr geraten, denn andere Kandidaten wie Ben Carson oder eben Carly Fiorina scheinen der Trump-Agenda nun doch die Stirn bieten zu können.

Donald J. Trump ging die zweite Debatte also sowohl mit einer (wahrscheinlich) strukturierteren Herangehensweise, aber auch mit einem größeren Bewusstsein für die Realität an. Er war auch ohne Zweifel der Kandidat, der die meisten Fragen der CNN-Moderatoren abbekam. Vor allem auf seine offensichtlich größte Schwäche, die Außenpolitik, wurde ständig eingegangen und er musste sich für alles verantworten, was er seit der ersten Debatte von sich gegeben hat.

Aber trotzdem war Trump drei Stunden lang einfach nur Trump—manche Dinge ändern sich wohl nie.

Die ersten Worte, die er herausbrachte (ein Präventivangriff gegen Rand Paul und dessen schlechten Stand in den Umfragen), waren bestimmend für den weiteren Verlauf des Abends. Als er von seinen Konkurrenten attackiert wurde, machte er munter damit weiter, kurze und kaum durchdachte Antworten zu liefern. Als Jeb Bush zum Beispiel meinte, dass Trump das Glückspiel nach Florida bringen wolle, bezeichnete der das Ganze als falsch und freute sich anschließend darüber, dass endlich ein wenig mehr Feuer in der Debatte wäre. Als Scott Walker über sein politisches Handeln in Wisconsin diskutierte, meinte Trump nur, dass er das Ganze selber viel besser machen würde. Für Fiorina hatte der Milliardär nur Augenrollen übrig, als sie sich zu ihrer erfolgreichen Karriere als Geschäftsführerin von Hewlett-Packard äußerte. Ansonsten erzählte uns der Medienmogul viele vage Dinge—vor allem über den geopolitischen Status der USA in der Welt und über seine Wahlkampffinanzierung. Dabei ließ er uns wissen, dass er gut mit Putin klarkommen würde, sehr militaristisch sei und eine Finanzspritze über fünf Millionen Dollar abgelehnt hätte.

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In guter alter Trump-Manier implizierte Donald mehrmals, dass er der Beste und der Reichste wäre und dass alles, was er anfasst, zu Gold werden würde (inklusive seinem Haar). Brennenden Fragen zum Thema Syrien, zu seiner Unterstützung von Hillary Clinton, zu seiner Forderung nach einer höheren Versteuerung von Kapitalgewinnen und zu seiner „edelmütigen" Rolle als Milliardär, der unglaublich viel Geld spendet, aber dann die Menschen hasst, an die dieses Geld geht, ging Trump ganz nonchalant aus dem Weg—indem er sie einfach nicht wirklich beantwortete. Er machte sogar einige richtig diffuse Aussagen darüber, dass Impfungen mit Autismus zusammenhängen würden und er seinen Kindern schon einige Dosen verabreicht hätte.

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Wie wir alle wissen, war das so zu erwarten. Und deshalb verwunderte es auch kaum, dass beim Thema Frauen die Aussage vom Stapel gelassen wurde, die wohl am meisten nach Donald Trump schrie.

Kurz vor einer Werbeunterbrechung stellte der CNN-Moderator Jake Tapper noch schnell eine Frage zu Trumps kontroversen Kommentaren in einem aktuellen Rolling Stone-Profil. Darin äußerte er sich zu Carly Fiorina und stellte die Frage, ob überhaupt irgendjemand ein solches Gesicht wählen würde. Die ehemalige Hewlett-Packard-Geschäftsführerin ging bei der Debatte ganz elegant auf diese Aussage ein und meinte, dass Frauen im ganzen Land laut und deutlich gehört hätten, was Trump da gesagt hat. Wenn man nach der Publikumsreaktion geht, dann war das die Bemerkung, die während der gesamten Debatte am besten angekommen ist.

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Trump hingegen verwandelte sich bei diesem Thema schnell in einen Proll-Studenten, der sich dafür entschuldigen muss, eine Frau als Bitch bezeichnet zu haben: Er redete sich damit heraus, das Ganze nur als Kompliment gemeint zu haben. Er ließ das Publikum wissen, dass Fiorina seiner Meinung nach ein hübsches Gesicht hätte und eine wunderschöne Frau wäre. Die Reaktion: betretenes Schweigen.

Kurz danach wurde Trump von Jeb Bush dazu aufgefordert, sich bei dessen Frau Columba zu entschuldigen. Trump meinte nämlich vor Kurzem, dass Bush eine Schwäche für Immigration hätte, weil die Liebe seines Lebens aus einem Land stammt, das Trump im Grunde als Staat voller Vergewaltiger und Mörder abgestempelt hat. Anstelle einer Entschuldigung tat Trump bei der Debatte dann allerdings nur kund, dass er gehört hätte, Bushs Ehefrau sei sehr entzückend.

Und trotzdem war es doch recht komisch, dass die Kandidaten, die den ganzen vergangenen Monat gegen Trump gewettert hatten, relativ ruhig geblieben sind, als die Moderatoren Fragen zu dem Milliardär stellten, die eigentlich richtige Steilvorlagen waren. Niemand machte Trump nieder, als er den Grund für sein Unwissen im Bezug auf die wichtigen Politiker des Iraks nannte: nämlich, dass die halt alle arabische Namen haben und die ja kein Mensch alle kennen kann. Ben Carson gab ihm sogar ein (immerhin ziemlich schwaches) High-Five.

Insgesamt bekam Trump für seine kontroversen Bemerkungen vom anwesenden Publikum immerhin bei Weitem nicht so viel Applaus wie damals bei der ersten Debatte. Sein „Make America Great Again"-Appell am Ende klang ziemlich altbacken und man konnte sogar fast ein paar Buhrufe ausmachen, als er Jeb Bushs Ehefrau und Carly Fiorinas Erfolgsgeschichte schlechtredete.

Es war ebenfalls kaum überraschend, dass Trump kurz nach der Übertragung gegenüber dem CNN-Journalisten Chris Cuomo verlauten ließ, dass sich seine Botschaft seit der ersten Debatte nicht geändert hätte. Anders gesagt: Selbst wenn dem desillusionierten Präsidentschaftskandidaten bei dieser Fernsehrunde vielleicht wirklich ein bisschen die Augen geöffnet wurden, so bleibt das Trump-Motto doch bestehen—ihm ist einfach alles relativ egal.