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Du bist pleite, aber ich habe kein Mitleid mit dir

Du wohnst in einer Großstadt, bist „jung und kreativ“ und natürlich chronisch pleite? Das liegt nicht daran, dass du so ein armer Lutscher bist, sondern dass du deine Kohle dauernd für dekadente, unnütze Scheiße ausgibst.

Ich bin (relativ) jung und „kreativ“ und lebe in einer Großstadt. Natürlich beschweren sich praktisch alle Leute in meinem Umfeld darüber, dass sie ständig pleite sind. Also wirklich pleite (ihre Betonung, nicht meine). Ohne dass ich ihnen Dekadenz andichten will, aber ich glaube wirklich, dass sich meine Freunde diesen Zustand des Pleiteseins genussvoll selber aussuchen. Sie sind nämlich nicht pleite oder gar arm, weil sie zwei Jobs gleichzeitig haben, um damit ihre fünf Geschwister durchzufüttern oder ihre kranke Großmutter pflegen zu lassen. Sie sind pleite, weil sie ihr Geld für dummen, überflüssigen Scheiß ausgeben, der ihr Leben offensichtlich auch nicht wirklich verbessert, denn sie beschweren sich immernoch, dass es ihnen ja so schlecht geht und sie sogar depressiv sind.

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Wenn du dein Geld und deinen Dispospielraum nicht immer für abartig unnütze Sachen ausgeben würdest, müsstest du mir die restliche Zeit auch nicht mit deinem ewigen Pleitegejammer in den Ohren hängen. Überleg dir also, ob du für folgende Sachen wirklich Geld ausgeben willst oder ob nicht einfach zu Hause die Wiederholung von Titanic anschauen könntest.

Festival-Tickets
Wenn du dieses Jahr nicht gerade als Red-Bull-Promotion-Mensch kostenlos auf irgendwelche überteuerten Festival kommst, hast du sicherlich einen Haufen Kohle für dein Ticket hingeblättert, um dich vier Tage lang high in der Sonne zu räkeln, Techno/Rock/Pop zu hören und Menschen in Kostümen/Badehosen/Flip-Flops dabei zuzusehen, wie sie einfach nur grausame Rituale betreiben. Außerdem verlierst du wahrscheinlich dein Telefon und dein Geld.

Brunch
Meinem Vater zufolge existiert Essen nur deswegen, um „Scheißhaufen zu machen“. Sieht man Essen nur als Scheißhaufenbrennstoff, bedeutet das:

Du brauchst in deinem Vokabular das Wort „Brioche“ nicht.

Und:

Du musst nicht jeden Sonntag 20 Euro für überteuerten Scheißhaufenbrennstoff ausgeben, während du mit Frauen in Sommerkleidern und deinen verkaterten, finanziell verantwortungslosen Kumpels abhängst.

Beschissenes Bier
Schon gehört? Spirituosen haben einen höheren Alkoholkgehalt als Bier. Wirklich! Eine Flasche Billig-Schnaps (oder wenn du im Lotto gewinnst, Schnaps) kostet auf lange Sicht gesehen pro Rausch weniger als dosenweise Sandlerbier. Klar, ein nichtssagendes Glas Wodka zu trinken, wird mit keiner ikonischen Symbolik assoziiert, aber du wirst billiger und schneller betrunken als deine hülsenschwingenden Freunde.

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Tattoos
In der modernen Welt agieren Tattoos als Persönlichkeitstransplantate. Sie schreien die Öffentlichekeit an: „Hey! Ich und mein Körper haben etwas zu sagen! Etwas Tiefgreifendes und Bedeutungsvolles! Über Friedenstauben und meine Liebe!“ In der Annahme, dass Tattoos ein Leben lang halten, erscheinen die 100 Euro, die du für dieses Bild eines kackenden Hundes hingeblättert hast, wie eine gute Investition. Aber weißt du, was eine noch bessere Investition ist? Nicht wie ein pubertierender Penner auszusehen, so dass man dir auch einen Job gibt.

Motto-T-Shirts
Es ist keine Schande, sich wie ein produktives Mitglied der Gesellschaft anzuziehen. Lass deine einzigartig respektlose Persönlichkeit für sich selber sprechen. Du brauchst dieses Kinderserien-T-Shirt nicht, das du für 25 Euro gekauft hast, um das für dich zu erledigen. Vertrau mir. Wir wissen alle, dass deine Persönlichkeit literweise aus dir heraussprudelt. Deswegen muss sie nicht auch noch auf deinen Klamotten stehen.

Ironische Besitztümer
Erinnerst du dich noch daran, als die Leute Sachen besaßen, weil sie sie tatsächlich mochten? Nein? Ich auch nicht. Hey, hast du Lust vorbeizukommen und dir mein neues, gerahmtes Alf-Poster anzuschauen, das ich für 30 Euro bei Ebay gekauft habe? Ich weiß schon, 30 Euro. Der Typ hat es quasi verschenkt!

Schallplatten
Du bist nicht der freiheitsliebende, lebensliebende Hauptdarsteller eines Godard-Films. Deswegen musst du dieses Francoise-Hardy-Album auch nicht auf Schallplatte besitzen. Du bist jung. Du bist frei. Du bist bescheuert. Du wirst auch ohne das Ding Sex haben. Vertrau mir. Hol dir einfach einen Spotify-Premium-Account und halt die Klappe darüber, wie viel sauberer der Sound auf deinem Plattenspieler ist.