Ein Jahr Montagsdemos – die schönsten Hassmails und Selbstmordtipps meiner Leser

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Ein Jahr Montagsdemos – die schönsten Hassmails und Selbstmordtipps meiner Leser

Was geht in der Welt von Menschen vor, die im Namen des „Friedens" andere bitten, sich vor einen Zug zu werfen?

Am 16. März fand das einjährige Jubiläum der Montagsmahnwachen statt. VICE und ich haben diese Bewegung fast die ganze Zeit über (zugegebenermaßen kritisch) begleitet. Ich habe Ken Jebsen ertragen, schlechten HipHop gehört und gesehen, wie sich Xavier Naidoo immer tiefer und tiefer in einen wahren Brennesselsumpf gesetzt hat.

Nicht alle waren davon begeistert, leider. Stattdessen stellte sich ziemlich schnell heraus, dass die Teilnehmer der Mahnwachen für den Frieden gar nicht mal so friedlich sind, wie man denken könnte. Und obwohl man gerne austeilt, ist man nicht so gut im einstecken.

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Bei dieser Mail (bei der mir nicht ganz klar ist, zu welchem Anlass sie geschickt wurde, aber ich gehe mal davon aus, dass wir es hier mit einem Xavier-Naidoo-Fan zu tun haben) folgt die Argumentation tatsächlich genau der Argumentation, die Ken Jebsen auch am vergangenen Montag wieder benutze, als er sagte: „Unser Feind ist die sogenannte linke Presse. Das ist der Feind, das ist die Querfront. Die Querfront heißt heute Taz […]. Leute, die uns erklären, wir seien neurechts." Und dann geht es irgendwann weiter „Man sollte die Straße umbenennen. Es ist ein Verrat an Rudi Dutschke [, dass die Taz in einer Straße sitzt, die nach ihm benannt ist]." Für Jebsen und seine verblieben Mitstreiter ist das Feindbild klar definiert. Die Bösen sind die Kritiker.

Ende letzten Jahres wurde der Versuch gestartet, alte und neue Friedensbewegung zu vereinen, und der sogenannte Friedenswinter ausgerufen. Ein großer Aktionstag mit bundesweiten Demonstrationen fand statt. Aber auch hier ging es nicht ohne interne Querelen, wichtige Organisationen, unter anderem die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und Gewerkschaften, distanzierten sich nach kurzer Zeit, nachdem klar wurde, wen man sich mit der neuen Friedensbewegung ins Boot geholt hatte. Mittlerweile distanzieren sich auch weitere Vertreter aus dem klassischen Lager und erklären das Projekt Friedenswinter für gescheitert. In der schwarz-weißen Welt der Friedensfreunde um Jebsen macht sie das zu Feinden, genauso wie alle anderen.

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Aber Mails wie die oben sind nur die Spitze des Hasseisberges, dem man ausgesetzt ist, wenn man sich mit diesem Thema beschäftigt. Hier noch ein paar Highlights aus den Mengen an Kommentaren und Facebook-Nachrichten, die im letzten Jahr aufgelaufen sind:

Hände Abhacken für den Frieden

Kugeln für den Frieden

„Spring doch vor den Zug" (für den Frieden, natürlich)

Kündigung für den Frieden

Beschimpft Stefan auf Twitter.