​Eine „AfD Armee Fraktion“ hat Drohbriefe an Ex-AfDler verschickt
Hans-Olaf-Henkel, damals noch bei der AfD | Foto: imago | Mauersberger

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​Eine „AfD Armee Fraktion“ hat Drohbriefe an Ex-AfDler verschickt

„Verpiss dich mit deiner Arschloch Partei oder wir räumen auf und bei deinen Kindern fangen wir an."

Sechs ehemalige AfD-Mitglieder, die jetzt in Bernd Luckes neuer Partei Alfa tätig sind, haben anonyme Drohbriefe erhalten. Unter den Empfängern sind Hans-Olaf Henkel, der früher im Bundesvorstand der AfD saß, und Bernd Kölmel, der ehemalige Sprecher der Partei in Baden-Württemberg. Wie die Welt am Sonntag berichtete, sollen die Politiker in den Briefen dazu aufgefordert worden sein, ihre Mandate an die AfD abzugeben.

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Laut der WamS fordert der Brief an Henkel, er solle sein Mandat im Europäischen Parlament „an Frauke Petry und ihre Männer" zurückgeben. „Wie werden uns für jede Stimme rächen, die Du die AfD kostest! Blutig!!! Tod Dir und Deinen Alfa Schwachmaten". Der Brief an Kölmel soll unter anderem die Formulierung enthalten: „Verpiss dich mit deiner Arschloch Partei oder wir räumen auf und bei deinen Kindern fangen wir an." Und: „Der bewaffnete Kampf hat begonnen".

Die Briefe seien allesamt mit „Heil Höcke" unterzeichnet worden—Björn Höcke ist AfD-Fraktionsvorsitzender in Thüringen und gilt spätestens seit seinen Äußerungen über Afrikaner als „lebensbejahende Ausbreitungstypen" sogar in der AfD als rechts. Jetzt ermittelt der deutsche Staatsschutz. Laut der Polizei wurden alle Briefe in Waiblingen in Baden-Württemberg losgeschickt.

Henkel und Kölmel hatten die AfD letzten Juli verlassen, um gegen die Abwahl Bernd Luckes als Bundesvorsitzender der von ihm gegründeten Partei zu protestieren. Die EP-Mandate, die sie als AfD-Abgeordnete erhalten hatten, behielten sie aber bei, auch als sie sich der neuen Lucke-Partei Alfa anschlossen. Die AfD-Politiker Frauke Petry und Alexander Gauland hatten die Politiker deshalb damals aufgefordert, ihre Mandate niederzulegen.

Henkel zeigte sich schockiert über die Drohung gegen ihn und seine Familie und bezeichnete sie als „traurigen Höhepunkt" der Anfeindungen, die er seit Beginn seines Engagements vom rechten Rand der Partei erfahren habe. An eine echte „terroristische Struktur" glaube er aber nicht, eher an einen Einzeltäter.

Verwirrend ist jedenfalls die Selbstbezeichnung als „AfD Armee Fraktion". Das ist schon das zweite Mal in fünf Monaten, dass jemand sich den Namen der linken Terrorgruppe „Rote Armee Fraktion" aneignet, um seinen Drohbriefen mehr Gewicht zu verleihen: Erst im November hatte eine Gruppe unter dem Namen „RAF 4.0" Drohbriefe an Ämter und AfD-Politiker in Gera verschickt—wobei einiges darauf hindeutete, dass es sich dabei um einen eher plumpen Versuch von Rechten handelte, Angst vor linkem Terror zu schüren. Hinter der „AfD Armee Fraktion" und ihren Angriffen auf die Alfa-Politiker könnte sich deshalb auch alles mögliche verbergen—ein schlechter Scherz, ein Diffamierungsversuch der AfD von politischen Gegnern, oder eben eine ernstzunehmende Drohung Rechtsradikaler.