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Eine filmwissenschaftliche Analyse vom „Jingle Bells“-Video des FC Bayern

Der FC Bayern kann alles, auch singen. Aber wie sieht es aus mit der filmischen Untermalung ihrer Sangeskunst? Wir haben es analysiert.

Immer wenn ein Fußballer ein Weihnachtslied singt, kommt im Himmel ein Engel um. So ist das damals zu Luzifers Fall gekommen, nur dass ihr mal Bescheid wisst. Den Bayern ist das alles natürlich schnurzpiep, der fleischgewordene Mia San Mia singt Weihnachtslieder, wann er will und zwar in Mannschaftsstärke. Da purzeln die Engel nur so. Trotzdem nehmen wir die FC-Bayern-Version von „Jingle Bells“ zum Anlass, mal wieder eine filmwissenschaftliche Analyse zu machen. Denn das Musikvideo des Champions-League-Siegers transportiert viel mehr, als man auf den ersten flüchtigen Blick denkt.

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Min. 0.01

Die Mannschaft läuft ein. Vorneweg die natürlichen Leader: Weltfußballer in spe Franck Ribéry Hand in Hand mit dem besten Torwart Deutschlands der Welt, Manuel Neuer. Die Doppelspitze der Weltklasse, das Who is Who der besten Fußballer des Planeten.

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Der wichtigste Mann des Abend kommt natürlich als letztes herein, wie bei der Übergabe des Henkelpotts im Mai—Kapitän Philipp Lahm betritt lässig die große Bühne, winkt den Fans und nimmt seinen Platz ein, ganz selbstverständlich im Zentrum. Linksaußen dürfen in dieser Saison andere rackern.

Min. 0.09

Mützen auf Allemann und los geht’s. Weil Pep nicht da ist, darf irgendsoein Typ im schlammfarbenen Ausgehdress endlich mal die Taktik vorgeben und kümmert sich um die Aufstellung. Ein großer Moment in seiner Karriere, dafür hat er sich extra einen kreativ-lässigen Künstlerschal umgebunden. Shaqiri checkt derweil nochmal die Aufstellung, ob er wirklich ganz vorne spielen soll. Beziehungsweise überhaupt spielen soll. Ja, vorne rechts, direkt neben Götze. Ein Traum wird wahr. Aber wo ist Alaba?

Min. 0.34

Endlich steht Mitchell Weiser mal in der ersten Reihe. Genieß das Gefühl, Mitch, es wird sobald nicht wiederkommen. Diego Contento derweil weiterhin in ganz hinten, für ihn war noch nicht mal ein Mützchen im Sack. Die Transferwahrscheinlichkeit auf transfermarkt.de nimmt exakt in diesem Moment die 90%-Hürde.

Min. 0.47

Die Lage während der Strophe unterscheidet sich nicht im geringsten von einem durchschnittlichen Ligaspiel gegen des HSV: Kroos strahlt einen Tick zu viel Lässigkeit aus, Martínez arbeitet dagegen engagiert. Pizarro grinst verschmitzt, weil er weiß, dass er jederzeit eine Weltklasse-Aktion rausholen könnte, es aber nicht tut. Thiago irgendwo zwischen amüsiert und verliebt (befindet sich Götze in seinem Blickfeld?) und Ribéry so kurz vor der Wahl zum Weltfußballer natürlich mit vollem Einsatz dabei.

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Min. 1.01

Der Refrain, jetzt wird's ernst—Ribéry spürt die auf ihn gerichtete Kamera und dreht sofort auf. Vielleicht schaut Sepp Blatter ja zu. Nun zeigt sich die Professionalität des Franzosen. Franck hat extra den Text gelernt, was er jetzt beweist, er deutet dazu eine kleine Pirouette an, klatscht in die Hände, Lupfer, Tor. Szenenapplaus. Pizarro lacht, weil er weiß, dass er es mindestens genauso gut könnte, es aber nicht tut.

Min. 1.10

Thomas Müller hat sich derweil an den Schafkopf-Tisch verabschiedet (wo er sich in aller Ruhe die Karten von Neuer, Lahm und Gerland ansieht) und stattdessen seinen Bruder Simon mit tief in die Stirn gezogener Perücke zum Singen geschickt. Jaja, der Müller hat’s faustdick hinter den Ohren. Neben seinem Bruder grölen aus voller Seele Mario Mandzukic und Lukas Podolski. Letzterer tut so als würde er noch immer für die Bayern spielen und nutzt selbstverständlich jede Chance verkleidet zu singen. Allerdings vermisst er seinen Kumpel Schweini.

Min 1.18

Hermann Tiger Gerland ist schockiert: Eine zweite Strophe!!?!1!! Dabei hatte er gerade so verdammt gute Karten im Schafkopf. Und hinter ihm, das ist doch nicht die Stimme von Thomas Müller, das ist doch SIMON! Sowas hört der Tiger. Kein Wunder, dass er Schwierigkeiten hat, sich auf den Text zu konzentrieren.

Min. 1.24

Uli Hoeneß traut sich mit einem Fuß im Knast nicht mehr in die Öffentlichkeit. Wenn seine Jungs singen, bringt er es allerdings auch nicht übers Herz, allein zuhause am Tegernsee zu sitzen. Das Bärenkostüm kam ihm da gerade recht. Hoeneß dirigiert und niemand merkt’s—im Grunde wie immer.

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Min. 1.35

Götze wünscht sich zurück zu Borussia Dortmund, wo es solche albernen Aktionen nicht gibt. Dort dürfte er höchstens noch Songs von Judas Priest singen. Shaqiri neben ihm ist derweil mit der Frage beschäftigt, warum zur Hölle er in der ersten Elf steht und Alaba noch nicht mal auf der Ersatzbank sitzt. Wo ist der Typ?

Min. 1.57

Letzte Einstellung: Jubel, Umarmungen, ab in die Kurve. Ein Wunder, dass niemand Trikots tauscht. Der Tiger reißt sich als Erster die Bommelmütze vom Kopf, um nach hinten zu stürmen, in der Hoffnung, dass er Thomas Müller beim Mogeln erwischt. Das wird natürlich nicht passieren, denn Thomas hat längst wieder mit Simon getauscht und lässt sich jetzt extra Zeit beim Autogramme und Interviews geben, während Simon hinten aufpasst, dass der Tiger nicht schummelt. Jaja, die Müllers haben es faustdick hinter den Ohren.

Frohe Weihnachten.

PS: In dieser Redaktion befinden sich keine FC-Bayern-Fans.

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