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Wirres Deutschland

​Erika Steinbach und die Flüssigseifenaffäre: Jeder blamiert sich, so gut er kann

Wie Aldi zum Schauplatz für den Kampf um das Abendland geworden ist.

Foto: Konrad-Adenauer-Stiftung | Wikimedia | CC BY 3.0

In den letzten Tagen erreichte die Hysterie in Sachen „Islamisierung" weitere Höhepunkte. Währen Pegida in Dresden wegen einer Terrorwarnung abgesagt wurde und AfD-Vize Alexander Gauland bei Günther Jauch deswegen schon den Sieg der Islamisten attestierte, die Legida-Demo in Dresden nicht mal von Pegida gemocht wird und gestern von NoLegida-Demonstranten in ihre Schranken verwiesen wurde, gibt es da auch noch Aldi.

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Die Kulturkämpfe der Postmoderne werden offensichtlich in Discountläden ausgetragen. Die Kette hatte ein Duschgel im Angebot, auf dem die augenscheinlich Hagia Sophia abgebildet war, eine ehemalige Kirche, danach Moschee, heute Museum. Einige wenige Kunden fühlten sich deswegen in ihren religiösen Gefühlen verletzt und beschwerten sich. Aldi reagierte prompt und gab an, dass das Produkt wieder aus den Läden verschwinden würde.

Und dann kam der Shitstorm. Pegida-Apologeten waren schockiert vor dem „Einknicken" des Discounters. Mittlerweile stellt sich aber heraus, dass es sich bei der fraglichen Seife um ein Saisonprodukt handelt. Es gibt diese verdammte Creme-Seife also sowieso nur noch für ein paar Tage und danach wird sie mit einem beliebigen anderen Billigprodukt ersetzt.

Erika Steinbach ist das aber alles egal. Die ehemalige Chefin des Bundes der Vertriebenen, die '91 gegen die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie stimmte und knallhart behauptete, dass der Nationalsozialismus eigentlich eine linke Ideologie war, hat natürlich auch was dazu zu sagen. Unter dem Hashtag Seife twitterte sie gestern Abend:

Eine der bemerkenswertesten Eigenschaften von Twitter ist ja, dass man es schaffen kann, sich in unter 140 Zeichen bis auf die Knochen zu blamieren. Es sei denn, man ist komplett schmerzfrei. Liebe Erika Steinbach, Aldi unterwirft sich nicht islamistischen Fundamentalisten, sondern wenn, dann höchstens dem Kapitalismus. Und außerdem kann man relativ sicher sein, dass niemand vom IS bei Aldi angerufen hat, um sich über eine Duschgelverpackung zu beschweren. Aber was macht man nicht alles, um die eigenen reaktionären Ängste zum Fang von ebenso ängstlichen, reaktionären Wählern zu nutzen.