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Erst Kokain, dann Onanie und schließlich die Festnahme – das Schicksal eines ehrlichen Engländers

Auch seine Lebensgefährtin kann sich das Verhalten von Michael S. nur schwer erklären.

Besagtes Pub. Wenn es ein Pub auf dieser Welt gibt, das mehr nach dieser Geschichte schreit, würde ich gerne davon erfahren. Foto via Robert Wade

Ein Mann aus der englischen Stadt Blackburn musste sich vor Kurzem vor Gericht verantworten, weil er sich erst fünf Lines Kokain reinzog und danach im Garten eines Pubs eine „sexuelle Handlung" durchführte (er hat sich ordentlich einen von der Palme gewedelt).

Diese sexuelle Handlung zog sich geschlagene 40 Minuten lang hin—das Ganze war also eine Art Ausdauer- oder Marathon-Wichsen. Die Polizei nahm den Mann noch am Ort des Geschehens fest und es sollte sich auch herausstellen, dass er bereits eine kriminelle Vergangenheit hat. Schließlich bekannte er sich im Anklagepunkt des schweren Sittlichkeitsvergehens schuldig.

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Aber was genau ist denn ein Sittlichkeitsvergehen? Eigentlich ist es doch glatt gelogen, wenn man behauptet, dass wir alle irgendwie anständig sind. Ich glaube, dass sich jeder Mensch irgendwann schon einmal wie der 35-jährige Biergarten-Wichser auf Koks gefühlt hat. Wollen wir nicht alle mal mithilfe eines selbst hervorgerufenen Orgasmus ab und an ein wenig Druck ablassen? Wollen wir in Wahrheit nicht alle mal ein wenig Discostaub in unsere Nasen jagen? Haben wir nicht alle mal zeitweise das Bedürfnis, unseren Gedanken etwas Freilauf zu gönnen—vor allem an Orten, wo quasi gar nichts los ist und die so trostlos und öde sind, dass das Ganze einem tiefen Blick in die eigene Seele gleichkommt?

Michael S., so der Name des Beschuldigten, ließ sich bei seinem Masturbathon anscheinend durch nichts aus der Ruhe bringen. „Er befand sich dabei im Biergarten des Pubs Clitheroe Kate's und es liefen ständig Leute an ihm vorbei", meinte die Staatsanwältin Catherine Allan. Anschließend machte der zuständige Anwalt Richard Prew die wohl schönste Aussage, die jemals in einem Gerichtssaal gefallen ist: „S. ist seit zwei Jahren als Gabelstaplerfahrer tätig und wohnt mit seiner Lebensgefährtin zusammen, die auch heute hier anwesend ist. Sie kann sich sein Verhalten ebenfalls nur schwer erklären." Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Sie kann sich sein Verhalten ebenfalls nur schwer erklären.

Ich habe jetzt intensiv über den Pub-Wichser auf Koks nachgedacht und bin dabei zu folgendem Schluss gekommen: Er ist ein Selbstexpressionist allererster Güte, quasi Großbritanniens Künstler Nummer Eins. Hat Banksy jemals so etwas Subversives getan, wie sich mit ordentlich weißem Pulver in der Nase an einem der trostlosesten Orte der Welt die Wurst zu schälen? Nein, hat er nicht. Gibt es irgendetwas, das mehr nach „Großbritannien" schreit als das Bild eines fertigen Gabelstaplerfahrers, der unter Kokaineinfluss auf einer Bierbank vollkommen emotionslos ein Fleischflöten-Solo spielt? Ich glaube nicht. Genau dieses Bild sollte auf unsere Touristenbroschüren gedruckt werden—und nicht die Queen. So etwas hätte damals anstelle der aufgeblasenen Zeremonie die Olympischen Spiele von London eröffnen sollen.

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Wie dem auch sei, nachdem S. schon einmal aufgrund eines Sittlichkeitsvergehens 32 Wochen hinter Gittern verbringen musste, ist es jetzt ziemlich wahrscheinlich, dass er wieder in den Knast wandert. Währenddessen muss seine Freundin ihrer Familie und ihren Freunden erklären, wo er hingegangen ist. „Ähm", sagt sie dann bei der Taufe ihrer Nichte, „ihr wollt wissen, wo Michael steckt? Das klingt jetzt vielleicht komisch, aber er ist im Gefängnis, weil er sich auf Kokain öffentlich einen runtergeholt hat." Gott sei mit dir, Pub-Wichser auf Koks. Gott sei mit dir.