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Man muss sich schon fragen: Wenn die Klatschpresse und / oder die Oligarchen deinem nackten Körper zuprosten, wie sehr befindest du dich dann eigentlich noch in Kontrolle? Ist die Aufmerksamkeit, die Heathers nacktem Körper zukommt, denn noch wirklich mehr als eine Stärkung des abgedroschenen Konzepts, das eine Frau nicht mehr als die Summe ihrer Körperteile ist? Ich schätze, diese Frage lässt sich nicht abschließend beantworten, aber bei der ganzen Sache geht es um viel mehr als nur Heather—zumal der Trend zum Nacktprotest noch immer weiter wächst. Ich gehöre bestimmt nicht zur Körperpolizei (ich liebe Nippel jeglicher Art und lasse meine ganz gerne selber raus—außerdem schmücken Schamhaare meine Innenschenkel wie ein leichter Regen an einem Sommermorgen), aber ich bin mir nicht sicher, an welchem Punkt etwas aufhört, eine Protestform zu sein und zu einem unreflektierten Aufmerksamkeitsgenerator wird.Zumindest im Fall von #freethenipple ergibt das Entblößen des Nippels auch tatsächlich Sinn. Aber selbst da kann man sich fragen, ob das Freilegen von Nippeln tatsächlich reicht, um unsere bereits jetzt schon verdammt sexistische Kultur zu ändern? Refinery 29 veröffentlichte letzte Woche einen Artikel mit der Überschrift, „Free The Nipple—Just Be Sure to Protect it First" dessen Einleitung sich folgendermaßen liest: „Wenn du willst, dass deine Brüste am Strand besonders straff aussehen (egal ob im Badeanzug oder ohne), dann musst du deine Pecs trainieren." Ein viel schöneres Beispiel für die Aneignung einer Protestform, um einer repressiven Idee von Weiblichkeit und Jugend zu entsprechen, habe ich wohl selten gesehen.Wenn wir unsere Körper schon als Protestform und zur Aufmerksamkeitsgenerierung verwenden, dann lasst uns dabei wenigstens nicht den Idealen einer Weiblichkeit entsprechen, die von Boulevardblättern und Mode-Magazinen vermittelt werden. Wir müssen aggressiver und origineller damit umgehen. Wir sollten verstehen, dass die Mainstream-Medien voll von Leuten sind, die unsere Nacktheit zweckentfremden und zu ihren eigenen Gunsten auslegen wollen—und auch wenn das beschissen ist, entspricht es gleichzeitig der Realität. Als Antwort darauf müssen wir dieses kapitalisierte Konzept von Weiblichkeit des Mainstreams komplett entfremden und herausfordern.Noisey: Warum Festivalbooker für einen größeren Frauenanteil in den Line-Ups sorgen müssen
Was ich wirklich gerne gesehen hätte, wäre wie Heather sich Menstruationsblut über ihre Schenkel schmiert, während sie blökt und sich bewegt wie ein verletzter Stier. Ich möchte dichtes Schamhaar bei Protestmärschen sehen. Ich will sehen, wie eine vor einem Politiker auf den Boden pisst. Es ist Zeit, sich von der Vorstellung zu verabschieden, dass Nacktheit allein besonders schockierend und kontrovers sei (wenn sie eigentlich nur die Auflagen von Zeitungen nach oben treibt), und endlich den Mut zu finden, etwas Hässliches und Angsteinflößendes mit unseren Körpern anzustellen. Das würde die Message auf jeden Fall viel besser kommunizieren—ganz egal, was der Sinn und Zweck auch sein mag.