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Es sind genug rechte Wähler für alle da: Die NPD will mit der AfD Sachsen-Anhalt erobern

Die NPD bläst zur finalen Wahloffensive: Die Wähler von Sachsen-Anhalt sollen ihre Erststimme der AfD und die Zweitstimme den geistigen Brüdern und Schwestern von der NPD geben.

Sachsen-Anhalt: NPD will sich mit AfD Stimmen teilen — DIE WELT (@welt)7. März 2016

Als am Montag bekannt wurde, dass die NPD in Deutschland bei den hessischen Kommunalwahlen im Wahlbezirk Büdingen-Michelau als stärkste Kraft mit 31,8 Prozent hervorging, fragten wir uns, ob man der AfD—wie verheerend und gefährlich diese Partei auch sein mag—zumindest diese eine positive Funktion zusprechen kann: Und zwar, dass sie ein moderat-rechtsradikales Auffangbecken für all die Wut- und Protestbürger darstellt, die ansonsten direkt zu Parteien wie der NPD, Die Rechte oder den Republikanern abwandern würden. Im Wahlbezirk Büdingen-Michelau ist die AfD nämlich nicht angetreten und konnte somit nicht als eine Alternative zur totalen Rechtsradikalität fungieren—als eine Art NPD Light oder zwischengeschaltete Vorhölle auf dem Weg ins völlige Verderben.

Doch bereits wenige Stunden nach unseren Überlegungen überraschte uns die NPD höchstpersönlich, als sie am gestrigen Nachmittag in ihrer Parteizentrale in Berlin-Köpenick ihre neue PR-Kampagne für die Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt präsentierte und auf diese Weise selbst Zeugnis darüber ablegte, wie fließend die Grenzen zwischen ihr und der AfD in Wirklichkeit doch sind. Das medienwirksame Duo bestehend aus dem akkurat nach rechts gescheitelten NPD-Bundesvorsitzenden Frank Franz und dem zur annähernden Glatze verdammten Bundesvorstandsmitglied Klaus Beier blies mit einem neuen Plakat zur letzten Wahloffensive. Auf dem in die Kameras gehalten Stück glänzenden Karton die Aufforderung an die Wähler: Zur Landtagswahl am 13. März—Erststimme AfD; Zweitstimme NPD. Für Frank Franz ist es nur selbstverständlich, dass „die Parteien, die grundsätzlich in eine ähnliche Richtung wollen, auch an einem Strang ziehen sollten". Zumal „das Wählerpotential für zwei heimattreue und patriotische Parteien" da sei. Ein kluger Schachzug von der NPD, im Aufwind der AfD selbst etwas mitsegeln zu wollen.

Verständlicherweise schmeckt diese Nummer der AfD überhaupt nicht. Sie ist sich sehr wohl darüber im Klaren, dass beide Parteien bei einer ähnlichen Klientel auf Stimmenjagd gehen und eine Verbrüderung neben dem bundesweitem Imageschaden schlicht und ergreifend auch Wählerstimmen aus dem rechten Lager auf Landesebene kosten würde. Die Wahlwochen sind keine Zeit für Geschenke. Deshalb wehrt sich auch der AfD-Parteisprecher auf Anfragen von Zeit Online gegen die Idee dieser Kampagne: „Mit der NPD haben wir keinerlei Schnittmengen". Guter Versuch, nur leider schien niemand in der AfD André Poggenburg, den AfD-Spitzenkandidaten in Sachsen-Anhalt, rechtzeitig über den gemeinsam Kurs in der Sache gebrieft zum haben. Denn ebenfalls gegenüber Zeit Online konnte seinen Kommentaren wiederum entnommen werden, dass doch eine Schnittmenge und damit ein Konkurrenzverhältnis zwischen beiden Parteien besteht: „Wir haben ähnliche Ziele, aber die Lösungsansätze sind andere." Richtig, die Ziele sind ähnlich und nicht selten sogar dieselben, nur sind die AfD-Funktionäre klug genug, nicht höchstpersönlich Flüchtlingsheime anzuzünden, wie im Fall von Nauen, wo vermutet wird, dass der NPD-Stadtverordnete Maik Schneider beteiligt war. Die Mittel sind andere, aber weil die Ziele ähneln, ist ein Wettstreit zwischen AfD und NPD durchaus vorhanden—das weiß auch Poggenburg: „Die NPD ist für uns eine konkurrierende Partei." Das ist sie. Genauso wie Die Rechte und auch die Republikaner, weil die ideologischen Grenzen zwischen ihnen allen noch zarter sind als die dünne Linie zwischen Erst- und Zweitstimme auf dem NPD-Plakat. Noch hält die AfD den Großteil aller braunen Stimmen, doch wie man sieht, arbeitet die Konkurrenz fleißig daran, das zu ändern. Ihr könnt Paul auch auf Twitter folgen.