Aus der Make Believe Issue 2015Von einem Augenblick auf den anderen waren die „Wolfpack"-Brüder Bhagavan, Eddie, Glenn, Govinda, Mukunda und Narayana Angulo, die den größten Teil ihres Lebens abgeschottet von der Außenwelt verbracht haben, nicht mehr unsichtbar, sondern allgegenwärtig. Ich habe eine Woche lang auf dem Fußboden ihres Hotelzimmers campiert und miterlebt, wie Hollywood die Heimkehr aus Castaway für sechs großnasige Tom Hankse reinszeniert hat. Die auf sie zurollende Welle an Aufmerksamkeit war schier unglaublich. Werner Herzog, David O. Russell, ein Roadie von Journey: Alle waren da, ungläubig staunend mit hinuntergeklappter Kinnlade und Fragezeichen in den Augen, wie Samenspender bei der ersten Begegnung mit ihren erwachsenen Söhnen. Und in Demi Moores breites Lächeln, als sie sie zu fassen bekam, hätte ohne Weiteres ein Big Mac gepasst. Es war unbeschreiblich. Und bei jeder neuen Begegnung gab es einen Stapel Vorschläge, Versprechungen, Namen von Leuten, mit denen sie mal sprechen sollten, und Ideen für die Zukunft.
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Was hat den Fürsorgeinstinkt all dieser Menschen geweckt? Sind die Angulo Brüder, die angeblich mit Spielfilmen groß gezogen wurden, der Beweis für jene mystischen Kräfte, die dafür sorgen, dass gut aussehende Menschen den Weg nach Kalifornien immer finden? Na klar. Filme können etwas bewirken. Darüber hinaus fragen sich die Leute: Sind die gestört? Ist bei denen alles in Ordnung? Werden die total abstürzen? Es gibt jede Menge Fragen, die allen auf den Nägeln brennen. Ich bin zwar kein Experte, werde sie aber beantworten.Sind die gestört? Sie sind sehr freundlich, neugierig und warmherzig. Sind die ein bisschen seltsam? Absolut. Werden die total abstürzen? Ihr wäret nicht davon betroffen. Verbringt eine Stunde mit ihrer Mutter—der überschwänglichen und ständig heiseren Susanne Reisenbichler—und ihr habt keine Fragen mehr. Die zwischen 16 und 24 Jahren alten Jungs verfügen über eine emotionale Tiefe und Lebenseinstellung, die weit über das hinausgeht, was man aus Tarantino-Filmen lernen kann. Ich fragte Susanne, welches Wunder sie zum Zentrum ihres kleinen Universums gemacht hat. Sie brach in Tränen aus und meinte: „Sie waren es, die mich gerettet haben."Mit Mama im Schlepptau gibt es eine Tour durch L.A. Anlass zu immer neuen Begeisterungsausbrüchen: „Oh mein Gott, Narayana. Schau nur, diese Blumen! Wie wunderschön! Eddie, schau, Capitol Records! Hey Mukunda, John Travolta!" Diese Frau könnte mit ihrem Strahlen eine Turnhalle ausleuchten. Außerdem ist sie eine Art Reflektor. Wie Reflexfolie bündelt sie den Glanz ihrer Familie und strahlt ihn weiter. Sie hilft ihnen bei der Orientierung. Also kurz gesagt: Sie haben Mom. Sie haben einander. Ich denke, alles wird gut.
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Den Film „The Wolfpack" könnt ihr ab jetzt auf iTunes sehen.