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Reisen

Sind Fernbusse kostengünstige Todesfallen?

In Frankfurt am Main kontrollierten Polizeibeamte mehrere Busunternehmen auf Mängel und kamen dabei zu einer schockierenden Erkenntnis.
Foto: imago/Ralph Peters

Wer weder viel Geld noch ein eigenes Auto hat und von A nach B möchte, für den ist die Deutsche Bahn aktuell wohl nicht unbedingt die erste Wahl. Mitfahrgelegenheiten und Fernbusse haben ihr insbesondere unter jüngeren Menschen den Rang abgelaufen, weil sie billiger und—man mag es kaum glauben—oftmals auch einfach verlässlicher sind.

Insbesondere Fernbusse erfreuen sich großer Beliebtheit, weil in vielen W-Lan angeboten wird (das manchmal sogar funktioniert!) und man, je nach Tag und Uhrzeit, für zum Teil verblüffend wenig Geld durch halb Deutschland fahren kann. Da überrascht es nicht, dass 2015 nach einer Schätzung des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer rund sieben Millionen Menschen mehr das Fernbusnetz genutzt haben sollen als im vergangenen Jahr. Wie sich jetzt herausstellte, scheint man für diese Sparmaßnahmen allerdings ein nicht unerhebliches Risiko einzugehen.

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Wie die FAZ berichtet, kontrollierten 150 Polizeibeamte am Frankfurter Hauptbahnhof 27 Fernbusse „des nationalen und internationalen Linienverkehrs" auf Mängel und kamen dabei zu einem schockierenden Ergebnis. Nur 3 von 27 Fahrzeugen seien „ohne Beanstandungen" durch die Kontrolle gekommen, bei den anderen 24 wurden zum Teil schwerwiegende Mängel wie „poröse Reifen" oder „ausgeschlagene Lenkkopflager" gefunden. Außerdem wurde beanstandet, dass die Lenkzeit der Fahrer zum Teil erheblich die gesetzlichen Vorgaben überschritten habe. Bei vier Bussen wurden die Mängel als so eklatant erachtet, dass ihnen die Weiterfahrt gänzlich untersagt wurde.

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Sonderlich überraschend scheint dieses Ergebnis allerdings nicht zu sein. Immer wieder würden bei derartigen Kontrollen „erhebliche Mängel" festgestellt werden, erklärte ein Sprecher der Frankfurter Polizei gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. „Billig" käme eben „nicht von ungefähr".

Ob derartige Erkenntnisse den Erfolg solcher Angebote dämpfen, bleibt abzuwarten. Schließlich musste sich mittlerweile sogar die Deutsche Bahn der Flut an Busunternehmen beugen, erhöhte zum ersten Mal seit Jahren nicht mehr die Ticketpreise und baut das eigene Netz an Fernbusverbindungen deutlich aus.


Titelfoto: imago | Ralph Peters