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Drogen

Forscher beweisen: Aspirin ist tausendmal tödlicher als Cannabis

Düsseldorfer Ärzte behaupten, die ersten beiden durch Cannabis ausgelösten Todesfälle nachgewiesen zu haben. Wenn das stimmt, würde es Weed zum sichersten Medikament aller Zeiten machen.

Nachdem vor knapp zwei Wochen der Fall einer Engländerin Schlagzeilen machte, deren Tod zwei Ärzte fälschlicherweise auf das Rauchen eines Joints zurückgeführt hatten, hat Deutschland nun seine eigene Enthüllung: Gerichtsmediziner der Uniklinik Düsseldorf wollen die weltweit ersten Todesfälle nachgewiesen haben, die durch Cannabis-Konsum ausgelöst wurden.

Dr. Benno Hartung, einer der Autoren der Studie, erklärte im Interview mit der Bild („Totgekifft!”): „Wir haben seit 2001 Fälle gesammelt. Bei zwei Fällen konnten wir nun jede andere Todesursache komplett ausschließen. Die beiden Männer starben an Herzrhythmusstörungen, die durch den Cannabis-Wirkstoff THC ausgelöst wurden.“

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Das ist tatsächlich eine ziemliche Neuigkeit, weil es bis jetzt noch nie gelungen ist, einen durch Cannabis verursachten Todesfall nachzuweisen. Die amerikanische Drogenaufsichtsbehörde (DEA) hatte Ende der 80er verzweifelt versucht, Versuchstiere mit Cannabis umzubringen, um einen LD-50-Wert (die für 50% der Testpersonen tödliche Dosis) für die Droge zu ermitteln. Das Ergebnis: Es ist physikalisch unmöglich. Aus dem Bericht der DEA:

„Eine Reihe von Forschern hat erfolglos versucht, den LD-50-Wert für Marihuana anhand von Versuchstieren festzustellen. Vereinfacht gesagt konnten die Forscher den Tieren nicht genug Marihuana geben, um ihren Tod herbeizuführen.

Gegenwärtig wird geschätzt, dass der LD-50-Wert von Marihuana um 1:20.000 oder 1:40.000 liegt. Für Laien bedeutet das, dass ein Raucher 20.000 oder 40.000 mal soviel Marihuana konsumieren müsste wie in einer Marihuana-Zigarette enthalten ist, um den Tod herbeizuführen… ein Raucher müsste theoretisch an die 1.500 Pfund Marihuana innerhalb von 15 Minuten konsumieren, um eine tödliche Reaktion hervorzurufen.“

Zum Vergleich: Der LD-50-Wert von Aspirin liegt bei 1:20. Für die überwältigende Mehrheit aller verschreibungspflichtigen Medikamente liegt der Wert bei 1:10, oft noch niedriger. Das bedeutet im Klartext, dass Aspirin mindestens eintausendmal tödlicher ist als Cannabis.

Die Entdeckung der deutschen Gerichtsmediziner bestätigt diese Einschätzung: Wenn man ihrer Recherche Glauben schenken darf, haben sie weltweit die ersten Todesfälle durch Cannabiskonsum nachgewiesen. Der Einleitung der Studie kann man entnehmen, dass allein im Jahr 2009 schätzungsweise zwischen 125 und 203 Millionen Menschen mindestens einmal Cannabis konsumiert haben. Selbst wenn die beiden Todesfälle also durch Cannabis verursacht worden wären, würde Cannabis damit zum sichersten Medikament aller Zeiten.

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Die Ansicht teilt auch der Cannabis-Experte Dr. Grotenhermen. „Wenn man über jedes Medikament sagen könnte, nachdem man es jahrzehntelang verwendet hat, ‚wir haben jetzt die ersten beiden Todesfälle ausgewiesen’, dann sollte man eigentlich total begeistert sein“, erklärt der Experte. „Das werden Sie bei kaum einem Medikament finden.“

Bis jetzt scheinen die Medien eher begeistert, dass sie endlich echte Todesfälle haben, anhand derer sie das Kraut verteufeln können. Die Bild triumphiert, dass man Marihuana jetzt nicht mehr „beschönigend“ weiche Drogen nennen kann. Schließlich gibt es jetzt zwei Todesfälle! Noch mal zurück zum Aspirin: Ärzte schätzen, dass das Medikament in Deutschland jedes Jahr „zwischen 1.000 und 5.000“ Todesfälle verursacht. Abgesehen vom Tod kann es „Geschwüre und Blutungen im Magen oder Darm“, Asthmaanfälle und Nierenschäden hervorrufen. Cannabis hat keine einzige dieser Nebenwirkungen.

„Es ist eine sehr sichere Substanz, das wird auch durch diese Todesfälle nicht verändert“, erklärt Dr. Grotenhermen. Obwohl der Arzt dem Befund der Kollegen aus Düsseldorf skeptisch gegenübersteht—„Meistens findet man bei plötzlichem Herztod keine Ursache, und wenn man jetzt bei Betroffenen THC findet, dann sagt das ja über die Ursache nichts aus“—, will er trotzdem nicht ausschließen, dass Cannabis Gefahren bergen kann.

„Cannabis wird sehr häufig verwendet, und deswegen kann es auch mit sehr seltenen Ereignissen im Zusammenhang stehen“, sagt er. „Das ist möglich, weil es kardiovaskuläre Wirkungen hat—es kann aber auch eine Koinzidenz sein.“

„Es ist niemandem zu raten, mit Herzerkrankungen Cannabis zu verwenden, und auch niemandem mit einer Schizophrenie“, fährt Grotenhermen fort. „Das ändert aber grundsätzlich nichts an der großen Sicherheit und überraschend guten Verträglichkeit der Substanz. Und das wird ja durch die Studie noch mal bestätigt.“

Der DEA-Bericht macht das noch deutlicher:

„Aus strikt medizinischer Sicht ist Marihuana weit sicherer als die meisten Lebensmittel, die wir normalerweise zu uns nehmen. Zum Beispiel kann das Essen von zehn rohen Kartoffeln eine giftige Reaktion auslösen. Im Vergleich ist es physikalisch unmöglich, genug Marihuana zu essen, um den Tod herbeizuführen. In seiner natürlichen Form ist Marihuana eine der sichersten Heilsubstanzen, die der Menschheit bekannt sind.“