Aus der Perspektive einer Burlesque-Tänzerin

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Aus der Perspektive einer Burlesque-Tänzerin

Ein Freitagabend mit einer Burlesque-Truppe bedeutet jede Menge Netzstrümpfe, Nippelquasten und nackte Haut.

Tagsüber arbeitet Clara Coquette als medizinische Forscherin, doch nachts geht sie ihrer Leidenschaft nach: Sie tritt als Burlesque-Tänzerin mit verspielten Strip-Einlagen in diversen Bars und Kunsträumen in New York City auf.

Clara sagt, ihre Kunst sei ihr extrem wichtig. Häufig trägt sie bei ihren Auftritten eine Admiral-Ackbar-Maske oder ein Clownskostüm wie aus American Horror Story, um ihrem Publikum eine denkwürdige Erfahrung zu bescheren.

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Wir haben ihr zwei Einwegkameras gegeben, damit sie eine Nacht lang für uns dokumentiert, was hinter den Kulissen vor sich geht, wenn sie gerade nicht auf der Bühne steht.

VICE: Wie war dein Tag am Freitag? Wo ging es los? Was hast du alles gemacht?
Clara Coquette: Am Freitag bin ich zu Hause aufgewacht und habe mich für meinen Alltagsjob in der Medizinforschung bereit gemacht. Als ich wieder zu Hause war, habe ich einen Snack gegessen und mich auf einen Auftritt bei Bedlam Burlesque vorbereitet—das ist eine Veranstaltung, die immer am ersten Freitag des Monats in der Bedlam Bar stattfindet.

Es sieht aus, als hättest du ziemlich viel Kleidung und Make-up in deinem Zimmer. Wie läuft es ab, wenn du dich für einen Auftritt fertigmachst?
Ein paar Tage vor dem Auftritt übe ich meine Show und repariere das Kostüm, falls es etwas zu flicken gibt. Meist lege ich am Tag vorher alles raus, was ich brauchen werde, und packe dann meine Tasche.

Mein Make-up-Look hängt vom Kostüm und der Stimmung der Performance ab. Bühnen-Make-up basiert auf der Darbietung, hilft beim Verkörpern einer Rolle und macht alles glamouröser. Es ist schwerer als Make-up für den Alltag, weil man es aus der Ferne und unter den Bühnenlichtern sehen können muss. Meist mache ich dunkle Smokey Eyes mit den Farben des Kostüms, ein oder zwei Paar künstliche Wimpern, viel Rouge, dunkle Augenbrauen und rote Lippen. Außerdem mache ich mir auch meistens Glitzer auf die Augenlider und die Lippen, damit es auch ordentlich schimmert.

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In der Regel versuche ich, mein Make-up schon zu Hause zu machen, weil es backstage nicht immer genug Licht, Zugang zu Spiegeln und Platz gibt. Ich habe mich unter anderem schon in Küchenbereichen, Toiletten, Büros und durch Vorhänge abgeschirmte Ecken einer Bar fertig gemacht. Manchmal trage ich bei meinen Auftritten Perücken, die lege ich dann allerdings erst backstage an. Außerdem trage ich backstage auch noch etwas Bodyglitter auf, damit es im Bühnenlicht mehr schimmert.

Wie unterscheidet sich Burlesque von anderen Formen der kleidungsscheuen Tanzdarbietung?
Es unterscheidet sich in verschiedenen Punkten von anderen solchen Tanzarten wie Go-Go und Strippen, aber es gibt Überschneidungen. Zum Beispiel gibt es manchmal während einer Burlesque-Show Go-Go-Sets, und es gibt auch einige Stripperinnen, die außerdem noch Burlesque machen. Go-Go-Tänzerinnen und Stipperinnen tanzen meist zu längeren Musiksets, die oft vom DJ ausgewählt werden. Es gibt beim Go-Go und Strippen so gut wie kein choreographiertes Ausziehen, während bei den meisten Burlesque-Shows erwartet wird, dass die Frau am Ende nur noch Pasties und einen Tanga oder eine Schamhaarperücke trägt (wobei es auch Ausnahmen gibt). Außerdem tanzen Stripperinnen oben ohne oder komplett nackt, je nach Club.

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Wie bist du in die Burlesque-Szene hineingeraten?
Ich habe mir eine Show beim Mermaid Parade Ball in Coney Island angesehen. Dann fing ich an, zu mehr Shows zu gehen und mehr Leute in der Szene kennenzulernen. Dann hörte ich von der New York School of Burlesque (NYSB) und belegte dort einen einmonatigen Grundkurs und einen Kurs übers Entwickeln einer Bühnenshow, bevor ich selbst mit den Auftritten anfing. Im Sommer 2011 fingen die Kurse an und im Dezember 2011 hatte ich mein Debüt. Ende des Jahres werde ich also schon fünf Jahre auf der Bühne stehen. Die NYSB ist die beste Anlaufstelle für Einsteigerinnen. Dort gibt es haufenweise Kurse, von den Grundlagen über Choreographie und Bewegung bis hin zu Make-up und Kostüm—alles mit hochqualifizierten und preisgekrönten Dozentinnen.

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Wo können die Leute dich in Zukunft live sehen?
Mein Kalender sieht immer unterschiedlich aus, aber meist trete ich so zwei- bis sechsmal im Monat auf und produziere ein- oder zweimal im Jahr meine eigene Show. Meine nächste Show in New York heißt „White Elephant Burlesque Presents Star Wars" und findet am 4. Mai um 20 Uhr in der Rockbar NYC statt. Am besten schaut ihr einfach auf meine Website, wenn ihr mich mal sehen wollt.

Wie endete denn die Nacht, die du für uns fotografiert hast?
Nach der Show habe ich wieder meine Tasche gepackt. Dann habe ich mich mit Freunden unterhalten und ein paar Drinks getrunken. Auf dem Heimweg habe ich mir noch ein sehr spätes Abendessen im Blue Ribbon Fried Chicken geholt. Zu Hause dusche ich dann so gut wie immer, bevor ich mich schlafen lege, um das ganze Make-up, den Glitzer und manchmal auch Farbe oder Kunstblut loszuwerden.