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Wie dieses Schild die heile Welt der Tiroler durcheinander bringt

Warum ist es für manche so unvorstellbar, dass Gott eine Frau ist?
Bild zur Verfügung gestellt von Ursula Beiler

Dass der Humor der Österreicher spätestens bei der eigenen Religion aufhört, wissen wir spätestens bei dem kleinen Aufschrei nach diesem Artikel der Tagespresse, der sich mit der Frage beschäftigt, ob Jesus nicht vielleicht schwul war. Mindestens genau so schlimm wie ein schwuler Jesus wäre es offenbar für ein paar Gläubige, wenn Gott eine Frau wäre. Aber warum eigentlich? Warum ist für viele nur ein Bild von Gott OK, das ihn als alten Mann mit weißem Bart zeigt?

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Mit dieser Frage beschäftigt sich auch ein Schild am Rande einer Tiroler Autobahn, auf dem in pinken Buchstaben die Aufschrift „Grüß Göttin" prangt. Das Schild stammt von der Künstlerin Ursula Beiler, die sich durch die „Einbeziehung des Weiblichen in das Göttliche" für einen Paradigmenwechsel und die Aufwertung der Natur und der Frau einsetzen will.

Aber nicht alle sind glücklich mit dem „Grüß Göttin"-Schild. Mittlerweile wurde es seit der Aufstellung im Jahr 2009 über 50 Mal beschmiert, übermalt und nun neu aufgestellt. Die Künstlerin sagt dazu:

„Es gab in Tirol ganz viele Leserbriefe gegen das Schild—vor allem in der Tiroler Tageszeitung. Es wird immer wieder betont, dass in der Bibel geschrieben steht, es gibt nur einen (Herr)Gott—einen Vater, Sohn und den Heiligen Geist, der auch männlich ist. Maria, die Gottesmutter ist nur eine Frau, die heilig gesprochen wurde. Maria galt aber immer schon als die ,Geheime Göttin im Christentum'. Ich denke, die Übersprüher, die ja nie gefasst wurden, sind—wie ich sie spaßhalber oft nenne—die Tiroler Taliban: Sie müssen uns vor der Göttin beschützen! Davor haben sie Angst!"

Von offizieller Seite sollen laut der Künstlerin vor allem die FPÖ und die traditionellen Tiroler Schützen gegen die Aufstellung des Schildes gewesen sein—die Grünen und die SPÖ haben das Projekt hingegen von Anfang an unterstützt.

Die Frage, ob Gott nicht vielleicht eine Frau sein könnte, ist ja an sich nichts Neues. Dennoch wird das Kunstprojekt von Ursula Beiler von vielen als Blödsinn abgetan. Wahrscheinlich passt es einfach nicht in ihr Weltbild. In ihr Weltbild passt nur eine Vorstellung, nämlich dass nur ein Mann (in diesem Fall Gott) die Management-Skills hat, um sich um einen ganzen Planeten zu kümmern. Way to go, Tirol. Allein die Tatsache, dass man an Gott glaubt, zeugt meiner Meinung nach von ein bisschen Vorstellungskraft. Dann ist es doch auch nicht so schwer, es zumindest für möglich zu halten, dass Gott nicht zwingend ein Mann sein muss.

Verena auf Twitter: @verenabgnr