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Guter Job, Steve Jobs

Steve Jobs herrschte nicht nur über Computer und Telefone und Betriebssysteme und über animierte Blockbuster, sondern auch über unser Leben.

Steve Jobs war immer der Anti-Bill Gates. Der Mann, dem man zutraute, den Bösewicht in einem James Bond-Film zu verkörpern, er war hochintelligent, kultiviert und versuchte, große Visionen in die Tat umzusetzen. In die Reihe von Blofeld, Dr. No und Scaramanga hätte er sich mit seinem Rollkragenpulli und seiner durchgestylten Firma, die uns das ein oder andere Mal in den Wahnsinn getrieben, in Panik versetzt und uns auch hin und wieder bei der Vorstellung neuer Produkte ein warmes Kribbeln in den Lenden geschenkt hat, gut eingefügt.

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Aufgrund der einseitigen Datenschutzpolitik von Apple, dem Streben nach völliger Kontrolle über unser Leben und der ab und an absurd prüden Firmenpolitik haben wir an verschiedener Stelle Dinge gesagt und geschrieben, die nicht mehr wiederholt werden müssen, da man nicht schlecht über Tote sprechen soll.

Und doch haben wir immer und immer wieder eines dieser Plastikprodukte gekauft, haben unsere Telefonanbieter gewechselt, haben Hunderte Euro im App Store oder bei iTunes versenkt und darauf gewartet, dass es bald wieder "One More Thing" geben wird, für das wir irgendwie und irgendwo das Geld auftreiben mussten.

Trotzdem sollten wir uns auch daran erinnern, wie wir mit Inbrunst geschrien haben, als mal wieder ein iPhone klirrend zersprang, ein Macbook so heiß wurde, dass es einem die Oberschenkel versengte oder der astronomische Preis für eine eigentlich kleine Reparatur gleich den Kauf eines komplett neuen Gerätes rechtfertigte, um dann schließlich auch noch von sjobs@apple.com beschimpft zu werden. Wobei einige dieser Antworten sich wohl für immer in das kollektive Gedächtnis aller Apple-Nutzer einbrennen werden.

"No."

Auf die Frage, ob man denn das neue iPhone als Modem für das iPad benutzen könnte, was natürlich Kosten sparen und den exklusiven Vertragspartnern von Apple in der Telekommunikationsbranche erheblich gegen den Karren fahren würde.

"You're Holding it Wrong"

Die wohl bekannteste Antwort und auch die praktischste Problemlösung für das Empfangsproblem des iPhone 4. Durch einen Produktionsfehler entsprach die Empfangsleistung, wenn man es in der Hand hielt … nun, man hatte keinen Empfang. Neben dieser doch sehr pragmatischen Antwort lieferte Apple schließlich gratis einen zusätzlichen Gummiring für die Nutzer der ersten Stunde, der den Empfang gewährleisten sollte. Schließlich kamen sie dann doch auf die Idee, dass man mit Kundenservice kein Geld verdient und verkaufte dieses hässliche, aber unentbehrliche Zubehör für bare Münze. Deutlich billiger war es also, das Gerät dann doch, wie Steve meinte, anders zu halten.

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"Freedom From Porn"

Ein Gawker-Redakteur hatte ein wenig zuviel intus und schrieb Jobs seinen Frust darüber, dass sich Steve ein Internet ohne Porno wünscht, dafür über die Leiche von Flash gegangen ist und Apple sich selbst mit seinen Bestimmungen für den App Store eine Zensur auferlegt hat, die selbst geschwärzte Playboyausgaben in den arabischen Emiraten lächerlich erscheinen lässt. Jobs begründete das und vor allem seinen immanenten Hass auf flashbasierte Webinhalte, die auch auf dem iPad nicht darstellbar sind, mit der Befreiung vor Programmen, die private Daten ausspähen (sic), der Befreiung von Programmen, die die Batterielaufzeit verkürzen und vor allem mit der Befreiung von Pornografie.

"Radiation? No, interest"

Wer wollte nicht schon immer einen Geigerzähler in seinem iPhone haben? Auch wenn er nur die Strahlen misst, die das Telefon selbst abgibt? Eben. Das dachte sich auch eine Firma aus Israel und entwickelte eine App dafür. Doch nachdem der App Store dieses Programm mehrmals abgelehnt hatte und die Software für Blackberry und im Android Market frei erhältlich ist, schrieb Steve Jobs persönlich eine Begründung: "no interest".

"This is what happens when your MacBook Pro sustains water damage. They are pro machines and they don’t like water. It sounds like you’re just looking for someone to get mad at other than yourself."

Wer hatte noch keinen Wasserschaden bei seinem MacBook? Nun, jetzt wisst ihr warum Apple so rigoros ist, bei seinem Kundenservice. Als ob ihr es euch nicht hättet gleich denken können, dass MacBooks kein Wasser vertragen, als heult euch bei jemand anderem aus, nicht bei Steve Jobs.

Diese Zeiten sind nun vorbei, denn diesmal ist der Tod von Steve Jobs keine Falschmeldung wie noch anno 2008, als die Börsen noch nicht wegen der Krise, sondern wegen eines vermeintlichen Herzinfarkts wankten. Tim Cook wird die Firma mit dem angebissenen Apfel in die Zukunft führen, aber mit Visionen vom Kaliber des Apple-Gründers ist es bei ihm nicht weit her. Nun ist es schon beinahe Ironie, dass einer der größten Visionäre der letzten Jahrzehnte nur knapp 24 Stunden nach der ersten öffentlichen Ansprache seines designierten Nachfolgers, die weithin aufgrund ihrer Drögheit, Langeweile und Inspirationsfreiheit kritisiert wurde, verschieden ist. Apple wird nun ohne ihn und seine Führung das neue Microsoft. Doch wie Steve Jobs vor wenigen Monaten noch vor einigen Stanford Studenten sagte: "Death is very likely the single best invention of life. It’s life’s change agent; it clears out the old to make way for the new."

Steve vor seinem ersten Auftritt im Fernsehen.

Ruhe in Frieden Steve Jobs.