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Hangover-News, 08. August 2016

Hermann Görings goldene Pistole wird versteigert, Gina-Lisa Lohfink bekommt eine Anzeige, Edward Snowden twittert etwas sehr Mysteriöses und Saarbrücken war wegen eines Schlafenden im Ausnahmezustand.

Eine Nazi-Pistole aus Gold und Elfenbein, News im Fall um Gina-Lisa Lohfink, der angebliche Tod von Edward Snowden, amerikanische Polizeigewalt und ein SEK-Einsatz im deutschen Saarbrücken—willkommen bei den Hangover-News.

Erneute Wende im Fall Gina-Lisa Lohfink

Foto: imago | Mauersberger

Es gibt Neuigkeiten im Fall um die ehemalige Germany's Next Topmodel-Kandidatin Gina-Lisa Lohfink, den ein veröffentlichtes Sextape angestoßen hatte, das sie beim Geschlechtsverkehr mit zwei Männern zeigt. Der Fall befeuerte zudem die Debatte, was eine Vergewaltigung ist und was nicht, und ließ ein Schreckensbild der Medien, Justiz und der deutschen Öffentlichkeit zurück.

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Die beiden Männer, die Lohfink der Vergewaltigung beschuldigt, haben jetzt Strafanzeige gegen die 29-Jährige erstattet—die Männer werfen ihr neben falscher Verdächtigung auch Verleumdung, Beleidigung und üble Nachrede vor. Dabei läuft momentan eh schon ein Verfahren gegen sie, in dem es um falsche Verdächtigung geht. Dieses ging allerdings bisher nur von der Berliner Staatsanwaltschaft aus, die die Vergewaltigungsvorwürfe, die das Sextape beweisen sollen, anzweifelt. Gegen die beiden Männer wurde die Strafanzeige Lohfinks schon vor Monaten eingestellt, sie müssen sich vor Gericht jedoch immer noch wegen der Veröffentlichung des Videos verantworten.

In Niederösterreich rast ein Mann auf eine Gruppe Ausländer zu

Samstag Nacht fuhr ein 67-jähriger Mann betrunken mit seinem Auto über den St. Pöltner Rathausplatz. Der Mann soll laut Medienberichten 1,7 Promille gehabt haben. Als er schließlich eine Gruppe ausländisch aussehender Männer an einem Bankomaten stehen sah, beschimpfte er sie und zeigte ihnen den Mittelfinger. Dann setzte er mit seinem Auto zurück und raste auf die Gruppe zu.

Verletzt wurde bei dem Vorfall niemand—ob das der schnellen Reaktion der Gruppe oder dem Mann, der das Auto vielleicht doch noch rechtzeitig angehalten hat, zu verdanken ist, ist bisher noch unklar.

Die Schweiz will ein schärferes Terrorgesetz

Foto: Day Donaldson | flickr | CC BY 2.0

Das Bundesgesetz gegen Terrororganisationen läuft 2018 aus. In einem ersten Entwurf für das neue Folgegesetz drohen Anhängern der Terrormiliz IS und Al Kaida bis zu zehn Jahren Gefängnis, wie der SonntagsBlick schreibt. Die Liste der Terrororganisationen könne zudem ausgeweitet werden und Geldstrafen vor Gericht seien keine Option mehr. Bis anhin lag die höchste Strafe für IS-Anhänger und Jihad-Reisende bei fünf Jahren Freiheitsentzug.

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Laut Beat Villiger, Vizepräsident der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD), wolle sich die Schweiz mit der Verschärfung dem "internationalen Niveau" anpassen. Somit werde jeder bestraft, der Terrororganisationen "auf irgend geartete Weise unterstützt", fügt Villiger hinzu—also auch passiv agierende Schläfer. Gemäss SonntagsBlick erhält das neue Gesetz breite Unterstützung bei SVP, FDP und den Grünen.

Im Gespräch mit 20 Minuten betont FDP-Ständerat und Jurist Andrea Caroni hingegen, dass es rechtsstaatliche Bedenken gäbe. "Wir müssen darum besorgt sein, nicht in ein Gesinnungsstrafrecht abzurutschen", so Caroni. Zudem fügt er hinzu, dass man mit Teenagern nicht gleich hart umgehen dürfe. Auch bereite ihm die Diskussion Sorgen, nach welcher Terrorsympathisanten selbst dann in ihr Heimatland zurückgeschickt würden, wenn ihnen dort Folter droht. "Wenn wir den Pfad der Folter betreten, sind wir irgendwann nicht mehr besser als die Terroristen, die wir bekämpfen wollen", beteuert Caroni.

In Saarbrücken wurde wegen eines Schlafenden die Innenstadt für vier Stunden durch einen Polizei-Großeinsatz gesperrt

Schwer bewaffnete Einsatzkräfte vor dem Restaurant in Saarbrücken | Foto: imago | Becker & Bredel

Polizei, Medien und die Bevölkerung sind in diesen Tagen besonders sensibel, wenn es um Meldungen von bewaffneten Menschen an öffentlichen Plätzen geht. Putzkräfte eines Saarbrückener Lokals wurden am vergangenen Sonntag von einem Mitarbeiter nicht in das Restaurant gelassen, um ihrer Arbeit nachzugehen—diese verständigten anschließend die Polizei. Anscheinend gaben sie auch Hinweise auf eine mögliche Bewaffnung des Mannes, was eine Vollsperrung der Innenstadt und einen Großeinsatz der Polizei und des SEK auslöste.

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Jedoch war der Mann weder bewaffnet noch wirklich gefährlich: Die Beamten fanden den Mann, schlafend und mit leichten Blessuren, im Keller des Restaurants und nahmen ihn fest. Er war den Behörden wohl schon als geistig verwirrt bekannt und wurde abgeführt. Ein Bild-Reporter streamte während des Einsatzes das Geschehen vor dem Laden live, bis Beamte ihn darauf hinwiesen, dass der womöglich schwer bewaffnete Täter ebenso wie die Bild-Leser auf den Stream zugreifen und seine Situation besser ausnutzen könne.

Hermann Görings goldene Walther PPK wird verkauft

Foto: Rock Island Auction

Auktionshäuser verkaufen allerlei kurios anmutende Gegenstände, auch aus der Nazi-Zeit. Die neueste Nazi-Devotionalie soll im September von dem amerikanischen Auktionshaus Rock Island Auction Company verkauft werden: Hermann Görings vollvergoldete und mit Elfenbein besetzte Walther PPK. Der Wert der historischen Pistole wird auf eine Summe zwischen 250.000 und 400.000 US-Dollar geschätzt—wohl auch, weil das Wappen der Familie Göring die Waffe ziert. Die moralischen Bedenken beim Verkauf von Gegenständen, die aus der Nazi-Zeit stammen, werden immer wieder heiß diskutiert. Am Ende gelangen diese Memorabilia aber meist doch auf einen Auktionstisch, da sie den Verkäufern sehr hohe Erlöse versprechen.

Hermann Göring war Oberbefehlshaber der Luftwaffe im Nazi-Reich und Hitlers rechte Hand. Kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges beging er mithilfe einer Zyankali-Kapsel Suizid, um der Verurteilung der amerikanischen Streitkräfte zu entgehen, die den Tod durch den Strick angeordnet hatten. Wie es sich anfühlt, den Namen Göring zu tragen, kannst du hier lesen.

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Jung, unbewaffnet, schwarz –schon wieder ist in den USA ein Mann von der Polizei erschossen worden

Amerikanische Polizisten sichern Teile des Tatorts | Foto: imago | ZUMA Press

Am Wochenende wurde ein Vorfall amerikanischer Polizeigewalt öffentlich gemacht, der sich am 28. Juli auf den Straßen Chicagos zugetragen hat. Polizisten haben einem 18-jährigen schwarzen, jungen Mann bei einer Verfolgungsjagd in den Rücken geschossen. Der Mann verstarb noch vor Ort. Er war unbewaffnet, es bestand also keine Notwendigkeit des Einsatzes von Schusswaffen.

Der junge Afro-Amerikaner fuhr ein als gestohlen gemeldetes Fahrzeug durch die Stadt, als Polizisten auf das verdächtige Auto aufmerksam wurden und darauf schossen. Nachdem der Mann mit einem Polizeiauto zusammengestoßen war, stieg er aus dem Wagen aus und versuchte zu fliehen—wieder schoss die Polizei, diesmal direkt auf den jungen Mann. Erst bei der Verhaftung stellten die Beamten den Tod des Mannes fest—am Wochenende veröffentlichte Video-Aufnahmen der Polizei zeigen die komplette Tat. Die beteiligten Polizisten sind momentan vom Dienst suspendiert, weitere Ermittlungen laufen. Der Anwalt der Familie des Getöteten spricht von einer "kaltblütigen Exekution".

Whistleblower Edward Snowden wurde kurzzeitig für tot erklärt

Screenshot: Twitter

Eine verschachtelte Meldung auf Twitter hat in den vergangenen Tagen eine Kontroverse um das Wohlergehen des amerikanischen Whistleblowers Edward Snowden ausgelöst. Der im russischen Exil lebende Snowden hatte am Freitag einen kryptischen Tweet mit 64 Buchstaben und Zahlen abgesetzt—kurze Zeit später wurde dieser allerdings wieder gelöscht. Viele Medien, Twitter-User und Blogger vermuteten, es könne sich dabei um einen "Dead Man's Switch" handeln, also um ein automatisch ausgelöstes Signal, falls sich der Nutzer nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt bei Twitter anmeldet. Spekulationen machten sich breit, Snowden wäre entführt und getötet worden und sein Notfalltweet würde weitere, noch nicht öffentliche Dokumente einsehbar machen.

When @Snowden tweets a random hash pic.twitter.com/d5vfoaLT9Z
— Shane 'Nik' Withers (@nikftw) 5. August 2016

Glenn Greenwald, Investigativ-Journalist und Vertrauter Edward Snowdens, gab jedoch einige Stunden nach Löschen des Eintrags von seiner Seite aus mit einer Kurzmeldung Entwarnung: "Ihm geht es gut", twitterte er als Antwort auf die vielen besorgten Nutzer. Snowden selbst hat sich jedoch bislang noch nicht persönlich zu dem Vorfall und dem gelöschten Tweet geäußert.

@HannahhhBeth @Snowden He's fine
— Glenn Greenwald (@ggreenwald) 6. August 2016