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News

Hangover-News, 13. Juni 2016

Das schlimmste Attentat seit 9/11 erschüttert die USA, eine Niederländerin wird verhaftet, weil sie eine Vergewaltigung angezeigt hat, und in Baden-Württemberg löst die Beisetzung einer Gewürzgurke einen Polizeieinsatz aus.
Foto: imago | ZUMA Press

An diesem Wochenende ist nicht nur die Fußball-EM in Frankreich mit Hooligan-Schlägereien in Marseille und Hitler-Grüßen samt Reichskriegsflagge gestartet. Willkommen bei den Hangover-News.

Terrorakt in Orlando, USA – 50 Tote bei Schießerei in einem Schwulenclub

Die Rückseite des Pulse | Foto: imago | ZUMA Press

Die größte Massenschießerei der US-Geschichte hat an diesem Wochenende Amerika erschüttert. Mit einem halbautomatischen Gewehr und einer Handfeuerwaffe bewaffnet betrat ein Mann gegen zwei Uhr Morgens den Club "Pulse" in Orlando, USA, der zu den bekanntesten Schwulenclubs in Florida zählt. Er schoss um sich und nahm die Gäste als Geiseln, die über Facebook und per Textnachricht Freunde und Verwandte benachrichtigten. Nach einer Schießerei zwischen dem Attentäter und der Polizei vor dem Laden zog sich der Mann wieder in den Club zurück. Gegen fünf Uhr Morgens stürmt die Spezialeinheit der Polizei dann das Gebäude—im anschließenden Kugelhagel wurden weitere Personen getötet. Diese Nacht forderte 50 Tote und viele weitere Verletzte, auch der Attentäter kam bei der Schießerei um.

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Der Täter wurde nach übereinstimmenden Medienberichten als Omar Saddiqui Mateen identifiziert. Es heißt, der Mann sei in Florida geboren worden—seine Eltern stammten aus Afghanistan. Das FBI stuft den Fall als Terrorakt ein und prüft, inwieweit der Täter eine Neigung zum radikalen Islamismus hatte. Der IS begrüßte die Bluttat über mittlerweile gesperrte Twitter-Accounts und bekannte sich gegen Abend zu der Tat. Offiziell ist das allerdings noch nicht. Seine Ex-Frau nannte ihn psychisch labil.

Pulse shooting: In hail of gunfire in which suspect was killed, OPD officer was hit. Kevlar helmet saved his life. pic.twitter.com/MAb0jGi7r4
— Orlando Police (@OrlandoPolice) 12. Juni 2016

Es besteht wenig Zweifel daran, dass das Massaker vor allem einem in die Hände spielen wird: Donald Trump. Schon nach der Schießerei in San Bernardino vergangenen Dezember hatte Trump die verfassungswidrige Forderung gestellt, Muslime nicht mehr ins Land zu lassen—seine Umfragewerte stiegen danach extrem an. Und auch wenn sich Barack Obama vergangene Woche dazu entschieden hat, Hillary Clinton fortan im Wahlkampf zu unterstützen, wird auch dieser Schritt Trumps Einfluss wahrscheinlich nur steigern. Denn viele Amerikaner sind unzufrieden mit Obamas bisherigen Reaktionen gegen dschihadistische Gewalttaten.

Appreciate the congrats for being right on radical Islamic terrorism, I don't want congrats, I want toughness & vigilance. We must be smart!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 12. Juni 2016

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Die Stadt Orlando wurde an diesem Wochenende zudem Schauplatz einer weiteren Gewalttat: Bei einer Autogrammstunde wurde die The Voice-Teilnehmerin Christina Grimmie von einem bewaffneten und anscheinend verwirrten Amerikaner erschossen, der sich anschließend mit seiner Waffe selbst erschoss, nachdem der Bruder Grimmies versucht hatte, ihn niederzuringen.

Die Identitären kommen bei ihrer Demonstration durch Wien ganze 650 Meter weit

Foto von David Prokop

Am Samstag ist die Identitäre Bewegung durch Wien marschiert. Eigentlich sollte es vom Urban-Loritz-Platz aus bis nach Schönbrunn gehen, aufgrund zahlreicher Gegenveranstaltungen und Blockaden sind sie jedoch lediglich bis zum Westbahnhof gekommen und haben dort ihre Abschlusskundgebung abgehalten.

Bei der Demonstration kam es zu einigen Zwischenfällen: Wie zahlreiche Bilder und Videos bestätigen, setzte die Polizei ab einem gewissen Punkt auf Pfefferspray. Laut Angaben der Polizei wurde dieser "individuell" und aufgrund von Angriffen eingesetzt. Außerdem soll laut Angaben der Identitären eines ihrer Mitglieder schwer am Kopf verletzt und in weiterer Folge ins künstliche Koma versetzt worden sein. Von der Polizei wurde das nicht bestätigt. Aus Solidarität sind dann Samstag Nacht 150 Identitäre durch den 8. Bezirk gezogen—unter Begleitung der Polizei.

Der Übervater der Schweizer Rechtspopulisten warnt vor der FPÖ und der AfD

Foto: Paheka | CC BY-SA 3.0 Der Chefstratege der rechtspopulistischen SVP äussert sich in einem Interview mit dem Sonntagsblick kritisch gegenüber dem europäischen Aufstieg rechtspopulistischer Parteien. Besonders in Donald Trump oder Rechtspopulisten wie der FPÖ oder dem Front National sehe Christoph Blocher ein Zeichen, dass die Bürger den Glauben an die etablierten Politiker verloren hätten. In der Schweiz sei die Situation anders, da die direkte Demokratie und die SVP solche Bewegungen innerhalb des politischen Systems auffange. Sie gehöre nicht mit diesen in eine Reihe, da sie herrschende Umstände hinterfrage und Missstände in der Politik aufdecken würde. Die SVP prangere Zuwanderung und Asylmissbrauch nicht nur an, sondern schaffe "ernsthaft Abhilfe". Der Schweizer Parteienforscher Hanspeter Kriesi dürfte die Sachlage anders sehen. Erst Ende April betonte er in einem Interview mit dem Tages-Anzeiger, dass die SVP nicht gemässigter sei als die FPÖ oder der Front National—"Wir haben eine rechtsradikale Partei, die seit 15 Jahren fast 30 Prozent der Stimmen macht."

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Niederländerin zeigt Vergewaltigung an und landet selbst im Gefängnis

Foto: Pixabay

Erst jetzt ist die Information aus Katar öffentlich geworden, dass eine 22-jährige, niederländische Touristin im März dieses Jahres eine Vergewaltigung angezeigt hatte und anschließend wegen außerehelichem Geschlechtsverkehr festgenommen worden ist. Sie sitzt bis heute in einem Gefängnis des Emirats Katar. Laut ihrem Anwalt hatte sie angegeben, dass sie in einem Hotel unter Drogen gesetzt und anschließend von einem Mann in einem fremden Haus vergewaltigt worden sei. Der Mann hingegen sagte aus, dass der Sex einvernehmlich war und die Niederländerin sogar Geld von ihm verlangt hätte. Am heutigen Montag soll entschieden werden, ob das Mädchen sich aufgrund der "Straftat" vor Gericht verantworten muss.

Weltweit werden Vergewaltigungsopfer durch die jeweiligen Gesetze oft immer noch selbst zu Tätern gemacht, was für Deutschland momentan der Fall um Gina-Lisa Lohfinks Vergewaltigung zeigt. Wieso der Umgang von Medien, Öffentlichkeit und Gericht mit den Aussagen und der Person Gina-Lisa Lohfink unmenschlich ist, kannst du auf Broadly lesen.

Kritiker behaupten, Erdoğans Uni-Diplom sei gefälscht

Primus Erdoğan erhält auf diesem Foto aus dem Jahr 2012 die Ehrendoktorwürde der Universität Shanghai. | Foto: imago | Xinhua

Laut türkischer Verfassung benötigt ein Präsident mindestens ein Diplom von einer türkischen Universität, um kandidieren zu dürfen—er muss also mindestens vier Jahre an einer Uni nachweisen können. Amtsinhaber Recep Tayyip Erdoğan besitzt bis zum heutigen Zeitpunkt neben seinem Diplom sage und schreibe 44 Ehrendoktorwürden diverser Universitäten, Barack Obama hat in seiner Karriere bisher nur 9 dieser Auszeichnungen für besondere akademische oder wissenschaftliche Verdienste sammeln können, Angela Merkel kommt immerhin auf 12.

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Kritiker werfen Erdoğan aber immer wieder vor, sein entscheidendes Uni-Diplom sei mangelhaft und eine Fälschung. Erdoğans Diplom, das er in Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaften an der Marmara-Universität nach vier Studienjahren erreicht haben soll, ist aus dem Jahr 1981. Wie die BBC berichtete, soll es das Institut zu dem Zeitpunkt allerdings noch gar nicht gegeben haben, sondern erst ein Jahr später gegründet worden sein.

İlla çıkarttıracaksınız sandıktan..daha naftalin kokusu üzerinde#hanimişdiploma #mugeanli pic.twitter.com/bMq9YApEHx
— Asrın Lideri (@Recep65399958) 11. Juni 2016

Der frühere Staatsanwalt Ömer Faruk Eminagaoglu hatte bei der Staatsanwaltschaft Ankara Klage wegen Dokumentenfälschung eingereicht, um Erdoğan seines Amtes zu entheben. Side Fact für die, die es immer noch nicht mitbekommen haben: Fast alle Verwaltungsinstitutionen der Türkei unterstehen dem türkischen Präsidenten, es ist also kein großes Wunder, dass die Klage umgehend abgewiesen wurde. Auf Twitter versuchen junge Türken gerade, das Thema unter anderem durch den Hashtag #diplomasidasahte (#AuchSeinDiplomIstFalsch) weiter im Gespräch zu halten.

Eine Gewürzgurke hat in Baden-Württemberg einen Polizeieinsatz ausgelöst

Foto: Wikipedia|Renee Comet

Was klingt wie eine Meldung aus dem 24-Stunden-Twittermarathon der Polizei in Berlin, ereignete sich an diesem Wochenende in Achern bei Offenburg. Dort beobachtete eine Spaziergängerin an einem Waldstück einen Mann, der ein Grab aushob und sich rasch davon entfernte, nachdem er ein Holzkreuz aufgestellt hatte. Nach dem Wählen des Notrufs exhumierte die Polizei einen kleinen Sarg, in dem kein Mensch und kein Tier, sondern eine kleine, verschimmelte Gewürzgurke steckte. Beigelegt war ein Zettel mit dem Namen "Gurki" und dem aktuellen Datum. Eine Ermittlung des Täters wurde also eingestellt und die Polizei setzte ihre Streife fort, nachdem sie das Gemüse andächtig entsorgt hatte.

Dating App Lovoo soll Leuten das Geld aus der Tasche gezogen haben

Chattet dieser junge Mann mit einer echten Frau oder einem Fake-Profil? Foto: Flickr | Pabak Sakar | CC BY-2.0

Mit dem Flirtradar wollte die aus Dresden stammende App Lovoo Tinder den Rang als Dating-App Nummer 1 ablaufen. Geklappt hat das bisher trotz 50 Millionen Nutzern (nach eigene Angaben von Lovoo) noch nicht und wie es aussieht, wird es die App womöglich auch nicht mehr allzu lange geben. Denn bei diesem Fall hilft es auch nicht mehr, sich Online-Dating-Tipps von der eigenen Mutter abzuholen.

Was passiert ist: Im Zeitraum von Juni 2013 bis Juli 2014 sollen Mitarbeiter vorsätzlich gleichzeitig bis zu 477 gefälschte Profile von süßen Mädchen auf männliche Nutzer losgelassen haben, die ihnen für weiteren Kontakt zu kostenpflichtigen Leistungen geraten haben. Hinter keinem der Profile soll eine reale Person gestanden haben, insgesamt belaufen sich die Einnahmen durch diese Fake-Accounts auf über eine Million Euro. Vergangenen Mittwoch hatten über 200 Polizisten die Geschäftsräume des Unternehmens und Privaträume von Angestellten durchsucht und die beiden Geschäftsführer festgenommen—offengelegt wurde der Betrug durch einen Whistleblower und Recherchen seitens des Magazins C'T.