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Hass und Gewalt beim Castortransport

Der größte, teuerste und letzte Castortransport in Gorleben war am Wochenende das Mekka aller Wutbürger Deutschlands.

Vergangene Woche startete also zum letzten Mal ein Castor-Transport in das beschauliche Gorleben. Und obwohl Deutschland den Atomausstieg längst beschlossen hat, zog es dennoch jeden, der gerne Nein zu Atomkraft sagt, in die Nähe nach Dannenberg, um zu wutbürgern. Ich schloss mich also den Demonstranten an, um mir das genauer anzusehen.

Bereits bei unserer Ankunft stand die Polizei verängstigt und/oder erwartungsfroh entlang der Schienen Spalier. Gegen Mitternacht kletterte ich erstmal in meinen Anhänger, in der Hoffnung, ein wenig Schlaf zu bekommen, als ich von draußen hörte, wie sich Leute zusammenscharten. Es schien, als hätte die Polizei zu nahe am Camp geparkt, woraufhin einige Demonstranten begannen, die gepanzerten Wagen mit Steinen zu bewerfen. Die Antwort darauf waren noch mehr Beamten und Wasserwerfer. Nun war langsam das gesamte Camp auf den Beinen und sie sangen und schrien also die Polizisten an, die sich langsam formierten und in Bewegung setzten. Sie marschierten direkt in die Menge hinein und schubsten jeden vor sich einen kleinen Hügel hinauf. Zeitgleich begannen die Demonstranten nun wütend zu werden und warfen mit Steinen, Farbbomben und Leuchtraketen auf alle Polizisten in Reichweite.     
  Die Situation schaukelte sich also langsam richtig schön auf und die nun umso gereizteren Polizisten gingen systematisch auf die Unruhestifter los, die nicht schnell genug waren.     Obwohl manche von ihnen wohl kaum noch sahen, auf wen sie da losgingen … Allmählich wurde die Menge von der Polizei zurückgedrängt, vielleicht auch deshalb, da sie vom Steinewerfen gelangweilt waren und es nur ein sinnloses Scharmützel war. Einer der Typen hatte jedoch noch einen Laserpointer, mit dem er den Wasserwerfer vollkommen irre machte und dieser daraufhin begann, wahllos in alle Richtungen zu feuern, ohne etwas zu treffen. Die Nacht war vorbei und ich schlich wieder in den Anhänger, um ein wenig zu schlafen.

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Um etwa 7.30 Uhr kam Leben in das Camp. Diese Szene bot sich mir beim Frühstück um 8.30 Uhr. Für alle war ein leckeres veganes Buffet aufgetischt worden. Vegan ist zwar nicht mein Ding, aber nach einer arschkalten, schlaflosen Nacht ohne Schlafsack in einem Anhänger, dessen Dach eine Plastikplane war, und einer Tür, die immer offen stand, hätte ich alles gegessen.

Nach dem Frühstück schlenderte ich ein wenig über das Gelände, bevor wir uns alle auf die lange Wanderung entlang der Gleise machten. Ich stieß dabei auf diesen Kerl, der mutterseelenalleine auf einem Feld stand. Er hat mich völlig ignoriert. Er war aber auch zu beschäftigt, einem Helikopter den Mittelfinger zu zeigen … Die Wanderung beginnt … Auf der Hälfte des Weges teilte sich die Gruppe. Die einen gingen in die Felder und die anderen in den Wald. Ich beschloss, der Gruppe in den Wald zu folgen, denn sie wussten anscheinend, was sie tun.
 
 
Für den Fall, dass die Polizei anrücken würde, standen improvisierte Straßensperren bereit. Wie auch immer, ich bin mir nicht sicher, wie effektiv dieses Gebäusch gegen gepanzerte Wagen sein soll.

Schließlich kamen wir aus dem Wald und fingen an, die Felder in Richtung der Schienen zu überqueren. Zu unserer Rechten sahen wir die andere Gruppe, auf die aber am Fuße des Hügels eine Horde blinkender Polizeilichter wartete.  Wir liefen weiter, in der Hoffnung, nicht bemerkt werden. Aber es war zu spät: Ein Polizeifahrzeug auf der Straße vor den Gleisen hatte uns entdeckt und ein Wagen nach dem anderen tauchte auf. Wir starteten einen letzten, verzweifelten Versuch, die Straße zu überqueren.
  Mache haben es geschafft, andere wurden von der Polizei abgefangen und mit Schlagstöcken und Pfefferspray bestraft. Dieses Mädchen bekam die doppelte Ladung Tränengas von diesen Schweinen ins Gesicht. Nur für den Fall, dass diese vollkommen verworrene Situation noch schlimmer außer Kontrolle geraten wäre, hatte dieser Typ zumindest gleich seine Tränengaskanone mit dabei.  
  Ein Blick auf das geballte Polizeiaufgebot, das den Blick auf den Zug und die Gleise versperrt hat und jeden, der versuchte näher zu kommen, nun, wir wissen was Polizisten in Kampfmonturen gerne machen …