Wenn man sich die Nachrichten der letzten Wochen, ach was, der letzten zwei Jahre so anschaut, könnte man durchaus auf die Idee kommen, dass in Sachsen schon seit Längerem ziemlich schlechte Stimmung herrscht.Auf der einen Seite gibt es da Pegida, das sich ja jetzt schon seit mehr als einem Jahr lautstark vor der Islamisierung des Abendlandes fürchtet (und das nirgendwo sonst einen so dauerhaften Erfolg feiern konnte wie in Sachsen) und all die anderen Leute, die sich so vor Flüchtlingen fürchten, dass sie stundenlang grölend Busse blockieren oder gleich unter Beifall Flüchtlingsheime anzünden.Und auf der anderen Seite gibt es dann all die Leute, die sich zunehmend Sorgen machen, dass die erste Gruppe den Ruf des deutschen Bundeslandes auf Jahrzehnte ruiniert. Es wird nicht erst seit diesem Wochenende darüber diskutiert, ob im Tal der Ahnungslosen nicht irgendwas grundsätzlich schiefgelaufen ist—und ob wir vielleicht mal über einen „Säxit" nachdenken sollten. Wenn fast jede Schreckensmeldung über rassistische Mobs, angezündete Flüchtlingsheime und KZ-Vergleiche des letzten Jahres aus Sachsen kommt, könnte man als Sachse vielleicht auch mal darüber nachdenken, ob das Bundesland vielleicht ein Problem hat.Oder man macht es wie das Dresdner Hitradio RTL und veröffentlicht die „XXL-Version" einer Lobeshymne namens Sachsen immer lacht:
Es geht ja nicht mal darum, dass Lied und Video grauenhaft sind. Und niemand will den Sachsen verbieten, stolz auf ihre Denkmäler und Landschaften und kulinarische Spezialitäten zu sein. Gut, das Video ist schon sechs Tage alt und damit vor den Ausschreitungen im deutschen Döbeln und Bautzen herausgekommen. Aber Sachsen ist nicht erst seit dem Wochenende das Rassismus-Problemkind der Bundesrepublik. Und deshalb wirkt es mindestens extrem weltfremd, gerade jetzt ein Lied herauszubringen, in dem neben lauter Ortsnamen, die man aktuell mit den schlimmsten flüchtlingsfeindlichen Ausschreitungen in ganz Deutschland verbindet, auch die Zeile „Füreinander da zu sein, bei Regen und bei Sonnenschein" und „Sachsen ist das Land, wo man immer lacht" vorkommt.