Foto: Moritz Kosinsky | Wikipedia | CC BY-SA 3.0 DE
Giovanni di Lorenzo, der Chefredakteur der Zeit, hat kurz nach der Europawahl bei Günter Jauch ausgeplaudert, dass er zweimal gewählt hat: einmal mit seinem italienischen Pass im italienischen Konsulat, einmal mit deutschem im deutschen Wahllokal. Genial, Giovanni! Und obwohl die Ankündigung zuerst nur für Erstaunen sorgte (und für wütendes Grummeln bei Wolfgang Schäuble), wurde ziemlich schnell klar, dass di Lorenzo offiziell Wahlbetrug begangen hatte.
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Auch wenn ihm das offensichtlich nicht bewusst war (obwohl er das vier Tage vorher in seiner eigenen Zeitung hätte nachlesen können), hat di Lorenzo sich eigentlich strafbar gemacht. Denn auch wenn man zwei Wahlbenachrichtigungen geschickt bekommen hat, darf man nur einmal wählen—nur leider ist das unmöglich zu kontrollieren. Di Lorenzo hat sich mittlerweile entschuldigt und versprochen: „Ich lasse nächstes Mal eine Wahl weg.“ Trotzdem lacht das ganze deutsche Internet über di Lorenzo. Aber ist der Chefredakteur wirklich „weltfremd wie Marie Antoinette“, wie ein Blog meint? Oder steckt dahinter ein perfider Plan?Denken wir mal nach: In Europa leben an die acht Millionen Menschen mit zwei europäischen Pässen, theoretisch könnten sie alle ihre Stimme doppelt abgeben. Und wenn nicht alle acht Millionen danach zu Günther Jauch rennen und davon erzählen, wird man es womöglich auch nie herausfinden!Aber gegen wen richtet sich dieser millionenfache potenzielle Betrug? Wer stellt eine so große Bedrohung für die etablierten Parteien dar, dass man eine so weitreichende Verschwörung anzetteln müsste? Ganz klar: die AfD. Zumindest wenn man den AfD-Wählern zuhört, die sich jetzt auf ihren Facebook-Fanpages in Rage reden, wenn sie an die Millionen Stimmen denken, um die sei bei dieser Wahl betrogen wurden.Chapeau! Mit 200 % Wahlbeteiligung liegt Giovanni di Lorenzo deutlich über dem gesamteuropäischen Durchschnitt.
— Jörg Thomann (@Thomann_J) May 26, 2014
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