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​Heulsuse der Woche: AfD vs. FC Bayern München

Die AfD macht die Antifa für ihren schleppenden Bremen-Wahlkampf verantwortlich und der FC Bayern schiebt dem Ärzteteam seine Champions-League-Niederlage in die Schuhe.

Und wieder ist es an der Zeit, sich über ein paar Menschen zu wundern, die mit der Welt nicht fertigwerden.

Heulsuse #1: die Bremer AfD

Foto: Imago/Reiner Zensen

Der Vorfall: Für die AfD läuft es im Bremer Wahlkampf nicht sonderlich gut.

Die angemessene Reaktion: Das eigene Wahlprogramm und seine rechtsgerichteten Aussagen überdenken.

Die tatsächliche Reaktion: Die Antifa und Plakat-Vandalen verantwortlich machen.

Müssten wir uns für eine All-Time-Favorite-Heulsuse entscheiden, würde uns die Wahl zwischen der NPD und der Partei, die es auch diese Woche wieder unter die Top 2 geschafft hat, wirklich überaus schwer fallen. Was war passiert? Aktuell läuft der Wahlkampf in Bremen auf Hochtouren, die Parteien pflastern die Straßen der Hansestadt mit Wahlplakaten zu und bei mehreren Veranstaltungen versuchen die aufgestellten Politiker, den wahlberechtigten Bürger dann auch noch live und direkt zu überzeugen. So weit, so gut. Bei der Alternative für Deutschland scheint es allerdings nicht so richtig zu laufen.

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„Bei einigen unserer Veranstaltungen hat die Antifa draußen vor der Tür so laut demonstriert, dass uns jetzt kaum noch ein Hotelier einen Saal vermietet", äußerte Christian Schäfer am gestrigen Donnerstag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Zu den gecancelten Events zählen auch eine geplante Veranstaltung in einem Schützenverein, außerdem musste die Partei für ihre Wahlparty am 10. Mai auf eine andere Location umsteigen.

Weil geplatzte Wahlveranstaltungen den gemeinen Bürger aber immer noch nicht vor den grinsenden Gesichtern der AfD-Vertreter auf Wahlplakaten schützen, scheint es da draußen irgendjemanden (die Gender-Lobby? Deutschland-Feinde? Griechen, die sich nicht länger diffamieren lassen wollen?) zu geben, der es bewusst und absichtlich auf die Wahlplakate der Partei abgesehen hat. Zumindest glaubt das Christian Schäfer, der von „Verlustraten von bis zu 90 Prozent" in einigen Bremer Stadtteilen spricht. Die Polizei hingegen ist da anderer Meinung und konnte laut focus.de bisher keine parteispezifischen Plakatzerstörungsaktionen ausmachen. Bis zur finalen Wahlschlappe hat sich aber sicherlich noch eine dritte Instanz gefunden, die man für das eigene Versagen verantwortlich machen kann.

Heulsuse #2: der FC Bayern München

Das ist der ehemalige Mannschaftsarzt der Bayern, Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Er steht nicht zur Wahl der Heulsuse, sondern seine Ex-Kollegen.Foto: Imago/MIS

Der Vorfall: Der FC Bayern verliert gegen den FC Porto mit 1:3.

Die angemessene Reaktion: Die eigene Spielleistung hinterfragen, überlegen, wie man das Blatt beim Rückspiel wenden kann.

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Die tatsächliche Reaktion: Das Ärzteteam für die Niederlage verantwortlich machen und den Rücktritt von Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt provozieren.

Der FC Bayern München ist zweifellos ein Verein, der die Gemüter spaltet. Trotzdem dürfte es auch unter erklärten Nicht-Bayern-Fans für leichte Irritationen gesorgt haben, dass die Niederlage gegen den FC Porto am vergangenen Mittwoch so deutlich ausfiel. Mit 1:3 trennten sich die beiden Vereine im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinales und es kann davon ausgegangen werden, dass es nach dem Abpfiff zu heftigen Diskussionen über die gezeigte Leistung des Ausnahmevereins kam. Statt sich dezidiert mit der spielerischen Leistung und womöglichen taktischen Fehlentscheidungen auseinanderzusetzen, schien der schwarze Peter in diesem Fall allerdings einer Abteilung zugeschoben zu werden, die grundlegend eher für Schadensbegrenzung als -verursachung steht: dem Ärzteteam.

Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, der zusammen mit seinem Sohn Kilian und zwei weiteren Ärztekollegen für die körperliche Verfassung der Bundesliga-Profis verantwortlich ist, war über die Schuldzuweisung sogar so erbost, dass er nach fast vierzigjähriger Zusammenarbeit mit dem Verein kündigte. In einer Mitteilung zu seinem überraschenden Abgang ist von einem „nachhaltig geschädigten Vertrauensverhältnis" die Rede, nachdem er und sein Team „aus ihnen unerklärlichen Gründen für die Niederlage hauptverantwortlich gemacht" worden seien.

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Seit 1977 steht Müller-Wohlfahrt im Dienst des bayerischen Erfolgsvereins und war bereits 2008, nach Differenzen mit Jürgen Klinsmann, kurzzeitig zurückgetreten. Die überraschende Kündigung des 72-Jährigen könnte also auch Teil eines Kräftemessen mit dem aktuellen Coach Pep Guardiola sein, der sich bereits in der Vergangenheit nicht sonderlich begeistert ob der Tatsache zeigte, dass der mittlerweile fast legendäre Mediziner die tagtägliche Betreuung des Teams an seinen Sohn abgegeben hatte. Wollten die Spieler eine Audienz beim Altmeister selbst, mussten sie ihn in seiner Praxis in der Münchner Innenstadt besuchen.

Ob das Rausekeln einer 40-Jahres-Institution aus dem Verein allerdings wirklich für eine akute Leistungssteigerung sorgen wird, bleibt fragwürdig.

Letzte Woche: Frei.Wild machen die Deutschen für ihre Abstempelung als Naziband verantwortlich und ein Rentner jagt aus Wut auf seine Tochter seine Wohnung in die Luft.

Der Gewinner: Frei.Wild!