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Heulsuse der Woche: Bayerische Volksmusik-Fans vs. gewalttätige Oma

Bayerische Politiker gehen auf die Barrikaden, weil Bayern 1 keine Volksmusik mehr spielen will, und eine 78-jährige Unfallverursacherin wird gegenüber der Polizei handgreiflich.
Foto: STAR-Media | imago

Und wieder ist es an der Zeit, sich über ein paar Menschen zu wundern, die mit der Welt nicht fertigwerden.

Heulsuse #1: Bayerische Volksmusikfans

Der Vorfall: Der Radiosender Bayern 1 streicht sämtliche Volks- und Blasmusiksendungen aus seinem Programm. Die sollen zukünftig auf dem Sender BR Heimat stattfinden.

Die angemessene Reaktion: Sich freuen, dass man jetzt einen eigenen Sender hat, auf dem man den ganzen Tag nichts anderes hören kann als Volksmusik.

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Die tatsächliche Reaktion: Sich gegen die Entscheidung zur Wehr setzen und ankündigen, Unterschriften gegen die Entscheidung sammeln zu wollen.

Verzeiht uns, wenn wir davon ausgehen, dass ihr musikalisch eher auf Spotify oder „jugendlichere" Radiosender zurückgreift, aber nur so als Information vorneweg: Bayern 1, das ist so ein Sender, der immer im Hintergrund dudelt, wenn ihr mal wieder eure Großeltern besucht. Ein rentnerfreundlicher Mix aus nicht allzu aufregendem Pop, Rock, Blasmusik und Helene Fischer. Weil aber nicht jeder ein großer Fan von Volksmusik ist und Bayern 1 sich zukunftsweisend anscheinend an ein etwas flippigeres Publikum („44- bis 55-Jährige", die „an Rock- und Softrock interessiert" sind) richten möchte, kündigte der Sender nun einen inhaltlichen Umschwung an. Ab Pfingsten sollen sämtliche Blas- und Volksmusikprogramme auf den Digitalsender BR Heimat ausgelagert werden.

Das kann man als Entwicklung natürlich insofern schwierig finden, als dass es das Programm für nicht ganz so technikaffine Senioren etwas unzugänglicher macht. Laut Programmbereichsleiter Walter Schmich seien allerdings 96,2 Prozent der bayerischen Einwohner dazu in der Lage, das Programm über Digitalradio zu empfangen. Außerdem sollen die Änderungen mit „Volksmusik- und Brauchtumsverbänden" abgesprochen worden sein. Man hat seine schunkelnde Hörerschaft also durchaus ernstgenommen.

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Wie stark die Liebe des bayerischen Volksmusikfans für Tradition und etablierte Sendeformate aber tatsächlich ist, scheint dramatisch unterschätzt worden zu sein. Markus Söder, seines Zeichens Heimatminister und (wenig überraschend) bei der CSU, sah direkt die Identität des Freistaats in Gefahr und äußerte sich laut der Süddeutschen Zeitung überaus besorgt: „Der BR soll der Bayerische Rundfunk bleiben und nicht zu einem WDR 2 oder WDR 4 werden." Für die Freien Wähler ist es mit mahnenden Worten allerdings nicht getan. Sie kündigten an, Unterschriften gegen die Programmänderung sammeln zu wollen. Wir erinnern uns: Als Vertreter der FW das letzte Mal eine größere Protestaktion geplant hatten (Flüchtlinge mit einem Reisebus nach Berlin zu schicken, um ein Zeichen gegen die aktuelle Asylpolitik zu setzen), hat das auch ganz hervorragend geklappt.

Der Großteil der bayerischen Volksmusikfans scheint das Ganze übrigens deutlich entspannter zu sehen und hört sein Programm jetzt einfach auf dem neuen Kanal—das suggerieren zumindest die Hörerzahlen. Innerhalb von 12 Monaten mauserte sich BR Heimat zum erfolgreichsten Digitalsender des Bayerischen Rundfunks und erreicht nach Senderangaben rund 110.000 Hörer täglich.

Heulsuse #2: Eine gewalttätige Oma aus Hamburg

Der Vorfall: Eine 78-Jährige beschädigt beim Ausparken ein anderes Auto.

Die angemessene Reaktion: Seine Personalien aufnehmen lassen, damit sich die Versicherung um den Schaden kümmern kann.

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Die tatsächliche Reaktion: Den Inhaber des anderen Fahrzeugs anfahren und ein Handgemenge mit der Polizei provozieren.

Mit alten Damen ist nicht zu spaßen. Wirklich nicht. Das gilt nicht nur für all jene Rentnerinnen, die einem wütend den Gehstock oder Regenschirm zwischen die Beine hauen, wenn sie das Gefühl haben, dass man beim Einsteigen in den Bus „drängelt". Das gilt vor allem für all jene Damen der Schöpfung, die auch im hohen Alter noch mit dem eigenen Auto unterwegs sind. Aktuellstes Beispiel: Eine 78-Jährige aus Hamburg, deren missglücktes Ausparkmanöver in einem nicht ganz unspektakulären Polizeieinsatz endete.

Als sie beim Rangieren ein anderes Fahrzeug beschädigte, weigerte sich die Frau, gegenüber dem Geschädigten Angaben zu ihren Personalien zu machen, und versuchte, in ihrem Wagen zu flüchten. Auch als der Mann sich ihr in den Weg stellte, fuhr sie unbeirrt weiter und erwischte ihn dabei am Bein. Mit entweder sehr viel Glück oder einem Bruce-Willis-Action-Move (ganz klar ist es nicht) gelang es dem Fahrzeuginhaber trotzdem, der Rentnerin den Autoschlüssel zu entwenden.

Entspannte sich die Situation, als dann endlich die Polizei eintraf? Nicht wirklich. Im Versuch, ihre Identität weiterhin geheimzuhalten, drückte die Frau ihrer Beifahrerin ihre Handtasche samt Führerschein in die Hand. Als die Beamten weiterhin versuchten, die Personalien der Verkehrssünderin aufzunehmen, wurden sie von ihr und ihrer Freundin in ein „Handgemenge" verwickelt. Laut Zeit Online verhielt sich die uneinsichtige Oma dabei so aggressiv, „dass mehrere Polizisten sie zu Boden bringen und fixieren mussten."

Der Vorfall ereignete sich zwar bereits im Dezember 2014, der Prozess gegen die Dame begann allerdings erst diesen Donnerstag vor dem Hamburger Amtsgericht. Die Anklagepunkte: Nötigung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Unfallflucht.

Letzte Woche: Der Witwer von Sexy Cora klagt auf Schadensersatz, weil ihm durch ihren Tod Einnahmen entgangen sind, und ein betrunkener Polizist flüchtet vor einer Blutabnahme.

Der Gewinner: der Witwer von Sexy Cora!