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​Heulsuse der Woche: Frei.Wild vs. Feuerteufel-Rentner

Frei.Wild machen die Deutschen für ihre Abstempelung als Naziband verantwortlich und ein Rentner jagt aus Wut auf seine Tochter seine Wohnung in die Luft.

Und wieder ist es an der Zeit, sich über ein paar Menschen zu wundern, die mit der Welt nicht fertigwerden.

Heulsuse #1: Die Band Frei.Wild

Der Vorfall: Frontmann Philipp Burger wird in einem Interview gefragt, ob es sich bei Frei.Wild um eine Rechtsrockband handelt.

Die angemessene Reaktion: Mit Nein (oder auch Ja) antworten und die Antwort mit stichhaltigen Argumenten belegen. Am besten, ohne ein Fass aufzumachen.

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Die tatsächliche Reaktion: Die deutsche Definiton des Begriffs „rechts" für die Nazi-Vorwürfe verantwortlich machen.

Gibt es wissenschaftliche Studien darüber, ob unter den Rechten prozentual besonders viele Heulsusen sind? Wenn man sich unsere Heulsusen der letzten Wochen ankuckt, könnte man irgendwie auf diese Idee kommen. Aber vielleicht jammert der Rest der Welt auch einfach im stillen Kämmerlein, während Philipp Burger von Frei.Wild wieder in aller Öffentlichkeit einen rausgehauen hat. Er wurde nämlich in einem Spiegel Online-Interview gefragt, ob Frei.Wild eine Rechtsrockband sei. Das dürfte weder die erste noch die letzte Frage in diese Richtung gewesen sein, immerhin steht Frei.Wild schon die letzten zwei Jahre wegen ihrer offenen Heimattümelei immer mal wieder in der Kritik.

Trotzdem scheint die Band aus dem beschaulichen Südtirol sich immer noch keine angemessene Antwort auf solche Fragen zurecht gelegt zu haben. Schuld an dem fragwürdigen Image der Gruppe ist laut Philipp Burger nämlich vor allem die deutsche Auslegung des Begriffs „rechts", der zwischen „konservativen Werten" und „Ultra-Nazis" keinen Unterschied mache. Außerdem sei die Südtiroler Geschichte, „in der Heimatliebe fundamental für die Erhaltung unserer Sprache und Kultur verantwortlich ist", mit der deutschen so gar nicht zu vergleichen.

Sind wir Deutschen also schuld daran, wenn Philipp und seine Musikerfreunde als Nazis bezeichnet werden, weil sie in ihren Songtexten Goebbels zitieren? Und haben die Pegida-Anhänger, die eure Lieder mitgrölen, dabei wirklich nur die Liebe zum südtirolischen Bergpanorama und dem hübschen Dialekt im Kopf? Wir werden es wohl nie erfahren.

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Heulsuse #2: Ein rüstiger Feuerteufel aus Mannheim

Der Vorfall: Ein Rentner und seine Tochter einigen sich auf den Verkauf des ehemaligen Elternhauses. Die Tochter will aber anschließend das Geld nicht rausrücken.

Die angemessene Reaktion: Sich ärgern. Mit der Tochter sprechen, zur Not vor Gericht gehen.

Die tatsächliche Reaktion: Die Tochter massiv bedrohen und schließlich die eigene Wohnung in die Luft jagen.

Erbschaftsstreits sind anstrengend, hässlich und können an die Substanz gehen, keine Frage. Trotzdem muss man zugeben, dass dieser Fall ziemlich speziell ist: Die Lebensgefährtin des Rentners Joseph verstarb 2013 und vermachte ihr Haus seiner Tochter—weil er selbst Schulden hat und das Erbe seinen Gläubigern in die Hände gespielt hätte. Laut eigener Aussage sollte Joseph nach Verkauf des Hauses 100.000 Euro von dem Erlös abkriegen, als Altersvorsorge. Nur blöd, dass seine Tochter sich daran irgendwie gar nicht mehr so gut erinnern konnte. Und auch nicht vorhatte, das Geld rauszurücken.

Bei nur 600 Euro Rente im Monat und in Anbetracht seiner Verschuldung ist es also nicht überraschend, dass der 76-Jährige sich ordentlich geärgert hat. Da würde sich wohl jeder ärgern, intensiv und lange ärgern, aber dann irgendwann bei ein, zwei, drei Underberg die Faust in der Tasche machen und sich damit trösten, dass man's eh nicht mehr lang macht.

Nicht so unser Feuerteufel. Nachdem schimpfen nicht half, drohte er, die Kinder der Frau (seine Enkelkinder) umzubringen und randalierte mehr als einmal vor dem Haus. Nach einem erneuten Wutausbruch alarmierte die Tochter die Polizei, die eine Streife bei Joseph vorbeischickte. Der knallte den Beamten die Tür vor der Nase zu, tränkte seine Wohnung in Benzin und zündete sie anschließend an. Noch bevor die Feuerwehr eintraf, kam es zur Explosion, die einen Schaden von ungefähr 50.000 Euroanrichtete. Der rachsüchtige Rentner schaffte es noch, rechtzeitig über die Terrasse zu flüchten und versteckte sich in der Leichenhalle eines nahegelegen Friedhofs. Jetzt, mehrere Monate nach dem Vorfall, muss sich der mittlerweile 77-Jährige vor dem Landgericht für den Brand und Nötigung in sage und schreibe 83 Fällen verantworten. Ob ihm die Aussage, er würde das „heute nicht mehr machen" dabei helfen wird, bleibt abzuwarten.

Letzte Woche: Farid Bang regt sich über negative Reviews auf und Heckler & Koch sehen sich als Opfer einer Bundeswehr-Verschwörung.

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