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Hey Bethesda, bitte macht 'The Elder Scrolls VI' bitte wieder mehr wie 'Oblivion' und weniger wie 'Skyrim'

Das „Schnee-Spiel" ist abgehakt, die Spieleschmiede kann sich also wieder darauf konzentrieren, etwas nicht so Trostloses zu programmieren.

Riecht ihr ihn auch, diesen Hauch von vorbestimmter Enttäuschung? Dieses intensive Miasma der Hoffnung vieler Menschen, die von einer Gruppe Millionäre zerschmettert wird? Ja, ich kann es riechen. Und eigentlich kann das nur eines bedeuten: Die Videospielmesse E3 steht wieder vor der Tür.

Nun, noch ist es noch nicht soweit. Die dem Fachpublikum vorbehaltene Veranstaltung wird erst am 16. Juni im Convention Center von Los Angeles stattfinden. Die E3 ist quasi DIE Spielemesse, bei der wieder alle großen Entwickler mit dicken Eiern und ihren neuesten Produkten, Trailern, Demos und so weiter ankommen. Blizzard hat dort die Chance, eine weitere World of Warcraft-Erweiterung anzukündigen. Japaner haben dort die Chance, vor einem Stadion voller zappeliger Amerikaner in gebrochenem Englisch eine Rede zu halten. Und die Führungskräfte riesiger Unternehmen haben dort die Chance, ihr jährliches Cosplay als Mensch mit einem Herz und einer guten Seele durchzuziehen. Die E3 bietet Spieleentwicklern und Videospielfirmen die ultimative Möglichkeit, den Leute das zu geben, was sie wollen—das passiert jedoch nur selten, denn die Leute sind launisch und die Unternehmen dumm wie Brot.

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Eines dieser Unternehmen, das dieses Jahr besonders dicke Eier hat, ist Bethesda Softworks. Die Spieleschmiede ist zum Beispiel für die Fallout-Reihe verantwortlich und hat 2014 auch die Wolfenstein-Franchise aufgekauft. Für dieses Jahr hat Bethesda Großes angekündigt und wird auf der E3 seine allererste Konferenz abhalten. Die Fans sind natürlich dementsprechend aufgeheizt und neugierig.

Selbstverständlich wurde noch nicht konkretisiert, was genau dieses Jahr vorgestellt wird, aber neben dem Hype um einen vierten Fallout-Teil gibt es auch Gerüchte bezüglich eines neuen Elder Scrolls-Spiels—was dann der Nachfolger der Kobold-Tundra vom 2011er-Titel Skyrim wäre. Auf Reddit wird darüber spekuliert, ob das nächste Spiel in Schwarzmarsch stattfinden wird, der Heimat der Argonier. Das ist die Reptilien-Rasse mit der rauen Stimme. Die meisten Gerüchte wurden jedoch schon dementiert. Vielleicht legt Bethesda Elder Scrolls VI auch komplett auf Eis und konzentriert sich voll und ganz auf einen neuen Teil der Fallout-Reihe, den ich sowieso nie spielen werde. Hoffen wir mal, dass dieses Szenario nicht eintreten wird.

Beflügelt durch diese Gerüchte und meine akute Arbeitslosigkeit habe ich mich letztens dazu entschlossen, die beiden letzten Elder Scrolls-Spiele nacheinander zu zocken: erst Oblivion, dann Skyrim. Es ist schon eine Weile her gewesen, dass ich sie zuletzt gespielt hatte und obwohl ich bereits wusste, welches der beiden ich besser finde, wollte ich mich trotzdem noch einmal intensiv mit der Spielereihe auseinandersetzen—alle Aufgaben, alle Erfolge und Trophäen, einfach alles.

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Ein nicht so eisiger Screenshot von „Oblivion"

Bei Oblivion fiel mir als erstes auf, wie sehr ich es vermisst hatte. Es ist eben wirklich eine bezaubernde, kleine Welt, die Bethesda für den vierten Teil der Elder Scrolls-Reihe erschaffen hat. Das liegt vielleicht auch an der (vergleichsweise) rudimentären Engine, auf der das Spiel basiert. Die Farben leuchten, alles hat einen gewissen Glanz und man fühlt sich einfach wie in einer Traumsequenz eines Low-Budget-Films. Die Synchronisation bietet zwar ungefähr gar keine Abwechslung (nur etwa acht Leute leihen allen in diesem Spiel vorkommenden Charakteren ihre Stimme), hat aber auch etwas angenehm Familiäres an sich. Ich werde hier jetzt nicht so etwas Peinliches wie „Ich hatte das Gefühl, sie zu kennen" schreiben, aber meine Herren, es war doch richtig schön, in einem der Dörfer abzuhängen und dort den immer gleichen Synchronstimmen zu lauschen. Richtig albern, aber eben auf diese „Ach, du wieder!"-Art.

Der Soundtrack von Oblivion gehört auch mit zum Besten, was die moderne Spielewelt zu bieten hat. Er liefert dir genau das wunderliche Fantasy-Zeug, das du erwartest, aber du kannst dich irgendwie nicht daran satt hören.

Man könnte meinen, dass Oblivion als Vorlage für die Blaupause von dieser Art von Spielen hergehalten hat: Es nimmt sich selbst nicht zu ernst und ist dazu noch theatralisch, albern, fröhlich, hübsch und ansprechend. Skyrim hingegen ist eher das genaue Gegenteil. Manchmal fühlt es sich mehr wie eine Art Tschernobyl-Kernschmelze-Simulator und fast durchgängig trostlos an—und nicht wie ein auf Quests basierendes Fantasy-Abenteuer. Man könnte jetzt damit argumentieren, dass die flüchtigen Abschnitte voller schöner Natur dadurch umso beeindruckender erscheinen, aber die Blizzards und der ganze andere Scheiß sind einfach zu viel. Ich habe nicht das Gefühl, mich in einem Fantasy-Land zu befinden und dort mein Leben bei Schwertkämpfen gegen Drachen und Monster zu riskieren. Ich glaube eher, dass Bethesda mich als Sexarbeiter nach Russland verkauft hat, wo ich für Frosttrolle als Lustknabe herhalten muss. Kurz gesagt: Es macht nicht wirklich viel Spaß.

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Diese Bewohner von „Skyrim" sind für die klimatischen Gegebenheiten nicht wirklich ideal angezogen. (Bild: YouTube-Screenshot)

Was muss die Videospieleschmiede also tun, damit das nächste Fantasy-Rollenspiel nicht zu einer weiteren Nachstellung der letzten Szene von The Shining verkommt? Zum Einen könnten sich die Entwickler mal in Erinnerung rufen, dass sie in diesem Genre die Spiele nicht unbedingt so extrem düster gestalten müssen. Von diesen Spielen gibt es schon genug—und bei denen muss man nicht mal wortwörtlich eine Wolke anschreien, um weiterzukommen. Die Mitarbeiter von Bethesda dürfen auf gar keinen Fall vergessen, die Albernheit ihres Schaffens zu zelebrieren. Wenn im nächsten Teil der Elder Scrolls-Reihe versucht wird, das Ganze noch ernsthafter und trostloser als Skyrim zu machen, dann wird einem die Spielerfahrung so viel Vergnügen bereiten wie das Verpassen des letzten Busses bei strömendem Regen.

Nichts macht depressiver als Kälte. Da das „Schnee-Spiel" jetzt allerdings abgehakt ist, kann sich Bethesda wieder darauf konzentrieren, etwas Fröhlicheres zu programmieren. Die ganze Gewalt, das ganze Drama, die ganzen Intrigen und die ganzen Attentate können ruhig beibehalten werden, denn sie sind für den Spielspaß enorm wichtig. Wenn man diese Aspekte jedoch in einem Umfeld präsentiert, das genauso trostlos daherkommt wie die darin enthaltenen Dinge, dann bleibt nur ein ermüdendes Erlebnis übrig, dem nichts mehr von dem anhaftet, was solche Spiele eigentlich erst interessant macht.

Bethesda kann natürlich auch meine Erwartungen erfüllen und ein neues Elder Scrolls-Spiel enthüllen, dessen Schauplatz ein ödes Wüstenland ist, in dem du und alle deine Mitspieler ständig befürchten müssen, von einem Virus wie der Vogelgrippe dahingerafft zu werden. Und natürlich wird das zweite Level unmöglich zu erreichen sein—eine harte Lektion, die man für teures Geld lernen muss.

Vielleicht werden wir aber auch alle überrascht und es wird Modern Wolfenstein 2: Rise of Robo-Goebbels vorgestellt.