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Hitler ist nicht mehr Ehrenbürger der Stadt Tegernsee – und Braunau und Goslar und ...

Ach ja; und auch Reichspräsident Paul von Hindenburg verlor in Tegernsee seine Ehrenwürden.

Foto: imago | United Archives International

Erst vor wenigen Monaten hatten Schüler die Gemeinde Uetersen in Schleswig-Holstein blamiert, als sie nach über einem Jahr beständiger Recherche entdeckten, dass Adolf Hitler 70 Jahre nach Kriegsende immer noch Ehrenbürger ihrer Gemeinde war. Für ihre Zivilcourage wurden die Schüler des Ludwig-Meyn-Gymnasiums vom Bürgermeister geehrt und Adolf Hitler als verdienstvolle Persönlichkeit aus den Stadtbüchern getilgt.

In der Summe brachte es der Führer zu Lebzeiten auf rund 4.000 Kommunen in Deutschland, von denen er mit der Ehrenbürgerwürde versehen wurde. Die meisten dieser Kommunen revidierten im Laufe der Nachkriegsjahre ihre Entscheidung—das oberbayerische Tegernsee nicht. Bis jetzt. Denn wie die Tegernseer Stimme berichtet, hat der Stadtrat am Dienstagabend einstimmig beschlossen, die 71 Jahre lang verpasste Chance nun nachzuholen. Bei dieser Gelegenheit wurden dem einstigen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg die Ehrenwerten auch gleich mit entzogen.

Ähnlich wie im Fall der Gemeinde Uetersen erklärt sich auch die Verzögerung in Tegernsee mit der fälschlichen Annahme, dass die Ehrenbürgerwürde automatisch nach dem Tod einer Person verfalle. Nun, das tut sie offensichtlich nicht. Das scheint ein gängiger Fehler zu sein. 2013 wurde der Fauxpas bei der ebenfalls oberbayerischen Gemeinde Dietramzell bekannt, genauso wie in Goslar und 2011 in Amstetten.

Zur Verteidigung ließe sich sagen, dass die lokalen Kommunen Besseres zu tun hätten, als ihre Archive nach „fragwürdigen" Ehrenbürgern zu durchforsten, doch wenigstens Braunau als Geburtsort des Führer hätte Eins und Eins zusammenzählen und einen Blick in seine Historie werfen können. Bis 2011 war Hitler nämlich auch noch in Braunau ein Ehrenbürger.