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Hasen, Hasen und viel zu viele Hasen

Das passiert, wenn einen irgendwann der Wahnsinn packt und man sich das weltweit größte Museum für Hasen einrichtet.

Candace Frazee und ihr Mann Steve Lubanski machten ihr Haus vor 14 Jahren zum öffentlichen Museum. Seitdem hatten sie mehr als 18.000 Besucher – tatsächlich war ich der 18.385te Besucher – die alle kommen, um sich ihre Sammlung aus über 28.000 Objekten zum Thema Häschen anzuschauen. Ihr zu Hause in Pasadena ist damit das einzige Häschenmuseum der Welt.

Die beiden halten gleich zwei Rekorde für die meisten Häschen–Gegenstände im Guinness-Buch der Rekorde (die sie beide im Jahr des Hasen gewannen). Außerdem erschienen sie in zahlreichen Artikeln über merkwürdige Sammlungen. Ihr Zuhause ist ein lebendiges Museum, was bedeutet, dass sie das Zimmer, das mit Kuscheltierhasen übersät ist, zum Fernsehen benutzen und das mit den lebenden Hasen ist die Küche, in der sie kochen und essen. Der Eintritt ist 365 Tage im Jahr gratis, vorausgesetzt man meldet sich vorher an. An Feiertagen machen sie die Türen für jeden auf, der „vorbeihüpfen“ möchte.

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Candace ist eine Dame mit froher Natur, die immer Lippenstift trägt und wenn sie spricht, dann klingt das wie eine Mischung aus Profi–Schauspielerin und quietschendem Teenager. Wenn sie sich über etwas freut—das kann auch nur ein Besucher sein, der zur Tür hereinkommt, oder wenn sie gerade die zwei gerahmten Urkunden an der Wand erklärt—kreischt sie. Man könnte glauben, im Häschenmuseum ginge es nur um Hasen und zu einem gewissen Grad liegt man da richtig. Es gibt Bereiche, die Häschen in Schneekugeln gewidmet sind, Hasen aus dem Südwesten der USA, Babys, die als Häschen verkleidet sind, und sogar einen Elvis–Hasen. Falls man aber kommt, um etwas über die Geschichte der Hasen in der Folklore, oder die Anatomie des Hasen zu lernen, hat man kein Glück. Denn in diesem Museum geht es nicht wirklich um Häschen, es geht um Steves und Candaces Leidenschaft.

Das Paar lernte sich 1992 kennen und beide waren sofort verliebt ineinander. „Ich fing damit an, Steve mein ‚süßes Häschen’ zu nennen“, sagt Candace. „Und er mochte das. Daraufhin versuchte er, mir ein Plüschhäschen zu kaufen, aber er konnte nirgendwo eins finden. Teddybären gab es überall! Aber es gab keine Häschen! Letztendlich hat er ein Häschen in einem Blumenladen gefunden. Er bat die Leute im Blumenladen, den Hasen in einen Luftballon zu tun. Um an das Häschen zu kommen, musste ich den Ballon platzen lassen. Das war so dramatisch!“ Dieser Hase sitzt jetzt im ersten Bücherregal, das man sieht, wenn man reinkommt. Sie fingen damit an, sich gegenseitig Häschen an Jahrestagen und zum Geburtstag zu schenken. Dann, als sie es nicht mehr aushielten zu warten, schenkten sie sich jeden Tag einen Hasen—als Zeichen ihrer Liebe. „Ich hätte ihn auch meinen kleinen Elefanten oder meinen kleinen Gorilla nennen können, dann wäre es jetzt ein Elefanten– oder Gorillamuseum“, erklärt Candace. „Ich habe mir das Tier nicht ausgesucht! Es war keine bewusste Entscheidung. Es war eine natürlicher Ausdruck unserer Liebe!“

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Es gibt noch eine andere Sache, die ein bisschen obsessiv ist: Candace trägt seit 20 Jahren jeden Tag Rot. Es ist verständlich, denn sie sieht wirklich umwerfend aus in Rot. „Ich bin all das, wofür Rot steht“, sagt sie. „Dynamisch. Lebhaft. Verwegen. Ich trage alle Symbole für Rot in mir!“

Sogar an ihrem Hochzeitstag hat sie Rot getragen. Der hatte—ja, richtig—Häschen zum Thema. Damals hatten sie noch kein Museum. Candace backte einen Möhrenkuchen, gekrönt von zwei Hasen und Steve überraschte Candace, indem er bei der Feier ein komplettes Hasenkostüm trug.

Noch was? Candace ist Expertin, was den Philosophen, Erfinder und christlichen Mysthiker Emanuel Swedenborg angeht. Sie bringt einen internationalen Newsletter über diesen Typen heraus und hat zwei Bücher über ihn geschrieben. „Swedenborg sagt, wenn wir sterben, gehen wir durch einen Tunnel hinunter in eine Welt, die fast genauso ist, wie diese hier oben, aber man lebt zusammen mit Leuten, die so sind wie man selbst.’ Im nächsten Leben verbindest du dich mit Leuten, die so denken wie du“, sagt sie. „Es ist so als ob du auf einer Party bist, auf der du dich nicht wohlfühlst und dann gehst du wieder.“

Im Häschenmuseum hat Candace einen Platz geschaffen, wo Tod nichts zählt. Nachdem sie von einem Prozedere gehört hatten, bei dem tote Haustiere trockengefroren werden, sendete das Paar ihre verstorbenen Hasen an einen „Bundesstaat, in dem jeder eine Waffe trägt und die Chemikalien legal sind.“ Nun stehen die konservierten Haustiere in einem Glasregal im Esszimmer. Sogar zerbrochene Häschenartefakte werden nicht einfach in die Mülltonne geworfen. Stattdessen haben die beiden draußen einen „Garten der zerbrochenen Träume“, in dem alle kaputten Häschen neben Rosenbüsche gelegt werden.

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Candace bietet uns ein Glas Wein an, holt ein vergoldetes Champagnerglas mit Häschenmotiven hervor und verkündet: „Ich werde euch jetzt Rabbit Ridges servieren.“ Ich kann mich nicht mehr länger zurückhalten und breche in Gelächter aus. Bald danach lachen wir beide hysterisch. „Mach dir keine Sorgen“, sagt sie. „Es wird nicht aus echtem Hasen hergestellt.“

In diesem Moment begreife ich, dass jeder Candaces Hasen–Kumpel werden kann, außer man ist zu verkatert um nachzudenken, bevor man preisgibt, dass man Kaninchenwurst am Morgen gegessen hat, wie ich es tat.

„Nein, sag das nicht! Es schmeckt nach Hühnchen und es ist nichts besonderes und niemand sollte Kaninchen essen. Warum sollte man das tun?“,  kreischt sie und wirft Logan, meiner Freundin und Fotografin, die mich begleitete, vorwurfsvolle Blicke zu. „Hast du diese Sünde auch begangen?“ Auf diese Frage antwortet Logan, dass sie niemals Kaninchen essen würde und zwingt mich damit dazu, mich zu erklären. „Es war ein heimisches Produkt vom Hollywood Bauernmarkt und es war komplett bio“, nuschele ich entschuldigend. „Ach so, das Kaninchen durfte also ein bisschen frei herumhüpfen!“, erwidert Candice. Sie und Logan lachen über mich. Jetzt bin ich nach Meinung von Candace nur noch ein halber Hasen–Kumpel.