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I can haz Kaffee und Kuchen

Wo kann man den Weltkatzentag besser verbringen als in einem Katzencafé?

So toll hat der Tag nicht angefangen. Der Wetterbericht verspricht bloß Temperaturwerte um die 20 Grad. Der Himmel ist bewölkt und es nieselt bereits. Echtes Hundewetter. Egal. Denn heute gibt es etwas zu feiern: Es ist Weltkatzentag.

Ich bin auf dem Weg zum vermeintlich besten Ort Berlins, um diesen Anlass zu feiern. Vor einer Woche hat in Neukölln das erste Katzencafé der Stadt eröffnet. Als ich um halb zwölf ankomme, ist von Feierlaune jedoch nichts zu spüren. Noch sind keine Gäste da. Die Tische und Bänke mit den kitschigen, blumigen Kissen sind noch leer. Niemand liest die Bücher, die erklären, warum Katzen die besseren Menschen sind. Der erhoffte Ansturm am Weltkatzentag bleibt aus. „Nee, wir machen heute nichts Besonderes. Die Katzen bekommen später ein paar Leckerlis und eine Schüssel Katzenmilch. Zu viel Hektik ist nicht gut für die Tiere“, versichert mir Andrea. Sie hat das Katzencafé gegründet. Die Idee dazu kam ihr beim Fernsehen. „Ich habe da mal was gesehen über so ein Café in Wien. Das war das erste Katzencafé in Europa. Da habe ich mir gedacht, das funktioniert doch auch in Berlin.“ In Japan sind solche Cafés schon seit Jahren sehr beliebt. Doch der Trend schwappte bereits letztes Jahr nach Deutschland. Nach München hat jetzt auch die Hauptstadt ihr eigenes Katzencafé.

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Zugegeben so toll, wie es klingt, ist es dann doch nicht. Der Gästeraum ist etwas klein, maximal 25 Leute finden hier einen Platz. Wer ein Rudel schmusefreudiger Katzen erwartet, ist hier fehl am Platz. Es ist, wie der Name schon sagt, ein ganz normales Café, das neben Kaffee und Kuchen auch zwei Katzen bietet. Im Berliner Katzencafé regieren Pelle und Caruso. Die beiden schwarzbraun gestreiften Kater tigern ab und zu mal unter den Tischen und Stühlen umher. Die meiste Zeit liegen sie aber faul auf ihrer Seite und kümmern sich wenig um das Geschehen um sie herum. Die beiden sind Brüder. Mehr als zwei Katzen hat das Amt nicht erlaubt. „Das ist auch gut so. Wir haben ja nicht so viel Platz und die beiden brauchen auch mal Ruhe“, sagt Andrea. Pelle ist der zutraulichere, Caruso dagegen ein wenig größer. Eigentlich kommt Andrea aus Rostock, stellt allerdings in Berliner Schnauze klar: „Caruso is der Chef von dit Janze.“ Das sagt sie mir gleich zweimal, damit ich es auch ja notiere.

Um kurz vor zwölf kommen endlich die ersten Gäste. Ina studiert in Berlin und wohnt gleich um die Ecke. Derzeit hat sie Besuch von ihrem kleinen Bruder Martin. Vom Weltkatzentag wussten beide nichts. Sie sind zum ersten Mal im Katzencafé. „Etwas kitschig ist das ja schon alles hier. Aber Katzen sind einfach das Beste, was es gibt“, erklärt mir Ina etwas verlegen. Sie bestellen sich Kaffee und Kuchen. Wie lange sie bleiben wollen, wissen sie noch nicht genau. „Mal sehen.“ Martin schnappt sich gleich ein Spielzeug und fängt an, Pelle aus der Reserve zu locken. Es dauert nicht lange, bis der nächste Gast kommt. Gerda ist 64 Jahre alt. Sie kommt alleine. „Ich bin extra aus Wilhelmsruh angereist.“ Sie braucht mit Bus und Bahn fast eine Stunde bis nach Neukölln. Die Frage danach, warum sie so einen weiten Weg auf sich nimmt, erübrigt sich: „Na wegen der Katzen. Ich habe selbst keine und finde das sehr schön hier, dass man mal eine Katze in Ruhe streicheln kann.“ Vom Weltkatzentag hat sie heute Morgen im Radio gehört, deshalb ist sie aber nicht gekommen. „Ich wollte schon mal vor ein paar Tagen herkommen, da war aber leider Ruhetag. Da war die ganze Fahrerei umsonst gewesen.“ Jetzt ist sie froh, ihren Latte Macchiato ganz weltmännisch unter Katzen trinken zu können.

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Zwar ist am Weltkatzentag vormittags noch nicht all zu viel los im Café, aber Andrea sagt, sie könne sich vor Arbeit kaum retten. „Es gibt einen richtigen medialen Hype um uns. Wir haben täglich den Laden voll.“ Deshalb arbeitet nun auch ihre Freundin Alex im Café. Mittlerweile gäbe es auch schon echte Stammgäste. Andrea erzählt: „Das sind oft junge Männer, auch ältere. Die kommen alleine und bleiben dann auch gerne zwei bis drei Stunden hier. Am Wochenende lag hier einer mit einer der Katzen auf dem Fußboden. Das ist teilweise ganz schlimm.“ Ihre Kundschaft sei aber dennoch breit gefächert.

In der Zwischenzeit ist ein Mann mittleren Alters in den Laden gekommen. Gelbes T-Shirt, schwarze fettige Haare. Er ist alleine. Ein Stammgast? Ich möchte mit ihm reden, er aber nicht mit mir. Als ich gehe, sind drei Tische besetzt. Es wirkt schon etwas bizarr, als jeder Gast gleichzeitig versucht, eine der Katzen zu sich herzulocken. Gerda ruft leise nach den Katern, Ina klopft gegen ihr Tischbein, Martin hat noch immer das Spielzeug in der Hand, und der Mann macht eigenartige Pfeifgeräusche mit seinen Lippen. Ich gehe mit einem Lächeln. Als ich vor dem Café stehe, ist auch das Wetter wieder besser. Die Sonne scheint nun durch die Wolken hindurch. Es ist ein schöner Weltkatzentag.

Fotos von Aljoscha Redenius

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