FYI.

This story is over 5 years old.

Drogen

Das ist passiert, als ich einen Weed-Eisbecher im Wert von 500 Dollar gegessen habe

Ich durfte nichts abgeben. Das wäre illegal gewesen.

Eis für Erwachsene | Foto: Rachel Rath

Die Begeisterung hielt sich in Grenzen, als ich meinen Plan ankündigte, einen gigantischen Weed-Eisbecher zu essen und dieses Unterfangen auch noch per Livestream bei Facebook zu übertragen. Einige befürchteten sogar, dass sich mein Vorhaben negativ auf die Pro-Eiscreme-Agenda von VICE auswirken könnte.

Aber die ganzen Miesepeter können mich mal. Ich hatte mir diese bescheuerte Idee ausgedacht, also musste ich sie auch durchziehen. Abgesehen davon hatte ich bereits eine 3.000 mg Dosis THC beim Dreh für die erste Folge Canadian Cannabis konsumiert, was sollten da ein paar Milligramm mehr schon ausrichten? Bis jetzt ist noch niemand am Cannabiskonsum gestorben und zufälligerweise weiß ich auch, dass wir hier noch nicht mal von einer ansatzweise rekordverdächtigen Dosis sprechen.

Anzeige

Als jemand, der Cannabis aus medizinischen Gründen konsumiert, habe ich irgendwann für mich festgestellt, dass Esswaren bei mir nur in sehr hohen Dosen "funktionieren"—und selbst dann würde ich die Wirkung als eher sanft bezeichnen. Warum? Ich habe keine Ahnung und wenn ich mir die Dosierungsempfehlungen von Health Canada so ansehe, dann die offensichtlich auch nicht. Während der Dreharbeiten zur neusten Folge Canadian Cannabis, bei der sich alles um Edibles—also essbare Cannabisprodukte—dreht, bin ich auf die Idee gekommen, einen Rieseneisbecher mit einer Auswahl der besten Cannabis-Süßigkeiten auf dem Markt zu kreieren, der mich an meine Grenzen bringen würde. Ich unterbreitete VICE meinen großartigen Einfall und gab an, dass ich etwa 500 Dollar benötigen würde, um die wahrscheinlich spektakulärste gefrorene Weed-Leckerei überhaupt zu erschaffen—und sie waren dabei!

Kannst du dir vorstellen, wie viel Spaß es macht, mit 500 Dollar in der Tasche für einen Eisbecher shoppen zu gehen? Wir gingen zur nächstgelegenen Cannabis-Apotheke, wo man uns mit Cannabis-Eiscreme versorgte (Root Beer Chocolate Chip musste schon sein) und ich mich an den Einkauf machte. Wie mir jeder, der schon Mal Edibles gekauft hat, bestätigen kann, dauert es wirklich nicht lange, bis man 500 Dollar ausgegeben hat. Die Preise rangieren von 10 Dollar für eine Packung mit zehn Gummibärchen mit jeweils 10 mg THC, bis hin zu 60 Dollar für ein Flasche Cannadrank mit 600 mg THC. Am Ende hatte ich einen Haufen Gummibärchen, drei Aufstriche, zwei Kuchenlollis, ein paar Müsliriegel, zwei Canna-Schokoladentafeln, eine Packung Grastörtchen, einen Fertigteig für Cookies, Qualtiätsgras und einen klassischer Weed-Brownie.

Anzeige

Als ich wieder zurück ins Büro kam, freuten sich plötzlich alle total, mich zu sehen. Leider musste ich meine Kolleginnen und Kollegen darüber informieren, dass ich als einziger Angestellter mit ärztlich bescheinigtem Zugang zu medizinischem Marihuana unter der strengen Anweisung stand,nichts mit niemanden zu teilen. Die Verantwortung, diese Tüte voller Leckereien zu konsumieren, lag also ganz bei mir und mir allein. Also bin ich in den großen Konferenzraum gegangen, habe es mir dort für meine private Eiscreme-Party bequem gemacht und in purem Egoismus gebadet.

Ich erschuf also meinen Rieseneisbecher und mehr als 63.000 Menschen schauten mir live auf Facebook dabei zu, wie ich ihn aufaß. Nachdem die Kameras aus waren, aß ich noch den Rest meines Eisbechers—übrig blieben nur das letzte Stück Brownie und etwas Eiscreme. Obwohl ich versucht hatte, alle Edibles in meinem Eisbecher einzubauen, machte mir die Zeit einen Strich durch die Rechnung und so blieben noch ein paar Dinge über. Da es mir ja strengstens verboten war, meine Süßigkeiten mit anderen zu teilen, entschloss ich mich dazu, den Rest im Laufe des Tages zu konsumieren.

Nachdem ich ein paar Meetings besucht und die restlichen Gummibärchen aufgegessen hatte, ging ich zum Abendessen nach Hause. Meine Frau und ich hatten die Kinder über Nacht anderweitig untergebracht, wir hatten also sturmfrei. Da ich wusste, dass ich noch die Cremetörtchen, einen Müsliriegel und das karamellisiertes Popcorn vor mir hatte, entschied ich mich für eine leichte Tofu-Brokkoli-Pfanne. Ich war zwar viel zu satt von dem ganzen Süßkram, um mehr als nur ein paar Bissen zu essen, aber eigentlich war mir mein Gericht ganz gut gelungen. Zum Nachtisch gab es dann die Törtchen.

Anzeige

Den Rest des Abends knabberte ich fröhlich weiter und schaffte am Ende alles bis auf einen Riegel mit dunkler Schokolade (weil ich den Geschmack eines Kindes habe) und den Cookie-Fertigteig (weil das einfach zu viel Aufwand für noch mehr Zucker und noch mehr Cannabis gewesen wäre). Das führt uns nun zu der großen Frage: Wie ging es mir?

Der Einkauf | Foto via Twitter

Die ehrliche Antwort lautet: Mir ging es gut. Also, versteht mich nicht falsch, ich spürte schon deutlich die Wirkung meiner Medizin, aber auch nicht so sehr, dass ich total außer Gefecht gesetzt gewesen wäre. Tatsächlich konnte ich an diesem Abend noch eine Folge meines Podcasts zusammenbasteln und schaffte es sogar, ein bisschen zu schreiben. Für jemanden, der den ganzen Tag fast ausschließlich raffinierten Zucker und THC zu sich genommen hatte, war ich in Topform!

Das führt mich dann wiederum zu der Frage, warum es hier so einen Aufstand um die Cannabis-Apotheken gibt? Panikmacher wie Torontos Stadtrat Joe Cressy wollen dir einreden, dass diese Verkaufsstellen eine Bedrohung für uns und unsere Gemeinschaft sind—sich allein auf die Tatsache stützend, dass die dort verkauften Güter noch immer illegal sind.

Aber hier saß ich nun, hatte mich gerade durch eine Ladung von so ziemlich allem gefressen, was in diesen Apotheken verkauft wird, und mir ging es gut. Selbst wenn du mir das nicht glaubst und selbst wenn du denkst, dass ich lüge, wie high ich eigentlich wirklich war: Im schlimmsten Fall war ich einfach nur stoned. Ich schreibe diese Zeilen nicht aus der Notaufnahme und tot bin ich schon gar nicht. Wenn der aktuelle Boom von Cannabis-Apotheken also so ein Problem ist, weil dort diese "gefährliche" illegale Droge verkauft wird, wo bleiben dann die Meldungen über die ganzen Überdosen? Ich habe in den letzten Jahren tatsächlich ein paar Freunde in dieser Stadt wegen Überdosen verloren, aber nie wegen Weed.

Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht davon höre, dass in Toronto eine neue Cannabis-Apotheke, ein Privatclub, Lieferservice oder anderes in irgendeiner Form mit Cannabis verbundenes Geschäft aufmacht. Es gibt mittlerweile mehr als 100 verschiedenen Grasverkaufsstellen in dieser Stadt. Und so sehr ich diese Welt auch durch eine smaragdgrüne Brille betrachte, weiß ich auch, dass das nicht nur aus einem öffentlichen Pflichtgefühl gegenüber Menschen wie mir so ist. Viel mehr zeigt es, dass es definitiv einen großen Bedarf nach einem Zugang zu Cannabis gibt, was gleichzeitig einen äußerst lukrativen Markt erschaffen hat. Nicht jeder, der sich auf diesem Markt breitmacht, wird das aus den "richtigen" Gründen tun, aber wie viele Menschen, egal in welchem Geschäftszweig, engagieren sich dort schon aus den "richtigen" Gründen? Ich mache mir hier viel mehr Sorgen um die Rechte der Verbraucher, anstatt ein Gesetz hochzuhalten, das definitiv überholt ist und nicht mehr dem Willen der Bevölkerung entspricht.

Die CBC hat sich letztens die Mühe gemacht, einen Undvercover-Journalisten loszuschicken, um zu demonstrieren, wie einfach es ist, ohne Attest an Cannabis zu kommen. Sie nahmen sich allerdings nicht die Zeit, die ganzen anderen Kunden zu fragen, warum sie es für notwendig sehen oder willig sind, auf diese Art an Cannabis zu kommen. Warum ist es für viele Menschen noch immer so schwer, an Cannabis als Medizin zu kommen? Und warum sind Menschen wie ich, die in dem legalen MMPR-Programm sind, noch immer darauf angewiesen, halblegale Cannabis-Apotheken zu besuchen? Das sind meiner Meinung die wirklich wichtigen Fragen, die hier gestellt werden sollten.