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Video: Psychisch kranker Flüchtling wird von Bürgerwehr in Supermarkt zusammengeschlagen

Danach wurde er an einen Baum gefesselt und die Polizei ließ die selbsternannten Ordnungshüter einfach vom Tatort verschwinden.

Der eigentliche Vorfall, bei dem vier Männer einen irakischen Asylbewerber aus einer Netto-Filiale in Arnsdorf zerrten und ihn mit Kabelbindern an einen Baum fesselten, ereignete sich am 21. Mai; doch erst vor einigen Stunden tauchte ein entsprechendes Video auf, das die Eskalation im Vorfeld dokumentiert:

Die selbsternannten Ordnungshüter sollen einer ortsansässigen Bürgerwehr angehören, mittlerweile ist die Identität von einem der Männer bekannt: Es handelt sich dabei um CDU-Gemeinderatsmitglied Detlef Oelsner. Vor einem Jahr kandidierte er noch um das Bürgermeisteramt. Auf Nachfrage der Sächsischen Zeitung erklärte er zum Vorfall: "Wir haben Zivilcourage gezeigt und hätten das bei jedem anderen ebenfalls getan. Auch wenn es ein Deutscher gewesen wäre."

Nur war der 21-jährige Mann kein Deutscher, sondern Iraker und zudem Patient des psychiatrischen Fachkrankenhaus Arnsdorf. Der gesamte Vorfall soll sich wie folgt ereignet haben: Am 20. Mai habe der Mann eine Telefonkarte in der Netto-Filiale an der Stolpener Straße gekauft, konnte diese aber nicht zum Laufen bringen. Daraufhin sei er am Folgetag gleich zwei Mal im Markt erschienen, um das Problem zu klären. Doch aufgrund sprachlicher Barrieren war es ihm nicht möglich, sich mit den Mitarbeitern adäquat zu verständigen. In beiden Fällen wurde die Polizei verständigt, die den hartnäckigen Mann zurück zum Krankenhaus brachte. Schließlich eskalierte die Situation, als der Asylbewerber abends um 18:00 Uhr zum dritten Mal in der Filiale auftauchte. "Als eine Streife wenig später eintraf, fanden die Beamten den jungen Mann mit Kabelbindern an einen Baum auf dem Parkplatz des Supermarktes gefesselt", erklärt Thomas Knaup, der Sprecher der zuständigen Polizeidirektion in Görlitz.

Laut Zeugenvernehmungen habe sich die Filialleiterin des Mannes und seiner, anscheinend nicht funktionierenden, Telefonkarte angenommen und dabei festgestellt, dass die Karte schlechtweg aufgebraucht war. Daraufhin soll der Mann aggressiv geworden sein, eine Weinflasche aus dem Regal genommen und damit die Mitarbeiter bedroht haben. Verletze gab es keine.

Der weitere Verlauf ist im Video zu sehen. Fraglich ist nur, weshalb eine Bürgerwehr und nicht die Polizei von den Mitarbeitern gerufen wurde und warum die Beamten, nach dem Eintreffen auf dem Parkplatz, die Männer einfach nur wegschickten.

Nun aber, über eine Woche nach dem Vorfall, wird nicht nur gegen den irakischen Asylbewerber wegen des Verdachts der Bedrohung ermittelt, sondern auch gegen die Mitglieder der Bürgerwehr wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung sowie des Überschreitens des Festhalte- und Festnahmerechts durch Jedermann.