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Florida klaut Obdachlosen die Decken

Der unsagbare Frevel, sich in Ermangelung einer Unterkunft vor Kälte schützen zu wollen, wird in Florida ab sofort als Gesetzesverstoß betrachtet. Das Ganze ist natürlich unglaublicher Nonsens.

Es gibt einen neuen Tumblr, der durch sogenannte Selfies with Homeless People bekannt wurde. Abgesehen von den wenigen Ausnahmen, in denen obdachlose Person wissentlich beteiligt sind, entstehen die meisten Fotos neben schlafenden oder weggetretenen Menschen. Bei diesem erbärmlichen Zeugnis der Idiotie unseres Jahrtausends werden verarmte und heimatlose Mitglieder unserer Gesellschaft für Hashtags und Likes bei Instagram missbraucht.

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Auch wenn die Köpfe der jugendlichen Fotografen wahrscheinlich mit Hundescheiße gefüllt sind, fügen sie den Obdachlosen nicht wirklich physischen Schaden zu. Aber zum Glück gibt es ja noch Florida, das seinem Ruf als Aggressor des Menschenverstandes und der juristischen Ratio wieder einmal alle Ehre macht. Im Zuge einer „Camping“-Verordnung, die letzten Sommer von der Stadt Pensacola verabschiedet wurde, werden Obdachlose kriminalisiert, wenn sie draußen schlafen und „sich neben oder in einem Zelt oder Schlafsack befinden bzw. auf Gegenständen wie einem Schlafsack, Karton, Zeitungen oder einer Art vorübergehender Unterkunft liegen bzw. von ihnen bedeckt werden.“

Foto via Flickr-User fotografar

Der unsagbare Frevel, sich in Ermangelung einer Unterkunft vor Kälte schützen zu wollen, kann natürlich nur als Gesetzesverstoß betrachtet werden. In einem vom Recht auf Selbstverteidigung besessenen Staat erstaunt es vielmehr, dass die Lizenz zum Töten noch nicht gegenüber Menschen auf der Straße ausgeweitet wurde. Warum genau ist es nochmal illegal, sich als Obdachloser zuzudecken, wenn es kalt ist? Sind Decken die neuen Vorboten von Seuchen und Tod? Möglicherweise. Der Stadtrat argumentiert, dass „Camping“ von Nachteil für die „Ästhetik, die sanitären Anlagen, die Gesundheit und die Sicherheit der Bürger“ von Pensacola sei.

Das Ganze ist natürlich unglaublicher Nonsens. Für das öffentliche Wohlergehen stellt ein Obdachloser eine weit kleinere Gefahrenquelle als ein bewaffneter Nachbarschaftswächter dar. Wenn sich der Staat tatsächlich Sorgen um seine Ästhetik macht, wäre es vielleicht an der Zeit, die weniger wohlhabenden Bürger zu unterstützen und endlich eine Einkommenssteuer einzuführen. Darüber hinaus spucken Obdachlose weder HIV noch Lava aus. Wahrscheinlich wirst du also nicht tot umfallen, wenn du in ihre Nähe kommst. Das haben sogar schon die Idioten begriffen, die Selfies mit ihnen aufnehmen.

Auf Change.org gibt es eine internationale Petition, bei der schon 10.000 Menschen für die Abschaffung des Deckenverbots unterschrieben haben.