Indiens stille Orte

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Indiens stille Orte

Eigentlich hat Indien ja einen Ruf als buntes und geschäftiges Land. Kate Goldings neues Fotobuch beweist jedoch, dass es dort auch anders zugehen kann.

Die Fotografin Kate Golding hat ein Gespür für Ruhe. Obwohl sie ihre Fotos oft an den hektischsten und überwältigendsten Orten der Welt schießt, schafft sie es immer, einen Moment der Besonnenheit einzufangen. Vor Kurzem hat sie ihr erstes Fotobuch mit dem Titel Within You Without You veröffentlicht. Die darin enthaltenen Bilder stellen eine meditative Erforschung Indiens dar—inklusive des Aschrams, in den sich die Beatles Ende der 60er Jahre zurückgezogen haben, als sie eine Pause von ihrem Ruhm brauchten.

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VICE: Wie kam dein Buch zustande?
Kate Golding: Ich bin 2013 nach Indien gereist und habe in diesem Zug auch alle Fotos geschossen. Ich hatte immer vor, irgendetwas mit diesen Fotos zu machen—ich wusste nur nie genau, was. Ich wollte einfach etwas durchziehen und vollenden, das für die ganze Welt zugänglich ist.

Welche Bedeutung hat der Titel?
Das ist eine kleine Hommage an das Lied der Beatles, denn einige Fotos wurden auch in dem Aschram aufgenommen, den sie 1968 besuchten.

Eigentlich wollte ich während meiner Reise hauptsächlich meine Yogaübungen und Meditationsfähigkeiten verbessern und neue Dinge erlernen. Man kennt ja Steve McCurrys Indien-Fotos, auf denen so viele Menschen und grelle Farben zu sehen sind. Damit habe ich auch absolut kein Problem, ich wollte das Land bloß nicht auf diese Art und Weise darstellen.

Das Thema Einsamkeit zieht sich wie einer roter Faden durch die Fotoreihe. Ist das Absicht oder ist das eher unterbewusst geschehen?
Ich konzentriere mich bei der Motivauswahl wohl eher auf Orte, wo nicht so viel los ist. Eine große Hasselblad ist auch keine Kamera, mit der man einfach so überall hinreisen kann. Wenn ich also zum Fotografieren unterwegs war, dann habe ich schon darauf geachtet, auch selbst ruhig und im Einklang mit meiner Arbeitsweise zu sein.

Ist die Fotografie für dich eine Erweiterung deiner Meditation oder etwas komplett Anderes?
Irgendwie ist das Buch für mich schon eine Art Meditation. Ich habe versucht, Fortschritte bei der Art und Weise zu machen, wie ich Dinge in eine gewisse Reihenfolge bringe. Manchmal sind sich die Bilder wirklich sehr ähnlich, aber man bemerkt dann doch minimale Unterschiede. Genauso fasst man bestimmte Gedanken während der Meditation auch anders auf.

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Ich finde das richtig interessant. So verhält es sich doch auch, wenn man sich eine bestimmte Erinnerung ins Gedächtnis ruft und diese Erinnerung damit verändert.
Absolut. Das kann ebenfalls passieren, wenn eine andere Person davon erzählt. Ich weiß nicht, ob dir das auch schon mal passiert ist, aber wenn ich meinen Eltern eine Geschichte aus meiner Kindheit erzähle, dann meinen sie oft, dass das so überhaupt nicht abgelaufen ist. Dann denke ich mir: „Wow, ich habe da jetzt mein ganzes Wesen darauf aufgebaut und es ist gar nicht so geschehen."

Within You Without You kannst du dir auf Kates Website bestellen.

Das Interview führte Ben Thomson.