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The Photo Issue 2016

Die VICE Photo Issue 2016 ist da

Steife Knie, blaue Flecken, Sehnenentzündungen. Unsere Fotografinnen haben alles gegeben, um diese Fotos zu schießen.

Foto von Highlyann Krasnow und Mel Stones

Aus der Fotoausgabe 2016

So etwas wie Ungeduld kann es in der Fotografie nicht geben. Sie erfordert mehr Durchhaltevermögen als ein Behördengang und schlaucht ganz schön. Vor dem perfekten Foto kommen steife Knie, blaue Flecken am Schienbein, Sehnenentzündungen—und erst dann kommt hoffentlich der Erfolg.

Ich schreibe das, weil unsere diesjährige Fotoausgabe kein übergreifendes Thema hat—zumindest hatten wir keins im Sinn. Doch wenn ich jetzt das Endergebnis betrachte, sehe ich darin eine Würdigung des geduldigen Auges. Das Auge, das einen Moment der Gnade zwischen zwei Menschen in furchtbaren Umständen einfängt. Das Auge, das eine neue Wahrheit erzählt.

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Und all diese Augen gehören dieses Jahr Frauen.

Bevor das jetzt zu einer gönnerhaften „Frauenpower"-Schlagzeile verwurstet wird, möchte ich erklären, wie es dazu kam. Seit es Fotografie gibt, spielen Frauen eine zentrale Rolle in dieser Kunstform. Frauen schleppten Ausrüstung, atmeten die Dämpfe der Dunkelkammer und kämpften um die seltenen Galerieplätze, lange bevor sie wählen, ins All fliegen oder Marathons laufen konnten, ohne dass ihnen davon die Gebärmutter herausgefallen wäre. (Das glaubten Ärzte früher wirklich, und dies würde schließlich der Frau „ihren wahren Daseinszweck" rauben.)

Anders gesagt: Die Perspektiven der Frauen sind nicht neu—wir sind es nur nicht gewohnt, sie öffentlich zu teilen. Wenn Geduld die Tugend des Fotografen ist, dann ist die besondere Geduld der Fotografin erst recht eine Ehrung wert. Sie wurde lange ignoriert, doch ich sehe sie in dieser Ausgabe würdig repräsentiert.

Auf diesen Seiten findest du Werke von 24 Fotografinnen, darunter Veteraninnen und relative Neulinge. Izumi Miyazaki, die mit 15 bekannt wurde und heute 18 ist, erforscht weiterhin ironisch Stereotypen. Endia Beal stellt in Am I What You're Looking For? junge Afroamerikanerinnen dar, die nach dem Schulabschluss versuchen, eine Brücke zwischen ihrer Identität und den gesellschaftlichen Erwartungen zu schlagen. Die umtriebige, preisgekrönte Jill Freedman, die "immer gern mit Jungs gespielt" hat, zeigt uns, warum sie Jungs immer noch mag, und setzt damit ihre 50-jährige Karriere als New Yorker Fotografin fort.

Die Künstlerinnen dieser Ausgabe beweisen, dass es bei der Geduld der Fotografin um mehr geht als ums Stillsitzen. Es ist ein Zustand der geschärften Sinne, des vorsichtigen Herantastens, der Suche nach Erhabenem inmitten von Banalität. In einer Zeit, in der die Menschen oft Inhalte nach Umfang und nicht nach Qualität beurteilen, freuen wir uns, zeigen zu können, dass das alte Sprichwort zutrifft: Gut Ding will Weile haben.

—ELIZABETH RENSTROM, PHOTO EDITOR VICE US